Bianca Exklusiv Band 87
Rest ihrer Sachen aus, nahm ein Bad und versuchte Selina im Lauf der nächsten Stunden dazu zu bringen, sich mit Renzos Bruder gütlich zu einigen, Die Nacht brach herein, und Lucy war schwach vor Hunger, aber erst wollte sie Selinas Problem klären.
Es klopfte an der Tür, und für Lucy wurde ein Päckchen abgegeben. Sie setzte sich aufs Bett und wickelte es verwundert aus. Es enthielt ein Samtetui.
„Das muss ein Irrtum sein!” Verwirrt überflog sie die beiliegende Karte und errötete.
Selina nahm sie ihr neugierig aus der Hand. „Ich muss Sie wieder sehen, weil es mich hoffnungslos erwischt hat!” las sie vor. Lucy hatte das Kästchen geöffnet, in dem eine herrliche Bernsteinbrosche lag, und blickte ihre Schwester sprachlos an. In diesem Augenblick klingelte das Telefon. „O nein!” Selina erbleichte. „Das ist Massimo!”
„Gut, dann kann ich ihn mir gleich jetzt vornehmen”, bemerkte sie zu ihrer Schwester und meldete sich mit einem energischen „Ja?”
„Ich finde es toll, wenn eine Frau sofort einverstanden ist”, vernahm sie eine dunkle Stimme.
„Oh! Ich … nein, ich meine …”
„Ich bin unten und habe uns einen Tisch reserviert. Kommen Sie und verbringen Sie den ersten Abend damit, Champagner zu trinken und das Mondlicht auf dem Wasser zu betrachten, während ich es in Ihren Augen bewundere.”
Lucy war vollkommen durcheinander. „Das geht nicht. Ich bin nicht allein.”
Ihrer Erklärung folgte ein längeres, drückendes Schweigen.
„Ich verstehe.”
„Nein, das tun Sie nicht! So ist es nicht. Hören Sie, ich kann dieses Geschenk nicht annehmen …”
„Kommen Sie herunter, und sagen Sie es mir hier”, erwiderte er.
Selina beugte sich vor, um mitzuhören. „Was ist denn los?” flüsterte sie.
Lucy verdrehte die Augen. „Hören Sie, ich komme herunter, um Ihnen die Brosche zurückzugeben”, erklärte sie bestimmt. „Aber ich kann nicht mit Ihnen essen.” Langsam legte sie den Hörer auf die Gabel. „Ich bin gleich wieder da, Selina.” Sie warf einen letzten Blick auf die Brosche. Es war eine hervorragende Imitation eines alten Stücks. Der zarte Bernstein schimmerte durchsichtig und wurde von einem Goldkrönchen gefasst. Lucy ließ den Deckel zuschnappen und sah sich nach ihrer Handtasche um.
„Lass dir Zeit.” Selina ließ sich auf das Bett zurücksinken. „Viel Spaß mit deinem Freund. Ich bin total erschöpft und mache ein Nickerchen.”
„Er ist nicht mein …” Lucy seufzte resigniert. Wozu die Erklärungen? Eine solche Situation war für Selina nichts Neues. Ihre Schwester hätte die Brosche angenommen, das Essen genossen und sich dann ungeniert verabschiedet. „Hast du meine Handtasche gesehen, Selina?”
„Was für eine Handtasche?”
Lucy gab die Suche auf. Sie brauchte die Tasche ja eigentlich nicht. Rasch streifte sie ihren Morgenmantel ab und zog die weiße Bluse und den engen blauen Rock an.
„Himmel, wie züchtig!” stellte Selina kopfschüttelnd fest. „Zieh bitte die Vorhänge zu und mach das Licht aus, Lucy. Wenn ich ein Stündchen geschlafen habe, sieht vielleicht alles ganz anders aus.”
„Also gut. Ich wimmele diesen Mann ab, esse etwas und gehe anschließend noch ein wenig spazieren.” Lucy überlegte kurz, dann ließ sie ihr Haar offen und ging nach unten.
Der Fremde vom Nachmittag wartete in der Hotelhalle. Er trug ein weißes Hemd mit offenem Kragen und eine schwarze Leinenhose. Wieder dachte Lucy, dass er atemberaubend gut aussah.
Mit gemischten Gefühlen schritt sie die Stufen hinunter. Der Fremde musterte ihre schlanken Beine in den flachen weißen Ballerinas; ihre sanft geschwungenen Hüften und die hochgeschlossene Bluse, dann blieb sein Blick auf Lucys Gesicht haften, das in dem gedämpften Gesicht zart schimmerte. Ihre Blicke begegneten sich, und Lucy blieb stehen.
Der Fremde kam ihr die letzten Stufen entgegen und reichte ihr die Hand. Lucy ergriff sie verwirrt. Erst als sie die Hotelhalle hinter sich ließen, war Lucy imstande zu reagieren.
„Warten Sie.” Sie drückte dem Fremden das Schmuckkästchen in die Hand.
Zu Lucys Überraschung steckte er das Etui ohne Widerspruch ein. „Hat Ihr Liebhaber etwas dagegen?” fragte er ruhig.
Lucy blieb stehen. „Sie sollten nicht von sich auf andere schließen”, wies sie ihn scharf zurecht. „Ich habe mit meiner Schwester über eine Familienangelegenheit gesprochen.”
Der Fremde wirkte verunsichert. „Der Champagner ist geöffnet. Würden Sie ein Glas mit
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