Bianca Hochzeitsband 1 - Ganz in weiss
Bürste nichts mehr auszurichten war. Der Albtraum, in dem Kinder schreiend vor ihr davonliefen, schien wahr zu werden.
»Wenn Sie eine Operation vermeiden wollen, dürfen Sie den Knöchel zwei Wochen lang nicht belasten«, erklärte der Arzt.
»Danach können Sie dann mit Krücken herumlaufen.« Er zwinkerte. »Eine gute Ausrede, um sich von Ihrem Freund hier bedienen zu lassen.«
Sie sah zu Barrie hinüber, der genauso überrascht war wie sie. Aber musste er denn entsetzt wirken? Sie war diejenige, die so hätte reagieren sollen. »Er ist nicht mein Freund. Dieser Mann hält Romantik für eine blöde Erfindung. Außerdem muss ich einen Italiener heiraten. Das ist Tradition. Ich will nicht wie Rosa Pontini sein, die eine Schande für ihre Familie ist.« Sie deutete auf Barrie.
»Er ist… ein Schotte, zu groß, zu breit. Das ist schrecklich. Ich kann meinen Knöchel nicht schonen. Ich muss am Fest teilnehmen.«
Der Doktor hob die Augenbrauen. »Ich fürchte, das ist ausgeschlossen. Oder wollen Sie unbedingt unters Messer?«
Kurze Zeit später musterte Marisa voller Abscheu ihre Krücken. Die sollte sie in den nächsten zwei Wochen nur benutzen, wenn es unvermeidbar war. Die Krankenschwester gab ihr weitere Anweisungen. »Sorgen Sie dafür, dass Ihr Freund immer in der Nähe ist, für den Fall, dass Sie das Gleichgewicht verlieren.« Sie lächelte. »Viel Glück.«
»Er ist nicht mein Freund!« rief Marisa. »Sieht er für Sie etwa italienisch aus?«
Die Schwester betrachtete Barrie anerkennend. »Ist das bei diesem Akzent denn wichtig?« Dann ging sie weg.
Der Typ mit dem Akzent besaß die Frechheit zu schmunzeln.
»Geben Sie mir die verdammten Dinger.« Marisa riss Barrie die Krücken weg, steckte sie sich unter die Achselhöhlen und machte einen Schritt. Und noch einen. »Sehen Sie. Kein Problem. Sie brauchen nicht zu bleiben.«
Er wich zurück. Eine Krücke wies nach vorn, die andere nach hinten, und Marisa fiel.
»Sind Sie in Ordnung?« fragte Barrie in dem hübschen Akzent und zog sie hoch. Ihre Gesichter waren einander ganz nah, ihre Hände verschränkt. Barries Blick schien Marisa wieder zu bezaubern, und der Spott darin wurde nun zu etwas anderem. Erneut stellte Marisa fest, dass ihr Mund offen war. Sie schloss ihn schnell und sah sich nach ihren Krücken um.
Ihr Stolz war schlimmer verletzt als ihr Po oder ihr Knöchel. Und der Knöchel tat weh. Sehr sogar. »Es geht mir gut. Ich kann nur nicht laufen.« Panik erfasste sie, als ihr einfiel, dass ihr die Zeit davonlief. »Und ich muss sofort zurück zum Fest.« Barries Mund zuckte. »Na ja, ich könnte Sie hinbringen, aber da ich nun mal Schotte bin…«, er machte ihren Ton von vorhin nach, »… und ein Esel, werden Sie das wohl nicht wollen.« Dann wartete er mit verschränkten Armen, wodurch er noch größer wirkte. Wie kam es nur, dass er sogar nass und schmutzig noch attraktiv war, während sie selbst wie eine Kanalratte aussah?
»Ich habe das mit dem Esel zurückgenommen.«
»Aber Sie denken es immer noch.«
»In Ordnung. Ich nehme alles zurück.«
»Und?«
»Und es ist nichts falsch daran, Schotte zu sein. Sie haben einen hübschen Akzent.«
»Und?«
Einen attraktiven Po, hätte sie fast hinzugefügt. Sie atmete tief ein. »Würden Sie mich bitte zum Fest zurückbringen?«
»Ich dachte schon, Sie würden nie fragen.«
»Sie hätten nicht so eine große Sache draus machen müssen«, sagte Barrie, während er Marisa zu seinem Auto trug.
»Woraus?« Sie bewegte sich in seinen Armen, um es bequemer zu haben. Na toll, nun berührte ihre Brust seine Schulter. Wenn sie das änderte, würde er denken, es wäre ihr unangenehm. Und das war es gar nicht.
»Dass ich nicht an Romantik glaube und kein Italiener bin. Als der Doktor das erwähnt hat, hätten Sie einfach nur sagen können: ,Er ist nicht mein Freund.’«
Sie starrte auf sein Profil. »Es überrascht mich, dass Sie nicht selber laut protestiert haben.«
Er zuckte mit den Schultern und streifte dabei ihre Brust. »Man muss nicht laut werden, um etwas zu erklären.« Er trug sie zu einem alten hellblauen Buick.
»Ist das ein Mietwagen?« fragte sie, als er die Tür öffnete.
»Ja. Der Kollege, der eigentlich über das Fest hätte berichten sollen, hat ihn bestellt. Aber er ist nicht so schlecht. Sie wären überrascht, was für Autos man in einigen Ländern bekommt.«
»Muss aufregend sein«, meinte sie, als er sich mit ihr auf dem Schoß ins Auto setzte, »so viel
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