Bianca Exklusiv Band 243
dass auch er nicht sonderlich auf Logan geachtet hat. Dann hinterging ihn eine Frau in Shreveport, und danach … Er kam wohl zu dem Schluss, dass niemandem etwas an ihm liegt. Und darum will er für niemanden etwas empfinden.“
„Wenn das seine Einstellung ist, Schatz, solltest du endlich aufwachen und die Dinge sehen, wie sie sind. Er meint es eben nicht ernst.“
„Das weiß ich“, bestätigte Nicole niedergeschlagen.
„Gut. Dann nimm es nicht persönlich. Millionen Männer auf der Welt sind wie er. Sie wollen und brauchen nur sich selbst, sonst niemanden.“
Nicole stand auf und trat an das Fliegengitter, mit dem die Veranda geschützt war. Wenige Meter von ihr entfernt drängten sich zwei Vögel an der Vogeltränke. „Du hast recht, Amelia, aber dadurch wird es für mich nicht leichter.“
„Du kannst niemanden zwingen, dich zu lieben, Nicole“, gab ihre Freundin zu bedenken. „Ein Mann liebt dich, oder er liebt dich nicht.“
Und Logan liebt mich nicht, dachte Nicole. „Du hast auch in diesem Punkt recht.“ Sie drehte sich verzweifelt um. „Was mache ich bloß, Amelia? Ich muss hier bleiben, bis unsere Abmachung gültig wird. Das sind noch fünf Monate. Ich kann aber nicht in diesem Haus leben und mich die ganze Zeit grämen. Wenn Logan abends heimkommt, ist es die reinste Qual!“
„Warum suchst du dir keine Arbeit?“, schlug Amelia vor. „Das willst du doch schon seit dem College. Was hält dich zurück?“
„Ich werde in wenigen Monaten umziehen und weiß noch nicht wohin. Kein Arbeitgeber stellt jemanden ein, der keinen festen Wohnsitz hat.“
Amelia überlegte und lächelte plötzlich. „Wie wäre es mit Natchitoches? Ich wünsche mir seit langer Zeit, dass du in meiner Nähe lebst. Die Stadt bietet viel. Und du findest dort bestimmt jemanden, der eine Buchhalterin braucht.“
Nicole setzte sich wieder auf die Liege. „In Natchitoches wollte ich schon früher arbeiten. Jetzt halte ich es aber für besser, weiter wegzugehen. Du kannst dir den Grund denken.“
„Warum? Es ist doch schlimm genug, wenn dieser Mann dich aus deinem eigenen Zuhause vertreibt. Wieso willst du dir von ihm auch noch vorschreiben lassen, wo du lebst?“
Nicole überlegte und kam zu dem Schluss, dass ihre Freundin recht hatte. „Ich könnte mich an Thorndyke wenden. Er und seine Partner kümmern sich schon seit Jahren um die Angelegenheiten von Belle Rouge . Und er hat mir mehrmals seine Hilfe angeboten. Vielleicht kann er mir Arbeit besorgen.“
„Das klingt schon mehr nach der Nicole, die ich kenne“, meinte Amelia aufmunternd. „Fahr doch heute Nachmittag zu ihm. Du musst dich ablenken und aus dem Haus kommen.“
Nicole sah ein, dass Arbeit für sie genau richtig war. Früher war es ihr einziges Ziel gewesen, Buchhalterin zu werden, eine Stelle zu finden und unabhängig zu sein. Jetzt wäre sie durch Logans Liebe glücklich geworden – und durch seine Kinder. Am liebsten hätte sie ihm ein Zuhause und eine Familie geschenkt. Doch das waren unerfüllbare Wünsche.
Vielleicht fand sie eines Tages Liebe und hatte auch eine Familie, doch nicht mit Logan. Damit musste sie sich abfinden.
Sie stand auf. „Komm, gehen wir ins Haus“, sagte sie zu Amelia. „Darcy hat bestimmt Eistee gemacht. Wir trinken ein Glas, und ich rufe bei Thorndyke an und erkundige mich, ob er heute Nachmittag Zeit für mich hat.“
„Ich folge deinen Spuren, Schatz.“
„Ich freue mich sehr über Ihren Besuch, Mrs McNally. Wenn ich kann, helfe ich gern meinen Klienten.“
Nicole stand Thorndyke am Schreibtisch gegenüber und zog den Rock tiefer. Logans Worte fielen ihr ein.
Vermutlich hat er überlegt, was du darunter trägst und wie lange es dauert, bis er ans Ziel kommt …
Am liebsten hätte sie ihn für diese Bemerkung umgebracht. Stattdessen war sie in seinen Armen gelandet. Doch jetzt wollte Logan ihr nie wieder so nahe kommen.
„Vielen Dank, dass Sie sich für mich Zeit nehmen, Mr Thorndyke.“
„Hoffentlich gibt es kein juristisches Problem mit der Vereinbarung, die Sie und Mr McNally vor einigen Wochen unterschrieben haben“, meinte er lächelnd. „Mr Denton hat Ihnen erklärt, dass der Vertrag für Sie beide bindend ist.“
Allein schon bei dem Gedanken an die Vereinbarung fröstelte sie. „Mein Besuch bei Ihnen hat nichts mit dem Vertrag zwischen meinem Mann und mir zu tun. Ich möchte als Buchhalterin arbeiten und hoffe, dass Sie mir einen Tipp geben könnten, wo ich mich bewerben
Weitere Kostenlose Bücher