Bianca Extra Band 2
an ihm, könnte er nun mit seiner Ehefrau zusammen sein und ihr versprechen, dass sie Las Vegas ein für alle Mal vergessen konnten, sobald die Annullierungspapiere unterzeichnet waren.
Seltsamerweise hatte dieser Gedanke einen bitteren Beigeschmack. Travis erinnerte sich deutlich, wie nahe er sich Mary Karen bei der Trauung gefühlt hatte. Er hatte eine Verbundenheit wahrgenommen, die eher ihrer Freundschaft und gemeinsamen Vorgeschichte galt als dem überwältigenden Sex, den sie miteinander hatten.
Kate hakte sich bei ihm unter und riss ihn aus seinen Gedanken. „Es ist wunderschön hier.“
„Ja, es gibt keinen vergleichbaren Ort. Wyoming zu verlassen, war das Schwerste, was ich je vollbracht habe.“
Sie zog eine Braue hoch. „Warum hast du es dann getan?“
„Ich hatte keine andere Wahl.“
„Du hast deine Ausbildung in Nebraska gemacht, oder?“
„Ja. Großartiges College, nette Leute, hervorragendes Footballteam. Trotzdem ist mir die Zeit dort endlos vorgekommen. Das Studium ist mir leichtgefallen, aber alles andere war hart.“
„Inwiefern?“
Er erwog, das Thema mit einem Scherz abzutun – wie gewöhnlich, wenn sich jemand nach seiner Familie oder seiner Vergangenheit erkundigte. Doch aus irgendeinem Grund war ihm an diesem Abend nach reden zumute. „Kurz nach meinem Highschoolabschluss starben meine Eltern bei einem Autounfall. In ihrem Testament war verfügt, dass mein Onkel Len in Omaha uns aufziehen sollte. Aber der war wesentlich jünger als meine Mutter, Single und eigentlich nicht bereit, eine so große Verantwortung zu tragen. Meine Schwester Margaret und ich haben ihn überzeugt, dass wir quasi die Erziehung unserer kleineren Geschwister übernehmen und er nur für Unterkunft und Verpflegung aufkommen muss.“
Er heftete den Blick auf eine Bisonherde in der Ferne. Vor dem Tod seiner Eltern hatte sich sein Leben um Mädchen, Sport und Schule gedreht. So jung schon so viel Verantwortung übernehmen zu müssen, hatte alles verändert. „Sonst hätte Len uns nicht aufgenommen. Meine Geschwister wären in verschiedenen Kinderheimen untergebracht worden.“
„Wie viele Geschwister hast du denn?“
„Sieben.“
„Unglaublich!“, rief Kate. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie du es geschafft hast, das Studium zu meistern und dabei das Versprechen gegenüber deinem Onkel einzuhalten.“
Ihre Anteilnahme erschien ihm aufrichtig. Die Unterhaltung mit ihr lenkte ihn ein klein wenig davon ab, wie nahe Mary Karen bei Joel saß und wie hübsch ihr Haar in der Sonne glänzte.
„Travis?“
Er richtete den Blick wieder auf die Frau an seiner Seite. „Ich habe eben zu Hause statt im Studentenheim gewohnt und immer dann gebüffelt, während meine Geschwister in der Schule waren oder irgendwelche Sportveranstaltungen besuchten. Zum Glück waren sie alle ziemlich brav.“
Sie blickte sich um. „Ist jemand von ihnen hier?“
„Nein. Keiner lebt hier in der Nähe.“ Seine Familie in Nebraska zurückzulassen, um in Jackson Hole eine Klinik zu eröffnen, war ihm schwergefallen. „Ich hoffe, dass sich das irgendwann ändert. Wir stehen uns immer noch recht nahe.“
Ein nachdenklicher Ausdruck trat auf ihr Gesicht. „Bei so positiven Erfahrungen in Kindererziehung wundert es mich aber, dass du keine eigenen Kinder willst.“
Er zuckte die Achseln und beobachtete, wie die Sonne hinter einer Wolke verschwand. Erst nachdem er die Vaterrolle bereits übernommen hatte, war ihm bewusst geworden, was Elternschaft bedeutet. Er hatte sich überfordert und unzulänglich gefühlt.
Er wandte sich wieder an Kate und stellte fest, dass sie zu den Tischen starrte. „Was ist denn da drüben so interessant?“
„Deine alte Freundin und Joel Dennes scheinen sich ja prächtig zu verstehen …“
Stirnrunzelnd folgte er ihrem Blick. Genau in diesem Augenblick warf Mary Karen den Kopf zurück und lachte, während sein alter Kumpel Joel ihre Hand nahm. Der Anblick versetzte ihm einen Stich, der sich ganz gewaltig wie Eifersucht anfühlte. Normalerweise war er es, der sie zum Lachen brachte.
„Wenn du sie ansiehst, hast du so einen Glanz in den Augen“, bemerkte Kate. „Wart ihr mal ein Paar?“
Hastig vergewisserte er sich, dass niemand in Hörweite stand. Er wollte unbedingt Klatsch vermeiden, denn davon hatte Mary Karen schon genug ertragen, als sie mit unübersehbarem Babybauch zum Altar geschritten war.
Nach außen hin hatte sie den Tratsch beherzt weggesteckt, aber insgeheim darunter
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