Bianca Extra Band 2
transportierst du denn so alles?“
„Truppen, natürlich. Ausrüstung und Waffen.“ Er drückte ihre Schulter. Als er weitersprach, konnte sie aus jeder Silbe heraushören, wie stolz er auf seinen Job war. „Meine Flugzeuge werden auf der ganzen Welt für strategische Transporte, humanitäre Hilfe, Unterstützung aus der Luft und Evakuierungsmaßnahmen herangezogen.“
„Du liebst deinen Beruf wirklich, oder?“
„Ich darf fliegen. Das ist alles, was ich mir immer gewünscht habe. Aber es ist schon etwas ganz Besonderes, wenn du das tun darfst, was du liebst, und auch noch weißt, dass du damit eine wichtige Aufgabe erfüllst.“
„Das ist großartig, Seth.“ Und so ganz anders als ihr Schreibtischjob, bei dem es tagein, tagaus nur um Zahlen ging. „War das auch der Grund für deinen Einsatz in Afghanistan?“
„Nein. Na ja, manchmal.“ Seth verlagerte sein Gewicht hinter ihr. „Dort hatte ich etwas andere Aufgaben.“
„Was hast du dort gemacht?“
„Ich habe zu einem Planungsstab gehört“, sagte er nach kurzem Zögern. „Wir waren dafür zuständig, den Transport von Truppen und Vorräten zu planen, weil das betreffende Gebiet problematisch war. Aus bestimmten Gründen waren wir auch dafür zuständig, eine Strategie für offene Kommunikation mit … einer bestimmten Gruppe der örtlichen Bevölkerung zu entwickeln.“
„Das klingt interessant.“ Aber auch gefährlich, dachte Rebecca. Schaudernd erinnerte sie sich daran, was Seth vor ein paar Monaten gesagt hatte. „Im Oktober hast du erwähnt, dass du hier warst, um dich von einer Mission zu erholen. Was ist passiert?“ Augenblicklich verspannte Seth sich. „Hätte ich das nicht fragen sollen?“
„Schon okay.“ Er holte heftig Luft. „Ein paar von unseren Leuten haben die Base verlassen, um sich mit einem örtlichen Anführer zu treffen. Die Strecke hatten wir schon mal ohne Probleme zurückgelegt“, sagte er so sachlich, beinahe mechanisch, dass es ihr kalt den Rücken hinunterlief. „Aber diesmal …“
Jetzt wusste sie, dass sie diese Geschichte nicht hören wollte. Aber sie musste Bescheid wissen. „Erzähl weiter.“
„Das Fahrzeug vor meinem wurde in die Luft gesprengt. Es gab Verletzte und ein Todesopfer.“ Seth holte noch mal Luft, tief und gequält. „Bevor ich im Oktober hierhergekommen bin, war ich bei der Beerdigung.“
„Das tut mir so leid.“ Tränen stiegen ihr in die Augen. Davon hatte er kein Wort gesagt. „Warst du befreundet mit … mit …“
„Rick“, sagte Seth mit belegter Stimme. „Ja, wir waren Freunde.“
Ihre ganze Trauer kam wieder hoch. „ Du hättest an diesem Tag in dem Fahrzeug sitzen können.“ Sie hielt inne, atmete tief durch und setzte sich anders hin, um ihren Rücken zu entlasten. „Du warst an einem Ort, in einer Situation, in der du jederzeit hättest verletzt werden können … oder sogar getötet. Oder täusche ich mich da?“
„Meistens bin ich mich mehr oder weniger in Sicherheit.“
„Komm schon, Seth.“
„Vermutlich hast du recht“, gab er unumwunden zu.
Seine Antwort fraß sich in ihr Herz wie Säure. Aber sie hatte die Wahrheit gekannt, bevor sie die Frage überhaupt gestellt hatte.
Sie hasste sich dafür, dieses Thema weiterzuverfolgen. Aber sie konnte nicht anders. Also fragte sie: „Gibt es eine Frau, deren Leben zerstört wurde, als Rick … als er gestorben ist? Kinder? Menschen, die ihn geliebt haben und ihn vermissen?“
„Rick hatte eine Frau und zwei Kinder“, gab Seth leise zu. „Ja, er hatte Menschen, die ihn geliebt haben. Die sich gewünscht haben, dass er heil und gesund nach Hause kommen würde.“
„Aber das ist er nicht. Und ihr Leben wird nie wieder so sein wie vorher.“
„Ja. Aber, Süße“, sagte er, „ ich habe es geschafft. Ich bin jetzt hier bei dir, oder etwa nicht?“
„Noch zwei Wochen. Was machst du dann? Ich meine, was tust du, wenn du nicht zu einem Planungsstab gehörst?“
„So alle achtzehn bis zwanzig Stunden einen Einsatz fliegen. Dann noch Training und Flugsimulationen. Inspektionen.“
„Monatelang?“ Rebecca biss die Zähne zusammen und wartete, bis eine weitere, schmerzlose Kontraktion vorüber war. „Wie oft ist das so?“
„Das ist unterschiedlich“, sagte er und rieb ihr sanft über den Babybauch. „Aber wenn alles gut läuft, werde ich bald zum Major befördert. Dann habe ich andere Pflichten.“
„Inwiefern?“
„Mehr Bürokram. Meetings. Formulare.“ Seth räusperte sich. „Unter
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