Bianca Extra Band 01
ist mit dir?“
„Ich habe das schon einmal durchgemacht. Ich weiß genau, was mich in den nächsten anderthalb Jahren erwartet. Ich hatte alles für die ersten fünfundzwanzig Jahre durchdacht: Kindergarten, Grundschule, Highschool, Universität … Hochzeit.“
Natürlich hatte Whitney so weit voraus gedacht. Sie war eine Planerin. Sie hatte wahrscheinlich jeden besonderen Anlass im Leben ihrer Tochter durchdacht, sich vorgestellt und dann bei der Erinnerung an ihre Pläne gelitten, als ihre Tochter gestorben war.
Darius hätte liebend gern nachgefragt, nicht weil er ihre Träume für ihre Tochter erfahren wollte, sondern einfach weil er den Verdacht hatte, dass sie darüber reden musste. Aber sie waren eigentlich keine Freunde. Sie waren zwei Menschen, die durch die Testamente von jemand anderem miteinander verbunden waren.
Er fühlte, dass er kein Recht dazu hatte, solch persönliche Dinge zu fragen. Aber ihm fiel auch keine Möglichkeit ein, das Thema zu wechseln. Fast alles, das mit Gino zu tun hatte, würde sie an ihr Baby erinnern.
Sie schwiegen ein paar Sekunden lang, bis Whitney sagte: „Diese Suppe ist wunderbar.“
Ach ja, Essen. Sie hatte erwähnt, dass sie Essen mochte. Das taugte als Thema. „Die Köchin arbeitete ein paar Jahrzehnte lang für meinen Vater. Jedes Mal, wenn sie zu kündigen versuchte, verdoppelte er ihr Gehalt.“
Sie lachte. „Ich verstehe auch, warum.“
Ihr Lachen gefiel ihm, und es erinnerte ihn an den Abend davor. Sie schien in diesem Moment richtig glücklich zu sein.
Sein Lachen machte Whitney Angst. Sie wusste, dass Darius nur nett sein wollte, aber der Klang seines Lachens erfüllte ihre Brust mit Wärme. Es war nicht Liebe, sondern Nähe. Kameradschaft. Leichtigkeit. Sie kannten sich erst seit ein paar Tagen. Und doch fühlten sie sich nicht nur genügend wohl miteinander, um Ginos Zukunft vernünftig zu besprechen, sondern sie hatte ihm auch von Burn und Layla erzählt. Nun lachten sie zusammen, und er brachte sie zum Lachen.
Und er hatte sie geküsst.
Aber er hatte versprochen, sie nie wieder zu küssen, also war das abgehakt.
„Wenn ich einen Monat hierbleibe, wiege ich am Ende hundert Kilo.“
„Ein paar Kilo mehr kannst du dir ja leisten!“
Seine Bemerkung erinnerte sie daran, wie er sie letzten Abend angesehen hatte, als sie geflirtet hatten. Verlangen überkam sie, aber da kam auch die Erinnerung daran zurück, wie viele Probleme dieses Verlangen mit sich gebracht hatte.
„Das kannst du keiner Frau erzählen.“ Sie stand auf. „Ich muss heute Nachmittag arbeiten.“
Er lächelte und stand ebenfalls höflich auf. „In Ordnung.“
Auf dem Weg zurück ins Büro beglückwünschte sie sich selbst. Sie war nicht direkt weggelaufen, aber es hatte auch keinen Zweck, mit ihm einfach so Zeit zu verbringen, wo sie doch keine gemeinsame Zukunft hatten. Sie hatte ihr Schicksal besiegelt, als sie ihm von ihrer Vergangenheit erzählte. Er hatte sogar gesagt, dass er sie nicht wieder küssen würde. Und trotzdem hatte sie diese verrückten Gefühle in seiner Nähe. Was total lächerlich war. Sie kannten sich doch kaum. Also hatten ihre Gefühle keine Grundlage außer animalischer Anziehungskraft.
Am Montagmorgen fuhren Darius und Whitney zusammen nach New York und ließen Gino bei Mrs Tucker. Darius sah Unterlagen aus seiner Aktentasche durch und schwieg. Whitney war beim Frühstück schweigsam und steif gewesen, und die Botschaft war bei ihm angekommen. Sie hatte zwar zugestimmt, bei ihm im Haus zu leben, aber sie wollte ihren Freiraum. Warum nicht? Wenn es sie glücklich machte …
Irgendwann würde sie von sich aus merken, was am besten für alle war. Sie würde warm werden mit ihm und dem Baby. Und wenn es so weit war, würde er nichts forcieren, sondern einen günstigen Augenblick nutzen und ihr vorschlagen, dauerhaft gemeinsam in Montauk zu leben.
Als sie in der Andreas Holding ankamen, bat er sie, ihm in sein Büro zu folgen – das ehemalige Büro seines Vaters. Die Wandpaneele aus Kirschholz und eine ganze Wand voller Bücherregale verliehen dem Raum ein altmodisches, verstaubtes Flair. Darius hatte bisher noch keine Gelegenheit gehabt, alles zu renovieren.
Er ging vorbei am braunen Ledersofa und Sessel und reichte Whitney einen Stapel Papiere. „Das sind die Verträge, die du durchsehen und zusammenfassen sollst.“
„Okay.“
Er drückte einen Knopf auf seinem Telefon – seine Assistentin war binnen Sekunden da. „Minnie wird dir dein
Weitere Kostenlose Bücher