Bianca Hochzeitsband 1 - Ganz in weiss
fragte, ob es ihr gut ging, hatte sie das Gefühl, dass ihm das wirklich wichtig war… und dann fühlte sie sich sehr gut.
»Das stimmt. Ich bin nach New York gekommen, als ich zwanzig war. Vor sieben Jahren.«
»Dann tragen Sie diese karierten Röcke.«
Er kniff die Augen zusammen. »Ständig. Im Moment sind sie allerdings in der Reinigung, also muss ich so was anziehen.« Er tippte auf sein Knie.
»Das war sarkastisch.«
»Trinken Sie jeden Tag Wein? Sind Sie temperamentvoll? Das ist es, was ich von Italienern gehört habe.«
»Nein und nein. Na ja, das mit dem Temperament stimmt vielleicht. Ich dachte nur, schottische Männer tragen Kilts und spielen Dudelsack. Tun Sie das auch nicht?«
Er schüttelte den Kopf.
Nun warf Marisa einen Blick auf seine Tasche. Er hatte seine Kamera sorgfältig überprüft und abgewischt, allerdings erst, nachdem er sich um Marisas Knöchel gekümmert hatte. »Was tun Sie beruflich?«
»Ich bin Foto Journalist bei einem Reisemagazin. Wir berichten über Ereignisse auf der ganzen Welt, wie die Neujahrsfeiern in China.«
Bevor Marisa sich davon abhalten konnte, berührte sie seinen Arm. »Waren Sie schon mal in Italien?«
»Sicher. Letztes Jahr beim Karneval in Venedig. Und Sie?«
Sie zog ihre Hand weg. »Nein. Ich habe Cortina noch kaum jemals verlassen. Nicht dass das nötig wäre.«
»Das klingt, als würden Sie ein behütetes Leben führen. Sie hängen an einem Ort fest und kommen nie raus.«
»Ich hänge nicht fest. Ich will hier sein. Und behütet bin ich auch nicht. Na ja, vielleicht ein bisschen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Daran ist nichts verkehrt. Erzählen Sie mir von Italien. Es soll der romantischste Ort der Welt sein.«
»Eigentlich ist es gar nicht so romantisch.«
»Wie können Sie das sagen? Was kann es Romantischeres geben als eine Gondelfahrt in Venedig, sich einen Cappuccino zu teilen in einem Straßencafe in Florenz oder einen Kuss im Kolosseum.« Jedes Mal, wenn Marisa ein Foto von einem Ort in Italien fand, schnitt sie es aus und hängte es an eine Wand ihres Apartments.
»Die Kanäle von Venedig sind dreckig, und die Stadt stinkt. Rom ist voller Abgase, das Kolosseum fällt zusammen. Und wie romantisch ist denn ein Platz, wo Leute zur Unterhaltung abgeschlachtet worden sind?«
Marisa starrte ihn an. »Ich wette, Sie würden das anders sehen, wenn Sie mit einer Frau dort gewesen wären, die Sie lieben. Oder waren Sie das?« Unwillkürlich stellte sie sich Barrie mit einer dünnen Blondine vor. Sie verdrängte den Gedanken. Was machte ihr das schon aus? Außerdem hätte er die Arme wahrscheinlich aus der Gondel geworfen.
Er schnitt eine Grimasse. »Romantik ist doch bloß eine blöde Erfindung, damit man seine Freiheit für ein Glück aufgibt, das gerade mal so lange dauert wie ein gutes Footballspiel.«
Marisa war verblüfft. »Eine blöde Erfindung?«
In diesem Moment rief eine Schwester ihren Namen.
Barrie trug Marisa in das Untersuchungszimmer, wo er sie sanft auf die Liege legte. Dann beugte er sich zu ihr vor. »Eine blöde Erfindung«, wiederholte er.
»Der Doktor kommt sofort«, sagte die Krankenschwester, aber Marisa sah nur Barrie. Sie wollte etwas sagen, doch die Art, wie er sie anblickte, machte sie sprachlos. Entsetzt stellte sie fest, dass ihr Mund offen war. Sie schloss ihn schnell. So ein Gefühl kannte sie. Aber es hätte nicht bei Barrie auftreten dürfen, der ganz und gar nicht der Richtige für sie war. Sie rieb ihre Nase, als Entschuldigung dafür, den Augenkontakt abzubrechen. »So was Albernes«, murmelte sie.
»Ich bin albern? Ich bin nicht derjenige, der einen Menschen heiratet, den er noch gar nicht kennt.«
Der Doktor kam herein. »Sie müssen Marisa Cerini sein. Mal sehen, ob wir Sie in Ordnung bringen können.«
»Viel Glück«, murmelte Barrie.
2. KAPITEL
Marisas Knöchel war nicht gebrochen. Aber sie hatte einen Riss in der Achillessehne und würde vier Wochen lang eine Schiene tragen müssen, ein sperriges Ding, das von den Zehen bis zum Knie reichte. Außerdem würde bald die Sonne untergehen, und ihre Familie wartete darauf, dass sie entweder mit ihrem zukünftigen Mann nach Hause kam oder zumindest etwas über ihn zu erzählen hatte.
Sie zuckte zusammen, als sie sich vorstellte, wie sie zum Brunnen gehen würde… mit Krücken und in ihrem verschmutzten Kleid. Zwar hatte sie sich das Gesicht gewaschen, aber dabei war auch das Make-up verschwunden, und ihr Haar war so strähnig, dass mit einer
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