Bianca Extra Band 01
sie als Vormund ausgesucht hatte. Whitney war die geborene Mutter. Sie würde wirklich Ginos Mutter sein.
Genauso, wie er ein echter Vater sein wollte.
Er konnte sich sie beide schon vorstellen, drei oder gar sechs Jahre später, als die perfekten Eltern. Er sah sie Arm in Arm, wie sie Gino zuwinkten, der mit seinem Fahrrad die Auffahrt des Hauses auf und ab fuhr.
Er schüttelte den Kopf. Nein, sie konnten keine Beziehung eingehen. Er musste einen Konzern führen. Da würde so viel zu tun sein, dass er kaum Zeit für das Baby haben würde. Aber er würde sie sich für Gino nehmen. Danach würde aber keine Zeit mehr bleiben für Whitney.
Jetzt, nachdem er ihre Vergangenheit kannte, wusste er, dass sie jemanden brauchte, der sie liebte und verstand, und er hatte ganz einfach schon zu viel am Hals. Er würde Anzeichen ignorieren, dass sie reden wollte, oder Anzeichen dafür, dass sie traurig war, oder Anzeichen dafür, dass sie einfach in den Arm genommen werden wollte. Und er würde sie verletzen.
Sie schaute weg und wanderte etwas näher zu Gino. „Guten Morgen!“
„Guten Morgen“, trällerte Mrs Tucker. „Hier ist das Fläschchen“, sagte sie und hielt Whitney das Baby und die Flasche hin.
Darius eilte zu ihr, denn nun verstand er ihr Zögern. Ginos Vormund zu sein war wahrscheinlich die Hölle auf Erden für sie, aber sie hatte die Aufgabe angenommen. „Ich nehme ihn schon.“
Mrs Tucker legte Gino in Darius’ Arme und sah auf die Uhr. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich jetzt gehen. Zwei der Dienstmädchen sind neu, und wir haben noch keinen Dienstplan.“
Sie lächelte, und Darius bemerkte, wie erschöpft und traurig Whitney im Gegensatz dazu wirkte. „Wenn Sie mich brauchen, stehe ich Ihnen nach dem Frühstück wieder zur Verfügung.“
Mrs Tucker drehte sich um und verließ das Kinderzimmer.
Er setzte sich in den Schaukelstuhl und gab Gino das Fläschchen. Gierig trank der Kleine die gesamte Milch.
Whitney ging im Kinderzimmer umher und betrachtete Spielsachen und Kleinzeug, das in den Regalen verstreut war. Sie schwieg, und sosehr Darius sich auch bemühte, es fiel ihm ebenfalls nichts zu sagen ein.
Als Gino sein Frühstück beendet hatte, ließ Darius ihn aufstoßen und erhob sich vom Schaukelstuhl. „Und was machen wir jetzt? Ihn wieder ins Bett legen?“
Whitney lächelte. „Er ist doch gerade erst aufgewacht. Er sollte etwas Zeit unten verbringen.“
„Unten? Wenn doch sein Zahnfleisch nur darauf wartet, ihm gleich wieder starke Schmerzen zu bereiten?“
„Natürlich. Er braucht seinen Brei noch, und er möchte sicher auch ein bisschen spielen.“
Jetzt hatte er Angst. Ja, er hatte dieses Kind gewiegt, gefüttert, sogar seine Windel gewechselt, aber er fühlte sich nicht in der Lage, den ganzen Vormittag mit einem kranken Baby allein zu sein. Er sah zu Whitney. „Kommst du mit?“
„Sicher.“
Darius atmete erleichtert auf.
6. KAPITEL
Darius wartete, bis sie im Wintergarten beim Mittagessen saßen und Gino schlief. Nun konnten sie besser reden.
Durch die Glaswände konnte man die Weite des Ozeans sehen, der unregelmäßig gegen die Küste brandete. Der Duft des warmen Muscheleintopfs stieg ihnen angenehm in die Nase.
Er fühlte sich nicht nur unwohl, weil er Whitney gedrängt hatte, über ihre Familie zu sprechen, sondern sie tat ihm auch furchtbar leid, weil sie so viel verloren hatte. Whitney und er würden für die nächsten achtzehn Jahre verbunden sein, vielleicht länger. Gino würde sie wie eine Mutter lieben und Darius hoffentlich wie einen Vater. Aber Whitneys und Darius’ Leben waren so verschieden, dass Darius nicht sicher war, ob sie überhaupt Gemeinsamkeiten finden konnten.
Sie war verheiratet gewesen und Mutter, und nun lebte sie in einem Loft in SoHo und arbeitete in einer Anwaltskanzlei.
Er dagegen hatte sein ganzes Leben damit verbracht, vor der Ehe davonzulaufen und auf die Leitung eines großen Unternehmens vorbereitet zu werden. Er hatte ebenfalls eine Wohnung in New York, aber Gino hatte hier auf dem Anwesen ein Kinderzimmer, daher zog Darius es vor, hier zu leben. Wenn Whitney ihre Verpflichtung gegenüber Gino ernst nahm, dann sollte sie ihr Loft aufgeben und auch hier wohnen.
Weil morgen schon das Wochenende zu Ende war, blieb keine Zeit mehr. Er musste sie überreden, noch eine ganze Woche zu bleiben oder vielleicht zwei, und das musste er jetzt tun.
Er nahm beiläufig seine Serviette. „Ich bin froh, dass wir übers
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