Bianca Extra Band 01
Samstag arbeiteten Belle und Preston bis zum späten Nachmittag. Der Tag war schön und klar, aber eiskalt. So sollte es auch die nächsten Tage bleiben.
Charlotte und Silas hatten angeboten, sich um Ben zu kümmern, damit Belle und Preston zu dem Weihnachtstanz in die Stadthalle gehen konnten.
Belle verbrachte viel Zeit damit, sich für den Abend hübsch zu machen. Da kein Niederschlag zu erwarten war, wählte sie das festlichste Outfit, das sie mitgebracht hatte: einen schmalen, knielangen roten Samtrock und ein knappes rotes Bolerojäckchen mit V-Ausschnitt. Sie zog eine Strumpfhose an, in die auf der Rückseite direkt über dem Knöchel ein neckischer roter Weihnachtsstern eingewebt war. Dazu trug sie ihre besten roten High Heels und diamantene Ohrstecker.
Sie hatte dieses Ensemble Ende Oktober voller Optimismus eingepackt, als sie nach North Carolina geflogen war, um sich um Anne zu kümmern. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie die Hoffnung gehabt, dass Anne Weihnachten vielleicht noch erleben würde.
Als sie die Treppe hinunterstieg und sich im Wohnzimmer zu den anderen gesellte, stieß Silas einen anerkennenden Pfiff aus.
Charlotte lobte: „Du siehst umwerfend aus, meine Liebe.“
Zur Stärkung vor dem Tanz hatte Preston den Tisch im Bull’s Eye-Steakhouse reserviert, an dem sie schon an ihrem ersten gemeinsamen Abend gegessen hatten. Sie saßen einander gegenüber, sahen sich in die Augen, und Belle überlegte, wie es wohl wäre, wenn sie hier in Elk Creek und bei ihm bliebe. Ihr gefiel die Vorstellung.
„Du lächelst dein geheimes Lächeln. Woran denkst du?“
Das war ein guter Anfang. Belle wunderte sich selbst, dass sie die Möglichkeit sofort beim Schopf packte: „Ich habe über uns nachgedacht, darüber, wie es wäre, wenn wir zusammenbleiben würden. Dann würden wir oft herkommen. Das Bull’s Eye könnte unser Stammrestaurant werden.“
Preston sah sie mit undurchdringlichem Blick an, während sie sprach. Wortlos nahm er das Glas mit dem Whiskey, den er bestellt hatte, und trank es in einem Zug aus. „Man sollte sich keine Dinge ausmalen, die ohnehin nicht geschehen werden.“
Autsch. Das tat weh. Belle konnte seine Äußerung nicht einfach so im Raum stehen lassen. „Woher weißt du, dass das nicht geschehen wird? Warum bist du so sicher, dass wir nicht länger zusammen sind als nur bis Neujahr?“
Er wich ihrem Blick aus und ballte seine Hand zur Faust. „Ach, komm, Belle, reden wir lieber über etwas anderes.“
„Bitte beantworte vorher meine Frage.“
„Nicht hier.“
„Wo dann? Und wann?“
Noch immer vermied er es, sie anzusehen. Doch sie fixierte ihn erbarmungslos, bis er den Blickkontakt endlich zuließ. „Die Frage ist nicht, was ich will. Manchmal bekommt man eben nicht, was man will. So ist das Leben.“
Sie beugte sich über den Tisch. „Ich glaube, da liegst du falsch. Wenn du mit mir zusammen sein willst und ich mit dir, dann müssen wir eben tun, was nötig ist, um das möglich zu machen.“
Sein Gesicht war zur Maske erstarrt.
„Müssen wir das unbedingt jetzt besprechen?“
Ja, zumindest, wenn es nach ihr ging. Endlich hatte sie ihrem Herzen Luft gemacht und war drauf und dran gewesen, Preston ihre Liebe zu gestehen, und da schien er plötzlich einen Rückzieher zu machen. Irgendwann mussten sie darüber sprechen.
Aber vielleicht hatte er ja recht und jetzt – im Bull’s Eye unmittelbar vor dem Weihnachtstanz – war nicht der richtige Zeitpunkt.
„Also gut, Preston.“ Sie ergriff ihre Gabel und schob sich ein Stück Kartoffel in den Mund. „Wir sprechen später darüber.“
Für Preston war bereits klar, dass der Abend, auf den er sich so gefreut hatte, ruiniert war.
Er nahm Messer und Gabel und machte sich über sein Steak her, als hätte er seit Tagen nichts mehr gegessen.
Belle war viel zu still und aß kaum. Dabei sah sie so hübsch und gleichzeitig so verloren aus, dass es ihm in der Seele wehtat, wenn er sie anblickte.
Er überlegte sich krampfhaft ein neutrales Gesprächsthema, doch andererseits konnten sie auch nicht so tun, als wäre nichts gewesen.
Gut, irgendwann mussten sie dieses Gespräch führen. Preston würde ihr klarmachen, dass ihre Beziehung nichts anderes war als ein Traum, der für eine kurze Zeit wahr geworden war.
Doch dieser Traum hatte nichts mit dem richtigen Leben zu tun. Auf keinen Fall würde Preston in irgendeinen europäischen Zwergstaat ziehen, um dort mit den oberen Zehntausend den ganzen Tag ausgelassene
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