Bianca Exklusiv Band 243
… Erinnerst du dich noch an das Boot, von dem ich dir erzählt habe?“ Er zögerte einen Augenblick, bevor er entschlossen fortfuhr. „Ich habe es gekauft. Es heißt Far Horizon . Den ganzen Tag gestern habe ich damit verbracht, den Rumpf zu streichen.“
Annabelle konnte unmöglich verstehen, worauf er hinauswollte. Doch auf einmal verspürte Adam das drängende Verlangen, sich jemandem mitzuteilen, mit jemandem seine geheimsten Sehnsüchte und Wünsche zu teilen. Wie oft schon hatte er mit einer Frau geschlafen, ohne dass dabei Liebe im Spiel gewesen war? Wie oft schon hatte er sich unverstanden gefühlt? Jetzt endlich konnte er darüber sprechen.
„Ich habe das Boot in meiner freien Zeit repariert, deswegen hast du mich so selten gesehen. Ich will unbedingt segeln. Kennst du Catalania Island?“
Annabelle schüttelte den Kopf.
„Die Insel liegt vor der kalifornischen Küste. Es gibt dort Schwärme von Delfinen, und sogar Wale ziehen vorbei. Die Touristen fahren in Booten hinüber, deren Rümpfe große Panoramascheiben haben, damit man das Leben unter Wasser beobachten kann. Ach, Annabelle, dorthin möchte ich segeln, um dann Fotos zu machen.“
Die junge Frau lächelte ihm zögerlich zu, und Adam hoffte, dass dieser Abend doch noch gut endete. Vorhin hatte er einsam vor dem Haus gesessen und in die dunkle Nacht gestarrt. Er hatte ein schlechte Gewissen, da er Collier Bay um jeden Preis verlassen wollte.
Fotografieren unter Wasser war immer sein größter Traum gewesen, und jetzt hatte er das Boot und die Ausrüstung dafür. Außerdem hatte er Kontakt zu John McCleeland aufgenommen, der der größte Spezialist für Dokumentarfilme in diesem Bereich war. Er hatte sich einverstanden gezeigt, Adam auf die nächste Expedition mitzunehmen.
„Soll das heißen, dass du demnächst zu dieser Insel aufbrichst?“, fragte Annabelle unsicher. „Gibt dein Vater dir denn frei?“
„Nein!“ Adams Vater wollte nichts von den Träumen seines Sohnes hören. Sam Garrett hatte sie als verrückte Hirngespinste abgetan, als Adam ihm davon erzählte, dass er nichts mehr wünschte, als Kameramann oder Fotograf auf den Expeditionen von McClelland zu werden. Schnell hatte die Unterhaltung in einem Streit geendet. Und seitdem hatten sie nicht mehr darüber gesprochen.
Adam fürchtete, dass sein Vater erneut einen Herzanfall erleiden würde, wenn er weiterhin darauf bestünde. Aber sechzig Stunden Arbeit pro Woche gehörten auch nicht gerade zu dem Leben, das er sich vorgestellt hatte. Er hatte versucht, sich zu fügen, aber auf die Dauer hatte er einsehen müssen, dass das nichts für ihn war. Langsam erstickte er daran.
Er hatte geglaubt, dass er alle Brücken abbrechen müsste, um seinen Traum zu verwirklichen. Doch jetzt, als er so neben Annabelle auf der Veranda saß, wurde ihm klar, dass diese Sehnsüchte der Beginn einer wunderbaren Zukunft sein könnten. Nur musste es ihm gelingen, sie zu teilen.
„Ich werde nicht einfach Ferien nehmen, Belle“, antwortete er schließlich. „Ich verlasse die Firma.“ Und dann erzählte er ihr von der bevorstehenden Expedition und dem ersten Vertrag, den er mit McClelland abgeschlossen hatte.
„Wie lange wirst du fort sein?“ Es war nur zu deutlich, dass Annabelle von dieser Nachricht mehr als überrascht war.
„Nicht sehr lang“, gab Adam unsicher zurück. „Nur einige Monate.“ Er versuchte zu lächeln. „Als ich auf die Hochschule gegangen bin, war ich länger fort.“
„Aber dein Vater wird jemand anderen einstellen.“
„Das macht nichts.“
„Ist es dir wirklich egal?“
„Ja. Schau mal, Annabelle, Catalania Island ist doch nur der Anfang. Es gibt so vieles auf der Welt zu entdecken, das können wir uns gar nicht vorstellen. Und ich möchte das alles fotografieren. Zum Beispiel die Riesenschildkröten auf den Galapagos-Inseln …“ Adam strahlte. Jahrelang hatte er davon geträumt. „Und McClelland gibt mir eine Chance.“
„Es gibt so vieles zu entdecken …“ , murmelte Annabelle gedankenverloren. „Aber dein Job! Ich meine, wollte dein Vater dich nicht zu seinem Nachfolger machen?“
„Doch, aber ich will die Firma nicht.“
Annabelle runzelte die Stirn.
„Ja, so ist es“, wiederholte Adam. „Ich will nicht Firmenchef werden. Es hat lange gedauert, aber jetzt ist es mir endgültig klar geworden. Ich hätte es schon früher wissen müssen.“
„Sogar schon auf der Hochschule?“
„Ich bin eigentlich nur auf der Universität geblieben,
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