Bianca Hochzeitsband 1 - Ganz in weiss
Mitleid wollte sie erst recht nicht, doch das konnte sie alles nicht aussprechen.
»Ich weiß nicht, was daran so schlimm ist«, sagte Charlotte schließlich. »Ich hatte zwar nur eine ernste Beziehung, aber das war ein wirklich überzeugendes Erlebnis, glaub mir. Jetzt genieße ich mein Leben. Ich habe einen tollen Job und großartige Freunde. Könntet ihr mich bitte in Ruhe lassen?«
Bevor Dana Gelegenheit hatte zu antworten, steckte Gabe den Kopf zur Tür herein. »Hey! Der Wagen wartet und der Bräutigam auch«, rief er. »Wo ist Bella?«
»Sie zieht sich um«, antwortete Dana.
»Du lieber Himmel.« Gabe kam herein. »Wieso braucht ihr Frauen bloß so lange dazu? Ich habe nie so viel Zeit nötig gehabt, um einer Frau ihre Sachen auszuziehen.«
»Und du hast wirklich viel Übung«, murmelte Charlotte und stieg vom Bett.
»Du und ich müssen uns unterhalten.« Gabes Augen glänzten.
Sie grinste. »Wir können miteinander reden, während du in den nächsten zwei Monaten meine Wäsche wäschst.«
»Gabe, du bist nicht gerade eine Hilfe.« Dana sah ihn böse an. »Wir haben über wichtige Dinge gesprochen, als du reingeplatzt bist und deine… deine ' Eine von uns Kumpeln-Schwingungen ' mitgebracht hast.«
»Worüber habt ihr gesprochen?« fragte er.
»Über Charlottes Zukunft.« Dana deutete auf das Buch. »Du lenkst sie ab. Kannst du nicht in der Halle warten?«
»Wovon lenke ich sie ab?« Dann fiel sein Blick auf den Buchtitel. »Oh nein! Nicht das.«
»Nicht was?« Charlotte verzog das Gesicht.
»Sag mir, dass du das nicht lesen wirst!«
Sie schnappte schnell nach dem Buch. Gabe stürzte sich darauf und erwischte es im selben Moment wie sie.
»Lass… mich… das… sehen.« Er zog daran.
»Bestimmt nicht.«
»Ich bin so weit.« Bella öffnete die Badezimmertür und erkannte voller Entsetzen, dass ihr Bruder und ihre Brautjungfer miteinander rangen. Dana schüttelte bloß den Kopf. »Was geht hier vor?«
Da Gabe einen Moment abgelenkt war, schaffte Charlotte es, das Buch an sich zu nehmen. Dabei geriet sie allerdings aus dem Gleichgewicht und landete heftig auf dem Fußboden.
»Ich hab’s.« Sie rieb sich den Kopf. »Autsch!«
Bella seufzte. »Wann werdet ihr zwei endlich erwachsen?«
»Niemals«, antwortete Gabe. »Wir werden einander noch mit Wasserpistolen jagen, wenn wir im Altersheim sind. Komm, Engelchen, ich helfe dir hoch.«
Er half ihr beim Aufstehen, und dann riss er ihr das Buch aus der Hand.
»Du mieser…«
»Oh, du lieber Himmel.« Er blätterte in dem Buch und las laut vor. »,Sei dramatisch, aber zurückhaltend. Du bist eine Frau, also sei eine.’ Was solltet ihr denn sonst sein? Hamster?«
»Oh, gib mir das.« Charlotte riss es ihm wieder weg.
»Du willst doch sowieso nicht in einem Jahr Mrs. Richtig sein.« Gabe kniff die Augen zusammen. »Oder doch?«
»Natürlich nicht«, antwortete Charlotte instinktiv. Allerdings war es eher so, dass es unmöglich war. Trotzdem: Wollte sie es? Ja, flüsterte eine kleine Stimme in ihrem Kopf, was sie überraschte. In einem Jahr oder auch zehn Jahren wollte sie die Richtige für einen Mann sein. Sie wollte den finden, der für sie der Richtige war.
»Charlotte mag ja denken, dass sie das nicht will, aber sie hat nicht genügend Erfahrung, um es definitiv abzulehnen«, erklärte Dana. »Und sie hat eine Menge Vorzüge, wenn sie sich Mühe gibt. Sie könnte wirklich umwerfend sein.«
»Mit etwas Zeit und Anstrengung.« Bella verschränkte die Arme. »Ich bezweifle, dass es ein ganzes Jahr dauern wird, bis sie einen Mann findet, der sie unbedingt heiraten will.«
Charlotte spürte mit einem Mal Panik in sich aufsteigen.
»Und einen tollen noch dazu«, fügte Dana enthusiastisch hinzu.
»In einem Monat wird ihr einer zu Füßen liegen«, sagte Bella.
»Jetzt lasst uns mal nicht durchdrehen.« Es gefiel Charlotte gar nicht, in welche Richtung das lief.
»In spätestens drei Monaten könnte sie einen Heiratsantrag haben.« Dana nickte.
Gabe legte einen Arm um Charlottes Schultern. »Wieso drängt ihr sie? Ich kenne sie besser als irgendwer sonst. Ihr könnt mir nicht einreden, dass sie bloß ein dummes Buch zu lesen braucht, sich eine neue Frisur machen lässt oder so was, und plötzlich wird sie zur Ehefrau. Das ist doch lächerlich.«
Charlotte hatte gerade protestieren wollen, aber nicht mit diesen Worten. »Nicht dass ich Interesse daran hätte…«
»Sie ist nicht annähernd wie die Frauen aus dem Buch da«, fuhr Gabe fort.
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