Bianca Extra Band 01
loslegen können.“
Kurt war seit Donnerstag wegen einer Grippe nicht in der Redaktion gewesen. Also hatte Jace ihm schließlich eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Außerdem wollte Jace mit ihm darüber sprechen, die Kolumne „Der Junggeselle ist los!“ abzusetzen.
„Mir ist ganz egal, wie du diesen Artikel angehst. Denk einfach dran, dass er für gute Laune sorgen soll“, krächzte Kurt.
„Kein Problem.“ Jace stellte die Flasche und die Schüssel auf den Beistelltisch und setzte sich in seinen Ledersessel. „Ich denke, dass dieses Format Melanie entgegenkommt. Da kann sie mal zeigen, was sie draufhat.“
Kurt schnaubte. „Ich weiß genau, was sie kann. Leider hat sie keine Lust, Anweisungen zu befolgen.“ Er hustete. „Das ist Melanies allerletzte Chance. Momentan steht für uns viel auf dem Spiel.“
Verdammt. „Wie schlimm ist es, Kurt? Muss ich mich nach einem neuen Job umsehen?“
„Nein!“ Kurt hustete noch einmal. „Für dich besteht kein Grund zur Sorge. Solange du weitermachst wie bisher.“
„Klar. Einfach weiter so. Toll. Wo hakt es denn? Ist das Geld knapp, verlieren wir Leser, sind die Kosten zu hoch … was ist los?“
„Darüber darf ich eigentlich nicht sprechen.“
„Ach, komm schon, Kurt. Du kannst keine Andeutungen machen, ohne mir alles zu erzählen.“ Außerdem spürte Jace, dass Kurt darüber reden wollte. „Ich bin auch die Verschwiegenheit in Person.“
Damit hatte er anscheinend genau das Richtige gesagt. Denn Kurt erklärte: „Solche Probleme sind es nicht. Aber die Zeitung wird vielleicht bald verkauft, und die potenziellen neuen Eigentümer sind dafür bekannt, nach einer Übernahme erst mal drastische Einschnitte zu machen.“ Kurt seufzte. „Ich muss dafür sorgen, dass alles rundläuft, Jace. Und das gilt auch für Melanie und ihre Kolumne. Verstehst du?“
„Ja.“ Kurt machte sich Sorgen um den eigenen Arbeitsplatz. Jace holte tief Luft. „Ich werde tun, was ich kann.“
„Sorge einfach dafür, dass Melanie das auch tut.“
„Klar.“ Sie unterhielten sich noch ein paar Minuten. Dann beendete Jace das Gespräch: „Also, dann gute Besserung.“
Nachdem er aufgelegt hatte, saß Jace regungslos da und starrte Löcher in die Luft. Die Gazette wurde vielleicht verkauft. Er war nicht dumm. Mit diesem Damoklesschwert über dem Kopf würde Kurt nie zustimmen, dass Jace mit seiner Kolumne aufhörte. Jace könnte natürlich bei der Gazette kündigen. Jedes Jahr erhielt er mehrere Jobofferten. Aber der Gedanke sagte ihm nicht zu.
Erstens wollte er in Portland bleiben. Zweitens beruhten diese Angebote darauf, dass er seine Kolumne mitbringen würde. Und das war ausgeschlossen.
Als er damals mit der Kolumne anfing, hatte er über sich selbst geschrieben: ein Junggeselle, der das Leben und die Liebe genießt. Die Kolumne war sofort ein voller Erfolg gewesen. Jace war stolz gewesen.
Welcher junge Mann wäre nicht begeistert, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit von schönen, alleinstehenden Frauen zu stehen? So viele Verabredungen zu haben, wie er wollte, und dann auch noch für eine stetig wachsende Leserschaft über seine Erlebnisse zu schreiben?
Und er hatte hart gearbeitet, um die Kolumne über die Irrungen und Wirrungen romantischer Verwicklungen humorvoll zu gestalten. Und die Frauen … Frauen faszinierten ihn. Wie sie in der einen Sekunde einen Mann verführen konnten, nur um ihn in der nächsten eiskalt abzuservieren.
Er schrieb wahnsinnig gern über Frauen. Aber er hatte Melanie nicht angelogen. Noch nie hatte er eine Frau in seiner Kolumne namentlich erwähnt. Stattdessen hatte er sich eine Methode ausgedacht, die Frauen, mit denen er ausging, nach – nun ja – Typ einzuordnen.
Dafür zog er Eissorten heran.
Erdbeereis, zum Beispiel, war seine Bezeichnung für eine Frau, die gern Spaß hatte, während er mit Vanille den Durchschnittstyp beschrieb. Wenn er schrieb, dass er einen Abend lang mit einer leckeren Zitroneneisdame verbracht hatte, dann meinte er damit eine Frau, die gern flirtete. Eine Schokoladefrau war richtig heiß. Und Eis mit Nussstückchen sparte er sich für Frauen auf, die aus irgendeinem Grund einfach schwierig waren.
Irgendwann hatte sich etwas geändert. Jace genoss das Junggesellendasein nicht mehr. Er wollte mehr. Sicherheit. Beständigkeit. Eine einzige Frau in seinen Armen, in seinem Bett, in seinem Leben. Die ständigen Verabredungen waren inzwischen eine lästige Pflicht und kein lustiges
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