Bianca Extra Band 01
„Meinst du, dass ihr auch kommen könnt?“
„Warum denn nicht? Sag mir einfach Bescheid.“
Jace lächelte. „Mache ich.“
Damit legte er auf und streckte sich. Er machte sich einen Lunch und ging wieder ins Wohnzimmer. Jetzt, wo er die Zustimmung von Grady und Olivia hatte, konnte er den Artikel über Cody sofort an Kurt schicken.
Gerade als er den letzten Bissen heruntergeschluckt hatte, tauchte eine E-Mail in seiner Inbox auf. Von Seth. Er öffnete die Mail, fing an zu lesen und musste bald in sich hinein grinsen.
Wie es aussah, stand auch für Seth die Welt gerade kopf. Anscheinend hatte Seth sich im Oktober auf seinem Heimaturlaub in eine Frau aus Portland verliebt. Rebecca hatte auf seine letzten Mails nicht geantwortet, und als Seth sie angerufen hatte, gab es keinen Anschluss mehr unter ihrer Nummer.
Weil er sich Sorgen machte, wandte Seth sich an Jace. Er sollte Nachforschungen über Rebecca anstellen. Jace fand das ein bisschen übertrieben. Wenn eine Frau nicht reagierte, hieß das meistens, dass sie kein Interesse hatte. Aber wenn Seth wollte, dass er mal bei Rebecca vorbeischaute, dann würde er das tun. Alles, was seinem Bruder half, sich auf seinen Job zu konzentrieren.
Jace tippte eine kurze Antwort, schrieb sich Rebeccas Adresse auf und nahm sich vor, sie am nächsten Tag nach der Arbeit zu besuchen.
Als Nächstes schickte er eine E-Mail an einen Bekannten, einen Privatdetektiv. Er gab die Informationen weiter, die er über David Prentiss hatte, und bat den Detektiv um Hilfe, Prentiss zu finden.
Vielleicht war das ein Fehler. Melanie hatte ihm zu verstehen gegeben, dass sie mehr Zeit brauchte, um eine Entscheidung zu treffen. Aber er musste einfach irgendetwas gegen die Traurigkeit in ihren Augen unternehmen.
Melanie verbrachte den Montag hauptsächlich damit, sich noch mal die Interviews anzusehen, die Jace und sie am Freitag durchgeführt hatten. Sie machte sich Notizen, welche Pärchen gut zu dem Artikel passen würden. Merkwürdigerweise fiel es ihr schwer, die lange Liste zu kürzen. Statt sich darauf zu konzentrieren, warum ein Paar nicht dazu passte, fielen ihr dauernd nur Gründe auf, warum es doch passte.
Abends holte sie ihr Auto von der Werkstatt – jetzt mit neuem Anlasser ausgestattet. Die Rechnung betrug dreihundert Dollar. Hätte schlimmer sein können.
Am Dienstag sah sie die Briefe für ihre Kummerkastenkolumne durch und fing mit dem Artikel für die folgende Woche schon mal an. Aus irgendeinem Grund fiel es ihr leichter als sonst, Beziehungsfragen zu beantworten.
Kurz bevor sie zur Arbeit ging, rief ihre Mutter an, um das gemeinsame Abendessen abzusagen, weil sie schon etwas mit Wade vorhatte.
Die ganzen Tage hindurch bemühte sich Melanie, sich Jace gegenüber freundlich, aber distanziert zu verhalten. Nicht etwa, weil sie kein Interesse an ihm hatte. Sondern weil sie zu viel Interesse an ihm hatte.
Am Freitag küsste er sie dann auf der Treppe vor dem Gerichtsgebäude.
Ohne nachzudenken, legte sie die Arme um seinen Hals und erwiderte den Kuss. Und dann verbrachte sie die nächsten zwei Tage damit, sich zu wünschen, sie hätte den Kuss zu einem gemeinsamen Wochenende im Bett ausgedehnt.
Um diesen Anfall von Wahnsinn und ihren offensichtlich bevorstehenden Nervenzusammenbruch zu bekämpfen, bestand sie am nächsten Mittwoch darauf, mit dem eigenen Auto zu fahren. Sie trafen sich um neun Uhr früh in einer Seniorenwohnanlage. Dort führten sie dann vormittags Gespräche mit zwei Ehepaaren. Nach einer kurzen Mittagspause folgten noch zwei weitere Interviews.
Jetzt saßen sie in der Wohnküche von einem der Bungalows der Wohnanlage. Das war das Interview, das Jace bereits erwähnt hatte. Das Paar war seit über fünfzig Jahren verheiratet. Patrick und Doreen Breckenridge waren beide Ende siebzig, grauhaarig und gebeugt. Trotzdem wirkten sie gesund und kräftig.
Mrs Breckenridge faltete die Hände. „Das ist ein Vergnügen für uns, Sie beide hier zu haben. Ich weiß aber wirklich nicht, was wir ihnen erzählen können.“
Jace lächelte. „Also, mit fünf Kindern, zwölf Enkeln und zwei Urenkeln haben Sie vermutlich jede Menge zu erzählen.“
Die alte Dame errötete. „Also, Sie sind aber ein charmanter junger Mann! Und ja, wir haben zwei Urenkel. Sophia ist gerade drei geworden, und Evan wird nächsten Monat sechs Jahre alt. Gestern haben sie uns besucht“, fuhr Doreen fort und bekam ganz feuchte Augen. „Sie kommen einmal in der Woche am
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