Bianca Exklusiv Band 243
doch nichts mit dem zu tun, was heute Abend vorgefallen ist.“
„Wir waren Freunde“, wiederholte er. „Ich habe mir stets Sorgen um dich und Lia gemacht. Und daran hat sich nichts geändert.“ Adam beugte sich leicht vor und versuchte, Annabelle ins Gesicht zu schauen. Mit ernster Stimme sagte er: „Es tut mir leid, dass ich nicht hier war, als du mich gebraucht hast.“
„Das ist vergangen und vergessen“, entgegnete Annabelle, als wolle sie nicht wahrhaben, wie tief die Enttäuschung saß.
Ihn gebraucht ! Nein, das war nicht alles gewesen. Sie hatte ihn geliebt! Aber dann hatte sie lernen müssen, ohne seine Nähe zu leben. Jeden Tag hatte sie sich bemüht, den Schmerz zu verdrängen, auf eigenen Beinen zu stehen und ein eigenes Leben aufzubauen.
„Wir haben uns damals wie Teenager benommen, Adam. Ich hatte nicht den geringsten Grund, etwas von dir zu erwarten.“ Er wollte sie unterbrechen, doch sie sprach schnell weiter. „Ich war noch so jung, dass ich mich selber nicht verstand. Aber ich habe mich verändert, wie du ja schon bemerkt hast.“ Sie warf ihm einen schnellen Blick aus den Augenwinkeln zu und sah, wie er ein finsteres Gesicht machte. Sie fühlte sich ein wenig stärker und fuhr fort: „Ich weiß, dass ich mich dir damals an den Hals geworfen habe.“ Annabelle versuchte, sich zu beherrschen, um Adam nicht zu zeigen, wie es wirklich in ihr aussah. Es gelang ihr sogar, ironisch zu klingen: „Aber du bist ja gut damit umgegangen.“
Adam runzelte die Stirn. Tiefe Falten hatten sich ihm um die Mundwinkel gelegt.
„Annabelle …“
„Wenn das damals nicht passiert wäre, hätte ich vielleicht niemals Steven kennengelernt. Und selbst wenn wir schließlich doch nicht geheiratet haben, habe ich doch verstanden, was ich wirklich will.“
„Ach ja? Und was ist das?“
Zorn überkam Annabelle. Jetzt verstand sie ihn wirklich! Er hatte immer ein schlechtes Gewissen gehabt, da er ihre Liebe damals nicht erwidert hatte, auch wenn er sich noch so gleichgültig gab. Und jetzt versuchte er, ihr die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben. Damit aber streute er noch Salz in die alten Wunden. Natürlich, wenn sie Hilfe brauchte, dann war er da. Und so spielte er ihrer Familie eine Verlobung vor. Aber für ihn war das nur Komödie, mehr nicht!
Ein raues Lachen unterbrach sie in ihren Gedanken.
„Oh Annabelle, wenn ich einen Dollar für jeden Gedanken bekommen könnte, der dir eben durch den Kopf geschossen ist, dann wäre ich ein reicher Mann!“ Doch dann lehnte er sich zu ihr und fuhr ernsthafter fort: „Du wolltest mir gerade sagen, was du von der ganzen Sache hältst.“
Das erste Mal seit Langem sah sie ihn wirklich an, betrachtete das helle, blonde Haar, in dem das schwache Licht spielte. Die hohen Backenknochen, die ihm ein elegantes Aussehen gaben. Und darüber leuchteten zwei Augen, deren helles Grün Annabelle stets angezogen hatte.
Adam liebte das Leben. Letztes Jahr hatte er nur aus Spaß Flugunterricht genommen. Alles, was er tat, war spontan. Ganz anders als Steven. Der hatte nur einmal etwas aus dem Bauch heraus entschieden. Und das war, als er Annabelle verlassen hatte …
Sie selber überlegte immer dreimal, bevor sie etwas tat. Und daran wollte sie auch nichts ändern.
„Annabelle?“
„Ich möchte Sicherheit.“ Sie wusste, dass ihm die Antwort nicht gefallen würde, aber endlich einmal nahm sie keine Rücksicht darauf. „Ein Partner, auf den man zählen kann. Ein geordnetes, angenehmes Leben.“
„Wie mit Steven.“
Annabelle konnte es nicht leugnen. Sicher, es hatte nicht viele Höhepunkte in ihrer Beziehung gegeben, aber dafür auch keine Krisen.
Adam nickte mit dem Kopf.
„Geordnet und angenehm. Dieser Steven muss ja ein fürchterlich langweiliger Typ sein.“
Zornig sprang Annabelle auf, doch Adam packte sie schnell beim Handgelenk und zog sie zurück auf die Schaukel.
„Bleib hier“, stieß er hervor. „Es tut mir leid, was ich gesagt habe, es war ziemlich unsensibel.“
In Wirklichkeit bedauerte Adam es ganz und gar nicht. Im Gegenteil, er hatte noch andere bösartige Ausdrücke auf Lager, um Annabelles Ex-Verlobten zu beschreiben. Hing sie denn immer noch diesem Steven nach? Adam schaute sie ungeduldig an. Würde sie es von sich aus zugeben?
„Du trauerst ihm immer noch nach?“, fragte er schließlich.
„Nein, nicht ihm, aber einem Mann wie ihm.“ Was nichts anderes hieß, als dass sie jemanden suchte, der alles vereinbarte, was Adam nicht
Weitere Kostenlose Bücher