Bianca Extra Band 2
heiraten würde. Warum konnte Michael sie nicht so lieben?
Sie kletterte über den Zaun zwischen den Grundstücken und überquerte den weitläufigen Rasen der Wades. Die Seitentür der Ranch nutzten nur die Cowboys – und sie, wenn sie nachts in Michaels Bett schlüpfte.
In der Küche war niemand. Vermutlich war Michael im Fernsehzimmer. Sie zögerte. Vielleicht sah er sich mit den Cowboys zusammen einen Film an. Sollte sie ihn lieber anrufen? Automatisch schaute sie aufs Telefon an der Wand. Das rote Lämpchen blinkte. Entweder war er fort oder noch nicht in der Küche gewesen, um den Anrufbeantworter abzuhören.
Zu Baileys Überraschung lief der Fernseher. Über die Kante des langen Ledersofas ragten Stiefel. Er war zu Hause. Sie holte tief Luft.
„Michael?“
Die Stiefel bewegten sich. „Hmm?“
„Kann ich kurz mit dir reden?“
Deenie Days Augen wurden groß. Was fiel Bailey ein, ihr in die Quere zu kommen? Seit zwei Stunden wartete sie darauf, dass Michael nach Hause kam! Irgendwann war sie eingenickt, aber das machte nichts. Im Gegenteil, welcher Mann konnte einer verschlafenen Frau auf seinem Sofa widerstehen?
Jetzt hatte Bailey ihr die Überraschung verdorben! Ihre Rivalin durfte ihr auf keinen Fall auf die Schliche kommen. Deenie versuchte deshalb, Michaels Stimme nachzumachen und hoffte, Bailey auf diese Weise überlisten zu können. Vielleicht wollte die Nachbarin nur Butter oder Zucker borgen, um etwas für ihre wilden Waisen zuzubereiten.
Aber falls Bailey das Licht einschaltete oder um die Couch herumkam, wäre sie geliefert.
„Michael, ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll.“
Deenie hörte die Tränen in Baileys Stimme. Ihre Augen wurden noch größer. Niemand weinte wegen einer Tasse Zucker. Deenie gab noch einen undeutlichen Laut von sich. Hoffentlich kam Bailey bald zur Sache.
„Ich hätte dich nicht wecken sollen. Auch du brauchst deine Ruhe, aber vielleicht macht die Dunkelheit es uns leichter.“
Komm schon, spuck’s aus und verschwinde! Deenie zog sich die warme Wolldecke übers Gesicht.
„Ich … erwarte ein Baby, Michael.“
Deenie erstarrte erst, dann unterdrückte sie ein höhnisches Lachen. Ausgerechnet Bailey Dixon war schwanger!? Die Frau ging regelmäßig in die Kirche, dann ließ sie sich von Michael ins Pancake House einladen und schickte ihren Bruder los, damit er seine kitschigen Bilder verkaufte – und jetzt bekam sie ein Kind! Vermutlich von irgendeinem dahergelaufenen Cowboy, der sie auch nicht wollte, sonst wäre sie nicht hier, um sich bei Michael auszuweinen. Was für eine jämmerliche Vorstellung. Deenie musste sich beherrschen, um sich nicht vor Freude auf die Schenkel zu klopfen.
„Ich … ich dachte nur, du …“
Bailey verstummte. Deenie presste sich die Wolldecke auf den Mund und schluckte ein boshaftes Kichern herunter. Bailey, die sich für besser als alle anderen hielt, bat um ein Almosen. Und Michael war ein so gutmütiger Mensch und würde sich wahrscheinlich verpflichtet fühlen, einer Frau mit langem strähnigem Haar und sechs Geschwistern zu helfen.
Plötzlich rannte Bailey davon, ihre Schritte hallten durch den Flur. Deenie warf die Decke fort, setzte sich auf und schaute über die Lehne. „Schätze, sie wollte von Michael mehr als ein paar Pfannkuchen“, murmelte sie. „Pech gehabt!“
Natürlich würde sie ihm nicht von der kleinen Bettlerin erzählen, aber ab jetzt würde sie den Mund aufmachen, wenn Bailey sich wieder einmal zu fein war, um jemanden um Unterstützung zu bitten. In diesem Moment war aus der Heiligen ein gefallenes Mädchen geworden. Deenies Vater hielt Bailey und Brad für hart arbeitende Menschen, denen das Schicksal übel mitgespielt hatte, aber das stimmte nicht. Die beiden waren Schnorrer, die sich auf das Mitleid der Leute verließen. Deenie freute sich schon darauf, dies ihrem Vater unter die Nase zu reiben.
Ab sofort wird Daddy nicht mehr damit drohen können, mir den Geldhahn zuzudrehen!
Der Druck ihres Vaters hatte sie gezwungen, sich nach einem Ehemann umzusehen. Sie musste jemanden heiraten, der genug Geld hatte, um ihr ihren gewohnten Lebensstil zu garantieren. Gunner war nett, aber Michael reizte sie mehr als jeder andere. Für einen Ring von ihm würde sie vielleicht sogar ihre kostbare Jungfräulichkeit opfern.
Zu schade, dass Bailey nicht so klug gewesen war. Vermutlich würde sie Michael leidtun, denn trotz seiner etwas rauen Art war er ein großherziger Mann. Niemand wird sie jetzt
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