Bianca Extra Band 2
wirklich“, gestand sie, „aber das ist lange her, und ich bin davon überzeugt, dass wir es schaffen werden, uns in Zukunft nicht mehr zu streiten. Oder, Alex!?“, fügte sie pointiert hinzu.
Nie im Leben. „Klar“, antwortete Alex und drehte sich zu dem Restaurant um. Mehrere Eltern und Jugendliche strömten aus der Tür. „Ist die Party schon vorbei?“
„Irgendwie schon. Ihr wart ziemlich lange hier draußen.“
„Es hätte längst nicht so lange gedauert, wenn …“ Alex schüttelte den Kopf. „Nein, ich sage lieber nichts. Gute Nacht, Holly. Fahr vorsichtig, okay!? Will, wir sehen uns nächste Woche beim Training.“
3. KAPITEL
Alex’ Worte gingen Holly nicht aus dem Kopf, als sie später wach lag und an die Decke starrte. Wie es wohl wäre, ausnahmsweise einmal Hilfe anzunehmen? So etwas wie einen Retter zu haben?
Sie verabscheute sich selbst dafür, auch nur darüber nachzudenken. Sie war schon so lange autark und unabhängig. Wenn sie sich erst einmal davon abhängig machte, dass irgendein Kerl daherkam und sich um sie kümmerte, war alles vorbei. Dann war sie verloren, das wusste sie ganz genau. Und falls ihr je Zweifel daran kommen sollten, musste sie nur an den Tag zurückdenken, als sie Brian von ihrer Schwangerschaft erzählt hatte.
Richtig, das Baby war völlig unerwartet gekommen. Und ja, Jahre früher als geplant. Doch Holly hatte nie daran gezweifelt, dass Brian sie unterstützen und sie heiraten würde. Sie war voller Vertrauen zu ihm gegangen, überzeugt davon, dass er für sie und ihr ungeborenes Kind sorgen würde.
Es war schon eine Ewigkeit her, dass sie an jenen Tag zurückgedacht hatte, doch die Erinnerung tat immer noch weh.
Brian hatte sie angeschrien und ihr vorgeworfen, sein Leben und seine Karriere zu ruinieren, obwohl sie ihm beteuert hatte, dass er nicht von der Uni abzugehen brauchte. Sie konnte in Teilzeit arbeiten, und seine Eltern würden sie vielleicht unterstützen. Ihre eigenen Eltern hatten die Neuigkeit nicht gerade gut aufgenommen, aber sie würden sich schon noch damit abfinden. Und ihre Großmutter würde ihr helfen, so gut es ging.
Im Grunde genommen wollte sie nur hören, dass er sie liebte, dass alles gut werden würde, dass sie gemeinsam eine Lösung finden würden.
„Wenn du das durchziehst, Holly, dann bist du auf dich allein gestellt! Ich will nichts mit dir oder dem Baby zu tun haben!“
Holly spürte noch immer den Schmerz, den diese Worte in ihr ausgelöst hatten. Für sie war damals eine Welt zusammengebrochen. Aber so etwas würde ihr nie wieder passieren. Das war das letzte Mal gewesen, dass sie an jemand anderen die Verantwortung für ihr Glück und ihr Wohlbefinden abgegeben hatte.
Vier Jahre lang hatte sie kein Wort mit Brian gesprochen. Sie hatten auch jetzt kaum Kontakt, auch wenn er Will gelegentlich besuchte. Und sie sprach auch fast nie mit ihren Eltern, die sie rausgeworfen hatten, als sie sich weigerte, die Situation zu beseitigen . Ein paar Jahre später hatten sie zwar eingelenkt, um ihren Enkel sehen zu können, doch Holly stand ihnen seitdem nicht mehr sehr nahe.
Nach Wills Geburt rieten ihr ihre Freundinnen, sich einen Anwalt zu nehmen und Brian auf Kindesunterhalt zu verklagen, doch sie weigerte sich. Sie hatte nämlich inzwischen eine sehr wichtige Lektion gelernt: dass man nur sich selbst trauen konnte. Sie würde niemanden mehr um irgendetwas bitten, Brian schon gar nicht.
Irgendwie gelang es ihr, die ersten zwei Jahre ohne fremde Hilfe zu überstehen. Erst nachdem sie sich selbst bewiesen hatte, dass sie auf eigenen Füßen stehen konnte, nahm sie die Liebe und Hilfe ihrer Großmutter dankbar an. Doch da Gran damals fast achtzig war und Holly fast genauso nötig brauchte wie Will, hatte Holly nie das Gefühl, abhängig zu sein.
Abgesehen von Will gab es nichts Wichtigeres für Holly als ihre hart erkämpfte Unabhängigkeit. Und genau deshalb konnte sie sich auch keine Retterfantasien erlauben … auch nicht, wenn Alex McKenna darin verwickelt war. Dann erst recht nicht! Der Kerl verunsicherte sie schon genug.
Holly dehnte die Schultern, um etwas von ihrer inneren Anspannung loszuwerden. Okay, Alex war wieder in ihr Leben zurückgekehrt und hatte immer noch die unheimliche Gabe, ihr unter die Haut zu gehen und sie dazu zu bringen, sich selbst infrage zu stellen. Was soll’s? Sie hatte vor ihm ein wunderbares Leben gehabt, und sie würde auch weiterhin hervorragend zurechtkommen, vielen Dank auch!
Von jetzt an
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