Bianca Exklusiv Band 243
sprachlos an. Überrascht war nicht das richtige Wort, wenn man das Gefühl beschreiben wollte, das sie empfunden hatte, als Adam die Verlobung angekündigt hatte. Aber durcheinander, atemlos, wütend oder hoffnungsvoll beschrieben es auch nicht hinreichend. Und als er sie danach geküsst hatte, hatte sie einen Moment lang geglaubt, dass es mehr als nur ein Spiel sei.
Sie und Adam Garrett. Ein heißer Schauer lief Annabelle den Rücken hinunter.
Es war dieser Kuss. Adam küsste einfach besser als … nun, als jeder andere Mann, den Annabelle jemals geküsst hatte. Nicht, dass sie besonders viel Erfahrung gehabt hätte, und doch … Seine Lippen hatten sich wie damals angefühlt, wie an jenem Abend vor sechs Jahren. Sie hatte einfach keinen klaren Gedanken mehr fassen können, zu sehr hatte sie seine Nähe erregt.
Doch jetzt hatte sie einen klareren Kopf. Das letzte Mal, als Adam sie geküsst hatte, hatte er danach eine lange Rede gehalten, die nur auf einen Satz hinauslief: Lass uns gute Freunde bleiben. Für Annabelle war das wie eine kalte Dusche gewesen. Dieses Mal hatte er es nicht ausgesprochen, doch sein Blick hatte eine klare Sprache gesprochen. Lass uns dieses Spiel spielen, hatte er ihr sagen wollen, als er auf sie zugekommen war, um die Ankündigung zu machen. Das war alles, was Adam konnte: ein Spiel spielen. Und so hatte er sie den ganzen Abend über im Arm gehalten und zärtlich angeschaut. Doch Annabelle wusste, dass das nur eine Komödie war …
„Vielleicht verrätst du mir, woran du denkst.“ Sein Tonfall war mild, aber bestimmt.
„Wie konntest du das nur tun?“, platzte Annabelle heraus. „Warum erzählst du meiner Familie, dass wir verlobt sind? Sie finden bestimmt bald die Wahrheit heraus. Hast du Lias Reaktion gesehen? Wie glücklich sie aussah?“
„Ja, das habe ich.“
„Aber dann … ich verstehe dich einfach nicht.“ Doch plötzlich unterbrach Annabelle sich, da ihr eine Idee kam. „Du hast es nur für Lia getan. Damit sie kein schlechtes Gewissen hat.“
Adam runzelte die Stirn.
„Glaubst du, dass das wirklich alles ist?“
Wieder überkam Annabelle ein Gefühl, dass sie nicht recht verstand. Doch dieses Mal gelang es ihr, die Kontrolle über die Situation zu behalten. Er hatte es nur für Lia getan. So konnte sie sich sicher fühlen und ihre Ausbildung fortsetzen. Keine schlechte Idee, und trotzdem, war das wirklich eine Verlobung wert? Selbst, wenn es um Lias Zukunft ging …
Annabelle wollte auf keinen Fall bei Adam den Eindruck erwecken, sie sei einverstanden. So schnell wollte sie nicht nachgeben. Energisch reckte sie das Kinn vor und erklärte: „Du hättest wenigstens vorher mit mir darüber sprechen können.“
Adam schaute sie einen Augenblick lang nachdenklich an und nickte dann zustimmend.
„Ja, das hätte ich tun sollen.“ Er hatte lässig die Hände um die Knie geschwungen und wippte leicht vor und zurück. „Aber das ist nur die halbe Wahrheit, Belle.“
Annabelle hatte den Eindruck, dass er mit ihr machen konnte, was er wollte. Worauf wollte er nur hinaus? „Wieso nur die halbe Wahrheit?“, fragte sie.
„Sicher ist es richtig, dass mir Lias Zukunft am Herzen liegt. Aber wenn du glaubst, dass ich es ausschließlich für sie tue, dann täuschst du dich.“
Er gab sich weiterhin ruhig und entspannt, während er auf die nächste Frage wartete.
„Warum hast du es also getan?“
„Weil ich dir noch etwas schuldig bin.“ Er machte ein Handzeichen. „Komm mit.“ Langsam gingen sie über die Veranda. Adam setzte sich auf die Schaukel. „Keine Angst, Annabelle, setz dich zu mir.“
Die junge Frau näherte sich unsicheren Schrittes und nahm dann neben Adam Platz. Lange saßen sie so da und schauten schweigsam in die dunkle Nacht. Der Himmel war schwarz, kein Laut war zu hören. Leicht legte Adam Annabelle einen Arm um die Schultern. Sie hatten das Gefühl, die einzigen Menschen auf der Welt zu sein.
„Ich nehme an, man würde es Rückkehr zum Tatort nennen“, sagte Adam schließlich mit rauer Stimme.
Annabelle zuckte zusammen. Er spielte doch wohl nicht etwa auf damals an?
„Mir scheint, dass hier alles angefangen hat. All die Missverständnisse zwischen uns. Deswegen denke ich, dass dies der richtige Ort ist, um es ins reine zu bringen.“
Annabelle hielt den Blick gesenkt.
„Damals waren wir doch Freunde, oder? Annabelle, ich bitte dich, schau mich an.“
„Warum willst du jetzt darüber sprechen?“, stieß sie hervor. „Das hat
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