Bianca Extra Band 2
hätte ich bei dir jedenfalls nicht gerechnet“, fügte Holly trocken hinzu.
Das Verrückte war, dass Alex diese dämlichen Klamotten extra ihretwegen angezogen hatte, damit sie eine andere Seite an ihm sah.
Wütend presste er die Lippen zusammen – so viel zum Thema Neuanfang. Er fühlte sich wieder wie damals als Siebzehnjähriger, als er ihr nach solchen Bemerkungen den überheblichen Gesichtsausdruck am liebsten vom Gesicht gefegt hätte.
Lässig lehnte er sich gegen den Türrahmen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Die meisten von uns verändern sich eben nach der Highschool, Holly. Nur du natürlich nicht. Du hast dich überhaupt nicht verändert. Jedes Haar sitzt genauso perfekt wie früher.“ Er grinste süffisant. „Obwohl ich dich auch schon anders erlebt habe. Weißt du noch, wie du in unserem leeren Klassenzimmer aus voller Kehle Bruce Springsteen gegrölt hast?“
Das saß – Alex sah, wie Holly die Röte ins Gesicht schoss. So hatte sie schon früher auf seine verletzenden Bemerkungen reagiert.
Sie verengte die Augen zu Schlitzen und öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen, doch Wills Gegenwart hielt sie anscheinend davon ab.
„Wow, Mom!“ Will starrte seine Mutter überrascht an. „Ich kann mich gar nicht erinnern, dich je tanzen gesehen zu haben.“
„Weil ich so etwas nicht tue“, antwortete sie kurz angebunden und richtete den Blick wieder auf Alex. „Ich genieße unser kleines Beisammensein sehr, aber wolltet ihr euch nicht eigentlich über den aufgeblasenen Gummiball unterhalten, auf den ihr so versessen seid? Ach ja, und über stoßen und schlagen“, fügte sie geringschätzig hinzu. „Wir dürfen nicht die geistige Anregung durch Kopfbälle vergessen!“
Will verabschiedete sich von seiner Mom und folgte Alex zur Tür hinaus. „Sie ist nicht gerade ein großer Footballfan“, sagte er entschuldigend zu seinem Trainer.
„Habe ich schon gemerkt“, bemerkte Alex trocken.
Sie waren weg.
Holly schloss die Augen und lehnte sich von innen gegen die Haustür. „Na, das lief ja super “, sprach sie laut zu sich.
Warum hatte sie sich nur wieder von Alex provozieren lassen? Wie ein alberner Teenager! Verdammt, dabei war sie Mutter eines Teenagers.
Sie wusste schon, was er mit der Bemerkung meinte, dass sie sich überhaupt nicht verändert hatte. Die langweilige alte Holly war immer noch … langweilig.
Plötzlich wurde sie von dem Wunsch überwältigt, Alex McKenna zu zeigen, dass sie keineswegs langweilig war, dass sie sexy und wild und … gefährlich sein konnte.
Sie seufzte tief. Wem wollte sie etwas vormachen? Wenn sie schon als Teenager verklemmt gewesen war – von einer einzigen Ausnahme mal abgesehen –, dann war sie mittlerweile noch viel verklemmter. Ist es nicht ein bisschen zu spät, um das böse Mädchen zu spielen?
Nicht dass ich das wirklich will, dachte Holly, als sie in die Küche ging, um aufzuräumen. Sie hatte ein tolles Leben. Einen wundervollen Sohn, ein schönes Zuhause und eine Arbeit, die sie sehr schätzte und bei der sie noch dazu sehr erfolgreich war.
Als sie den CD-Player in der Küche anstellte, erfüllte Bruce Springsteens Schlafzimmerstimme den Raum. Unwillkürlich musste sie lachen. Typisch Alex, sie an einen der peinlichsten Augenblicke ihrer Jugend zu erinnern – als er sie dabei ertappt hatte, wie sie einen Rockstar imitierte.
Sie wusste noch genau, was für ein demütigendes Gefühl es gewesen war, ausgerechnet von Alex erwischt zu werden. Sie war sich so schrecklich albern vorgekommen, denn Alex tat anscheinend nie etwas Albernes. Er war arrogant, selbstsicher und wirkte so welterfahren, dass sie sich in seiner Gegenwart immer irgendwie entblößt vorkam. So als könne er direkt durch sie hindurchsehen.
Alle anderen akzeptierten die Rolle, die sie spielte, die Rolle der Musterschülerin Holly Stanton – eines braven Mädchens, das weder seinen Eltern noch Lehrern je Kummer bereitete. Für Brian war sie eine perfekte Freundin, und wenn sie nach seinem Jurastudium heirateten, würde ihre Ehe genauso wie die von Hollys Eltern sein: solide, beständig und ohne böse Überraschungen.
Alex hingegen … In ihrem Abschlussjahr hatte er sich ein altes Motorrad gekauft, das nur aus Leder und Chrom zu bestehen schien. Ab und zu forderte er sie dazu auf, mitzufahren. Sie konnte sich noch immer an seinen herausfordernden Blick und sein geringschätziges Lächeln erinnern, so als wisse er genau, dass sie seine Einladung
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