Bianca Exklusiv Band 243
weil Vater einen Herzanfall hatte.“
Annabelle zog die Hände zurück und starrte auf den Boden. „Das ist ein ehrenwerter Grund.“
„Ja“, stimmte er zu, doch spürte er gleichzeitig, wie die Abneigung gegen ein solches Leben wieder in ihm wuchs. Jetzt aber durfte er seinem Ärger nicht Luft machen. „Damals schien das ein guter Grund zu sein, doch ich bin nicht sicher, dass dem immer noch so ist. Weißt du, warum er einen Infarkt bekommen hatte? Aus Stress.“
„Es muss sehr beruhigend für deinen Vater gewesen sein, zu wissen, dass du da bist und dich um das Geschäft kümmerst.“
Annabelle hielt den Blick weiterhin gesenkt, während Adam aufgesprungen war. Unruhig lief er auf und ab. Niemand würde ihn verstehen.
„Ich gehe fort.“ Das war alles, was er hervorbrachte.
„Vielleicht gibt dein Vater dir Extraurlaub. Einen Monat oder den ganzen Sommer. Dann könntest du doch zu dieser Insel fahren …“
Einen Augenblick lang sahen sie sich schweigend an. Annabelle war unruhig, doch gleichzeitig hoffte sie, Adam überzeugen zu können.
Der aber lachte bitter auf. „Ein Sommer, das wird nicht reichen. Ich möchte den Beruf richtig lernen.“ Er warf Annabelle einen durchdringenden Blick zu. Wenn sie ihn doch nur verstehen könnte!
„Ich habe mich entschieden, Belle. Und das hätte ich schon lange tun sollen. In der Firma ersticke ich.“ Irgendwie hatte er das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen. Unkontrolliert sprudelten die Worte hervor, bevor er sich wieder zusammennahm. „Ich möchte gern, dass du mein Boot siehst“, fuhr er ruhiger fort. „Kommst du morgen mit mir?“
„Nein.“
„Warum nicht?“
„Ich muss arbeiten.“
„Morgen ist doch Sonntag.“
„Das spielt keine Rolle. Ich habe mein Geschäft gerade erst eröffnet, da kann ich es mir nicht aussuchen.“
Annabelle hatte schnell und leise, aber entschieden gesprochen. Wie Adams Vater. Und das Thema war immer das gleiche: Arbeit, Arbeit und noch mal Arbeit! Blieb denn da gar kein Platz für menschliche Gefühle?
„Jeder hat das Recht auf einen freien Tag, Belle, du auch. Und wenn du erst einmal das Boot gesehen hast, kannst du dir bestimmt besser vorstellen, warum mir so viel daran liegt.“
Wieder senkte Annabelle den Blick.
„Adam, ich möchte nicht.“
„Warum nicht?“
Sie zuckte mit den Schultern.
Adam tat alles, um die aufkommende Wut zu unterdrücken. War das denn alles? Ein Schulterzucken? Er offenbarte Annabelle seine geheimsten Sehnsüchte, da er geglaubt hatte, sich endlich jemandem mitteilen zu können. Doch jetzt fragte er sich, ob das nicht nur eine Illusion gewesen war. Vorhin, als sie sich geküsst hatten, schien sich auf einmal ein ganz neues Leben aufzutun, doch jetzt …
Er hatte ihr von seinen Träumen erzählt, denn ohne Ehrlichkeit wäre es ganz falsch gewesen, weiterzumachen. Er würde sie verlassen und konnte nicht einfach so tun, als würde dieses Vorhaben nicht existieren. Annabelle war ihm zu wertvoll, er konnte unmöglich eine einzige Nacht mit ihr verbringen und ihr dann einfach den Rücken kehren.
„Belle“, versuchte er erneut, die Lage zu klären. „Du hattest heute einen großen Erfolg. Dazu kommt der Champagner. Ich glaube, das hat uns ein wenig den Kopf verdreht.“
Annabelle wollte etwas einwenden, doch Adam schüttelte den Kopf. „Nein, bitte hör mir zu. Ich werde von hier fortgehen, und deshalb scheint es mir nicht der richtige Augenblick zu sein, aus unserer Freundschaft ein … nun, etwas anderes zu machen.“
Er schaute ihr tief in die Augen und hoffte, dass sie ihn verstehen möge. „Ich möchte nicht unfair zu dir sein. Wenn wir heute Nacht miteinander schlafen, dann wäre das nicht richtig. Du bist ein zu anständiger Mensch, um dich auf ein Abenteuer für eine Nacht einzulassen.“
Die unterschiedlichsten Gefühlsregungen überkamen Annabelle. So würdevoll wie möglich stand sie auf und erklärte mit fester Stimme: „Bestimmt hast du recht, Adam. Wir sind ein wenig zu weit gegangen, wahrscheinlich war es der Champagner.“ Sie lächelte zaghaft. „Ich gehe jetzt lieber wieder nach Hause. Lia ist ja ganz allein zu Hause. Ich habe vorhin gar nicht daran gedacht, das war sehr unvorsichtig von mir.“
Adam strich sich unruhig über die Stirn. Offenbar gefiel es ihm nicht, dass Annabelle sich so schnell zurückzog. „Mach dir keine Sorgen um Lia. Es ist ja nicht weit von hier, und wir würden es schon mitbekommen, wenn es ein Problem gäbe. Also setzt dich
Weitere Kostenlose Bücher