Bianca Extra Band 01
Nachmittag vorbei.“
Patrick stellte seine Kaffeetasse ab. „Das reicht meiner Doreen aber noch lange nicht. Am liebsten hätte sie diese kleinen Quälgeister jeden Tag um sich. Gestern war hier kein Weiterkommen, weil Sophia aus unseren Töpfen und Pfannen ein Schlagzeug bauen musste. Diese Kopfschmerzen …“
„Jetzt hör sich einer diesen alten Griesgram an.“ Doreen schüttelte amüsiert den Kopf. „Wer hat denn gestern hier mit einem Kochlöffel in der einen und meinem Suppentopf in der anderen Hand gesessen und genauso viel Krach gemacht wie seine Urenkelin? Also hat es gar keinen Sinn, bei diesen netten jungen Leuten hier den Eindruck zu erwecken, dass du ein alter Brummbär bist.“
Patrick schnaubte. „Bin ich aber.“
„Aber natürlich, Darling“, sagte Doreen. Ihre blauen Augen funkelten. „Ganz, wie du meinst.“
Jace beugte sich vor. „Also, auf dem Weg hierher ist mir der wunderbare Golfplatz dieser Anlage aufgefallen. Spielen Sie vielleicht?“
„Oh, jetzt haben Sie ihn“, lachte Doreen. „Warum haben wir uns wohl ausgerechnet hier zur Ruhe gesetzt?“
„Nur wegen deiner Schwester“, warf Patrick eilig ein. „Aber der Golfplatz schadet natürlich nichts“, gab er schelmisch lächelnd zu.
Melanie lehnte sich zurück und beobachtete.
Kurt hatte recht gehabt: Sie lernte viel von Jace. Der Gesprächsverlauf dieser Interviews war ganz anders als der bei Gericht. Anstatt gleich auf den Punkt zu kommen, leitete Jace das Gespräch ein, indem er sich nach der Familie, Hobbys oder dem Leben in der Anlage erkundigte. Sobald alle entspannt waren, schaffte er es dann irgendwie mühelos, auf den Punkt zu kommen.
Nach fünfzehn Minuten wandte Jace sich an Doreen und fragte: „Haben Sie Bilder von Ihrer Hochzeit? Die würden wir gern sehen.“
Wieder errötete sie. „Wirklich?“
„Warum nicht? Du warst eine wunderschöne Braut“, sagte Patrick. „Hol das Album. Und bring auch ein paar Bilder von den Kindern mit. Und ich will Ihnen unser Haus zeigen.“
„Ach, ich vermisse unser Haus“, erklärte Doreen, bevor sie hinausging.
Patrick sah Jace an. „Wir haben mit zwei Zimmern angefangen. Alle paar Jahre haben wir angebaut. Hat zehn Jahre gedauert, bis das Haus fertig war.“
Von da an lief das Interview wie am Schnürchen. Melanie und Jace erfuhren, wie Patrick und Doreen sich kennengelernt hatten. Zuerst war sie mit seinem Bruder ausgegangen. Aber nur zu einer einzigen Verabredung, betonte Patrick. Dann hatte sie sich auf den ersten Blick in ihn verliebt.
Vor Kurzem hätte Melanie noch über so eine Feststellung gelächelt. Jetzt war sie sich da nicht mehr so sicher.
Die beiden erzählten von den ersten Jahren ihrer Ehe, von den Problemen, eine große Familie zu versorgen, und wie sie beinahe das Haus verloren hatten, weil Patrick fast zwei Jahre arbeitslos war. Aber vor allem schwelgten sie in Erinnerungen an Kinder, Enkelkinder und Urenkel.
Als das Interview vorbei war, bedankte sich Jace und wollte gerade aufstehen, als Doreen ihm einen Blick zuwarf. „Eine Frage muss ich Ihnen jetzt einfach stellen … Ich frage mich schon die ganze Zeit, ob Sie beide ein Paar sind. Habe ich recht?“
Patrick schnaubte erneut. „Natürlich sind sie das. Das habe ich doch auf den ersten Blick gesehen.“
Melanie schluckte und sah Jace fragend an. Aber er erwiderte nur ihren Blick, mit hochgezogener Augenbraue und diesem selbstsicheren Lächeln, das sie manchmal liebte und manchmal nicht ausstehen konnte.
„Wie kommen Sie denn darauf?“, fragte sie.
Doreen zog die schmalen Schultern hoch. „Oh, die Körpersprache, und wie Sie sich immer wieder ansehen …“
„Körpersprache?“ Melanie schnappte nach Luft. „Was für Körpersprache?“
„Ich glaube, sie meint, wie du mich immer mit deinem Bein anstößt, Mello Yello“, zog Jace sie auf. „Mir ist das übrigens auch aufgefallen.“
Melanies Gesicht glühte. „Ich …“
„Und wie Sie ihre Schulter oder ihren Arm immer wieder anfassen, als ob Sie sich vergewissern müssen, dass sie wirklich hier ist“, sagte Doreen zu Jace. „Das macht Patrick auch.“
Melanie fand mühsam die Sprache wieder. „Das ist lieb von Ihnen. Wirklich. Aber Jace und ich …“
„Also, es ist noch früh am Tage, was … unsere Beziehung angeht“, sagte Jace, ohne Melanie anzusehen. „Darum kommt Ihre Analyse ein bisschen überraschend.“
Doreen lächelte entzückt. „Also, das ist ja wundervoll. Ich wünsche Ihnen beiden alles Gute.
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