Bianca Extra Band 01
Frottieren hochstand.
„Wenn du mich weiter so anstarrst“, drohte er, „muss ich dich küssen. Und du weißt, was dann passieren wird.“
Sie seufzte verträumt und hätte ihm beinahe gestanden, dass sie ihn liebte.
Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür.
Noch nicht.
Stattdessen reichte sie ihm den geschlossenen Briefumschlag. „Das kam heute Morgen.“
Er starrte den Umschlag an wie ein giftiges Insekt und flüsterte tonlos: „Das Ergebnis des Vaterschaftstests.“
Belle nickte. „Ich fand, du solltest den Umschlag öffnen.“
Preston streckte die Hand aus und nahm ihr den Umschlag ab. Einige Sekunden lang starrte er ihn schweigend an. „Ich frage mich die ganze Zeit, was passiert, wenn …“
Sie konnte seine Angst nachvollziehen, doch sie war überzeugt davon, dass die Befürchtungen vollkommen unbegründet waren. „Das ist nur noch der Beweis, Preston. Wir kennen doch alle die Wahrheit.“
Trotzdem schaffte er es noch nicht, den Umschlag zu öffnen. Langsam und steif setzte er sich neben sie. „Es ist verrückt. Ich schäme mich, dass ich mich nicht erinnern kann, was zwischen Anne und mir geschehen ist …“ Er brach ab. „Ben ist doch mein Sohn, oder? Nichts kann daran etwas ändern.“
Er saß auf der Bettkante wie ein Häufchen Elend und umklammerte den Umschlag mit beiden Händen.
„Du bist ein wundervoller Mann, Preston. Sei nicht so hart zu dir. Anne wusste, dass du Bens Vater bist. Wenn sie irgendwelche Zweifel gehabt hätte, dann hätte sie diese in ihrem Brief erwähnt.“
Preston schluckte und nahm seinen Mut zusammen. Entschlossen riss er den Umschlag auf und zog den einzigen Bogen Papier, der darin steckte, heraus.
Dann starrte er schweigend darauf.
„Und?“, fragte Belle schließlich, als die Spannung zu groß wurde. „Was steht da?“
„Dass ich mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,9942 Prozent Bens Vater bin.“
Belle musste lachen. „Ja, Ben ist mit Sicherheit dein Sohn. Aber das wussten wir schon vorher. Du brauchst dir jetzt keine Sorgen mehr zu machen.“
Preston blinzelte, als würde er geblendet. „Ich wusste es. Aber ich kann es trotzdem kaum glauben.“
„Glaub es ruhig.“ Plötzlich standen auch ihr die Tränen in den Augen.
Sie musste an Anne denken, an Erinnerungen aus glücklicheren Tagen. Bilder von Anne am Rive Blanche, Montedoros schönstem Strand, Anne bei einer Grillparty mit Freunden und auf einer gemeinsamen Bergwanderung geisterten durch ihren Kopf.
Anne. Fort. Für immer als Freundin verloren. Belle presste ihre Lippen zusammen, damit sie nicht zitterten.
Preston sah es. „Was ist mit dir?“ Er legte tröstend den Arm um sie. „Belle …“
Sie schmiegte sich an ihn, legte den Kopf an seine nackte Brust. Er duftete herrlich frisch nach Duschgel und Rasierwasser.
Preston küsste ihr Haar. „Was ist los? Bitte sag es mir.“
„Ach, ich musste nur wieder einmal an Anne denken. Ich vermisse sie schrecklich. Die meiste Zeit gelingt es mir, den Verlust zu verdrängen, aber manchmal werde ich einfach davon überwältigt. Ich kann noch immer nicht glauben, dass sie für immer aus meinem Leben verschwunden sein soll.“
Das Blatt mit dem Vaterschaftstest knisterte zwischen ihnen, als Preston Belle enger an sich zog, ohne ein Wort zu sagen. In seiner ruhigen, tröstlichen Art hielt er sie einfach nur fest, bis sie sich vorsichtig aus seiner Umarmung löste, sich aufrichtete und die Tränen abwischte.
„Es tut mir leid“, entschuldigte sie sich. „Eigentlich ist das ein großer, wichtiger Moment. Wir sollten ihn feiern.“
„Das muss dir nicht leidtun. Du hast deine beste Freundin verloren. Und in einigen Wochen wirst du auch von Ben Abschied nehmen müssen.“
Von Ben Abschied nehmen. Ihr Herz krampfte sich zusammen.
Weil Preston es so ruhig sagte, so sicher, so überzeugt. Als hätte er noch niemals einen Gedanken daran verschwendet, dass sie vielleicht bleiben würde, dass zwischen ihnen beiden mehr war als nur ein Urlaubsflirt.
„Aber ich dachte …“ Die gefährlichen Worte wären ihr beinahe entschlüpft. Erst im letzten Moment gelang es ihr noch, sie zurückzuhalten.
Mit seinen blauen Augen musterte er sie prüfend. „Was? Was hast du gedacht?“
„Nichts“, winkte sie rasch ab. „Es ist nicht wichtig. Nicht jetzt.“
„Was ist nicht wichtig?“, fragte er unbarmherzig.
Sie blickte ihm in die Augen und wusste, dass sie gleich den Mund öffnen und ihm die Wahrheit sagen würde.
9. KAPITEL
Doch
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