Bianca Exklusiv Band 243
soll.“
Der Anwalt war so überrascht, dass es Nicole schon peinlich war.
„Tut mir leid“, fuhr sie fort. „Mir ist natürlich klar, dass Sie nichts mit Stellenvermittlung zu tun haben. Aber Sie haben mir mehrmals angeboten, mich an Sie zu wenden, falls ich Hilfe brauche. Und Sie haben zu vielen Geschäftsleuten in der Stadt Kontakt.“
Er winkte ab. „Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Mrs McNally. Ihr Stiefvater war nicht nur mein Klient, sondern auch mein Freund. Ich helfe seinen Angehörigen gern auf jede erdenkliche Art und Weise. Ich war nur sehr überrascht, dass Sie arbeiten wollen. Kümmert Logan sich nicht um Ihre finanziellen Bedürfnisse?“
Das waren die einzigen Bedürfnisse, um die er sich kümmerte. „Natürlich tut er das. Ich möchte einfach arbeiten.“
„Nun, lassen Sie mich überlegen. Sie führen seit geraumer Zeit die Bücher von Belle Rouge , nicht wahr?“
Nicole nickte.
„Eine unserer Buchhalterinnen wird demnächst gehen“, fuhr er fort. „Sie erwartet ein Kind, und wir müssen sie ersetzen.“
Er betrachtete Nicole durch seine Brille vom Scheitel bis zur Sohle. Am liebsten hätte sie ihm erklärt, dass ihr Körper nichts mit ihrer Arbeitskraft zu tun hatte, doch sie schwieg, weil sie die Stelle wollte. Und sie war ohnedies längst zu dem Schluss gekommen, dass alle Männer wie Schlangen waren. Man vermied es am ehesten, von ihnen gebissen zu werden, wenn sie sich nicht bedroht fühlten.
„Nun, jede Firma hat eigene Arbeitsmethoden, aber Sie werden sich bestimmt bald einarbeiten. Könnten Sie nächste Woche anfangen?“
„Sie wollen mich einfach so einstellen?“, fragte sie verblüfft.
Thorndyke stand lächelnd hinter dem Schreibtisch auf. „Kommen Sie, Mrs McNally. Ich mache Sie mit unseren Mitarbeitern bekannt.“
9. KAPITEL
Durch ein Fenster des Arbeitszimmers sah Logan zu, wie Nicole den Wagen in der Einfahrt abstellte und die Stufen zum Haus heraufkam. Ein kaffeebraunes Kleid schmiegte sich um ihre Gestalt, und durch die hohen Absätze wirkten die schlanken Beine noch länger. Offenbar war sie nicht nur zum Einkaufen weggefahren.
Bei seiner Rückkehr aus den Feldern vor einer Stunde war sie nicht hier gewesen. Er hatte Darcy gefragt, wohin seine Frau gefahren war, doch die Haushälterin war ihm ausgewichen. Sie mochte ihn noch immer nicht und vertraute ihm auch nicht. Gelegentlich kam er in Versuchung, sie zu entlassen, tat es dann aber doch nicht. Sie gehörte zu Belle Rouge . Unerklärlicherweise wollte er den Respekt der Haushälterin gewinnen.
Er wartete fünf Minuten darauf, dass Nicole zu ihm ins Arbeitszimmer kam. Doch die Zeiten waren vorüber. Sie suchte seine Nähe nur noch, wenn es unvermeidlich war. Und er störte ihre Privatsphäre nicht, auch wenn er Nicole schrecklich vermisste.
Heute hatte er noch mehr als sonst an sie gedacht und so gut wie keine Arbeit geschafft. Schließlich hatte er Leo gesagt, dass er aufhörte. Das Haus hatte er leer vorgefunden, und es machte ihm Angst, wie sehr sie ihm fehlte.
„Wie lang dauert es noch bis zum Abendessen, Darcy?“ Nicole sah der Haushälterin über die Schulter. „Ich habe Hunger.“
„Ungefähr zwanzig Minuten.“ Darcy briet Okra in der Pfanne. „Ich beeile mich, damit dir der Appetit nicht wieder vergeht, bevor ich das Essen auf den Tisch stelle. In letzter Zeit isst du wie ein Vögelchen.“
Nicole rang sich ein Lächeln ab. „Von jetzt an werde ich wieder mehr essen.“
Die Haushälterin betrachtete sie zweifelnd. „Und wieso, wenn ich fragen darf? Ich habe dich vergeblich zum Essen gedrängt, und jetzt hast du auf einmal Hunger?“
Nicole ging zum Kühlschrank und schenkte sich ein Glas Wasser ein. Nachdem sie getrunken hatte, erklärte sie: „Ich habe eine Neuigkeit.“
Die Haushälterin stemmte die Hände in die Hüften und wandte sich vom Herd ab. „Hoffentlich eine erfreuliche. Hat Mr Logan beschlossen, auf die Plantage zu verzichten und nach Shreveport zurückzufahren?“
„Ich weiß, dass Sie sich das wünschen, Darcy, aber dazu wird es bestimmt nicht kommen.“
Beim Klang von Logans Stimme drehten sich beide Frauen um.
Die Haushälterin war nicht im Geringsten verlegen, weil er sie ertappt hatte. Nicole blieb nicht so ruhig, zumindest nicht innerlich. Das konnte sie nicht, wenn Logan den Blick langsam über sie wandern ließ.
„Was ist das denn für eine Neuigkeit, Nicole?“
Schlagartig wurde sie nervös. Obwohl Logan vor dem Gesetz ihr Ehemann war,
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