Bianca Extra Band 2
Knoten. Feuchte Strähnen klebten ihr im Nacken, und ihre schweißnasse Haut glänzte.
Dreißig Sekunden später rührte die Schraube sich immer noch nicht vom Fleck.
„Ich knabbere Schrauben wie diese da zum Frühstück!“, witzelte Alex.
Wieder ein wütender Blick. „Würdest du jetzt endlich verschwinden? Ich versuche, mich zu konzentrieren.“
„ Ich könnte dir diesen Reifen in einer Minute wechseln.“
„Nein, könntest du nicht!“
Alex grinste. „Um was wollen wir wetten? Ich setze zwanzig Dollar.“
Holly wandte ihm den Rücken zu und versuchte es noch einmal. Diesmal gelang es ihr tatsächlich, die Schraube zu lösen, wenn auch nur unter größter Anstrengung.
Alex brauchte ihr nicht ins Gesicht zu sehen, um zu wissen, dass sie innerlich triumphierte – das erkannte er schon an ihrer Haltung. „Oh, sehr beeindruckend“, spöttelte er. „Dir ist doch bewusst, dass du das Gleiche noch drei Mal machen musst, oder?“
„Halt endlich die Klappe, Alex!“
Anscheinend hatte der Erfolg Holly Flügel verliehen, denn mit den anderen drei Schrauben hatte sie keinerlei Probleme. Alex komplett ignorierend, schob sie den Wagenheber unter das Auto und begann zu kurbeln. Als sie den schweren Ersatzreifen hochhob, um ihn über die Radbolzen zu schieben, hatte Alex endgültig die Nase voll.
„Okay, du hast jetzt bewiesen, dass du es auch allein schaffst. Lass mich dir wenigstens mit dem Reifen helfen.“
Holly setzte den Reifen ab und wischte sich mit dem Handrücken die Stirn – das erste Anzeichen von Erschöpfung. Als Alex Anstalten machte, nach dem Reifen zu fassen, schlug sie seine Hand weg. „Nein!“, sagte sie scharf. „Ich bin kein hilfloses junges Ding.“
„Und ich habe überhaupt nicht vor, den edlen Ritter zu spielen!“, entgegnete Alex ungeduldig. „Lass mich einfach nur den Reifen hochheben. Dann kannst du ihn bequem über die Bolzen schieben. So etwas nennt man Teamwork .“
„Das schaff ich auch allein.“
„Komm schon, Holly! Warum bist du nur so verdammt stur?“
„Ich bin lieber … stur als … hilflos“, keuchte sie, während sie das Rad fixierte. Ein paar Minuten später hatte sie die Schrauben festgedreht und den Wagenheber wieder gesenkt.
„Da!“, sagte sie befriedigt, warf die Werkzeuge in den Kofferraum und wischte sich die öligen Hände mit einem alten Lappen ab. „So schwer war das gar nicht.“
Alex schüttelte den Kopf. „Du wärst schon halb zu Hause, wenn du mich …“
„Ich kann für mich allein sorgen, Alex! Ich brauche die Hilfe anderer nicht.“
Noch eine Einstellung, die sich nicht geändert hatte. Im Sommer nach ihrem Highschoolabschluss hatte Alex erfahren, dass Holly schwanger war. Er war fest davon ausgegangen, dass sie und Brian ihre geplante Hochzeit einfach vorverlegen und ihr perfektes Yuppie-Leben beginnen würden. Als er dann erfuhr, wie sehr er sich geirrt hatte, vor allem in seinem Stiefbruder Brian, war er außer sich vor Zorn gewesen.
Zuerst brach er Brian den Kiefer. Dann fuhr er zu Holly und bat sie, ihn zu heiraten, was natürlich völlig verrückt war – ein ritterlicher Impuls, der ihn einfach überwältigt hatte. Es gab keinerlei Grund zur Annahme, dass sie seinen Antrag annehmen würde, ganz im Gegenteil sogar. In Anbetracht ihrer gegenseitigen Abneigung war eine Abfuhr unvermeidlich, schmerzte jedoch trotzdem.
Genauso wie ihr jetziges Verhalten. Damals hatte zwar bedeutend mehr auf dem Spiel gestanden, aber das Gefühl war doch das Gleiche.
„Ich weiß, dass du meine Hilfe nicht brauchst, Holly“, sagte Alex gereizt. „Das hast du schon mehr als einmal bewiesen. Aber das heißt noch lange nicht, dass du sie nicht annehmen kannst. Was ist so schrecklich daran, sich ab und zu mal unterstützen, sich dann und wann mal retten zu lassen? Warum bist du nur so verdammt stur?“
Wütend funkelte sie ihn an. „ Ich soll stur sein? Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich keine Hilfe brauche, aber du hast trotzdem darauf bestanden, hierzubleiben. Wer ist denn hier wohl stur ?“
„Äh … Leute!?“ Das kam von Will, der ein paar Schritte von ihnen entfernt stand.
Wie lang war er schon da? Alex warf Holly einen Blick zu und stellte fest, dass sie genauso erschrocken aussah, wie er sich fühlte.
Will blickte verwirrt zwischen ihnen hin und her. „Also“, sagte er nach einer verlegenen Gesprächspause. „Ich nehme an, ihr wart früher nicht gerade die allerbesten Freunde?“
Holly seufzte schwer. „Nicht
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