Bianca Hochzeitsband 1 - Ganz in weiss
stattdessen. »Sie werden es nicht bereuen.« Sie rückte von ihm weg.
»Sie werden mir helfen, den Richtigen zu finden, meine Familie wird nicht von mir enttäuscht sein, und Sie können dann tun, was immer Sie wollen.« Sie lächelte. »Es wird ganz leicht.«
Marisa lächelte nicht, als sie zum Haus ihrer Eltern fuhren. Sie sah ein Pärchen, das Hand in Hand im Regen spazieren ging, und das war so romantisch, dass ihr fast schlecht wurde. Ihren schmerzenden Knöchel spürte sie kaum, weil sie nur daran denken konnte, dass sie dabei war, ihre Familie zu betrügen. Theoretisch hatte sie die Tradition gewahrt, aber wenn ihre Eltern Barrie sahen… Sie blickte zu ihm hinüber, gerade als er das ebenfalls tat. Sie wandte sich ab und versuchte, nicht an den Kuss zu denken. »Vielleicht ist das doch keine so gute Idee«, meinte sie.
»Das ist es mit Sicherheit nicht.«
»Ich hasse es, meine Eltern zu belügen. Ich glaube nicht mal, dass ich das je getan habe, außer als ich Mama gesagt habe, ich hätte Franco nicht geküsst.«
»Franco?«
»Ich war fünfzehn.« Sie winkte ab. »Diesmal ist es eine große Lüge.«
»Sehr groß.«
»Sie brauchen mir nicht ständig zuzustimmen.«
»Dann sagen Sie Ihren Eltern die Wahrheit. Erklären Sie ihnen, wie albern das Ganze ist.«
»Vielleicht sollte ich das. Ich meine, die Wahrheit sagen. Aber ich kann nicht. Und es ist nicht albern. Wenn Sie aus meiner Familie wären, würden Sie es verstehen.« Sie rieb sich die Stirn. »Ich kann es nicht ertragen, im jährlichen Bericht wieder unter ,Schlechte Nachrichten’ aufzutauchen.«
»Ich finde, Sie sollten die Wahrheit sagen. Ich werde Sie unterstützen.«
Sie schnaubte. »Während Sie zur Tür rausschleichen. Nein, ich muss meinen Eltern sagen, Sie wären der Richtige.«
Er musterte sie einen Moment. »Sie haben Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen, was?«
»Nein. Na ja, manchmal. Nicht oft. Okay, doch oft. Ja, ich habe ein bisschen Schwierigkeiten damit.«
Er grinste. »Sind Sie da sicher?«
»Ganz sicher. Aber nicht immer.«
Er lachte doch tatsächlich! Dann schüttelte er den Kopf. »Ich habe das Gefühl, dass ich das bereuen werde. Wie viele Leute werden denn da sein?«
»Nicht viele. Nonna, meine Großmutter. Es ist meine Lieblingsbeschäftigung, ihr beim Kochen zuzusehen. Außerdem spricht sie mit ihrem toten Ehemann, aber das ignorieren wir alle. Dann ist da Onkel Louie. Er hört schwer, will aber kein Hörgerät. Mama weint oft, besonders jetzt in den Wechseljahren. Dann ist da mein Vater. Und meine Schwester Gina, die perfekte Tochter, was sie Ihnen sofort erklären wird. Und ihr Mann Tino. Mein Bruder Carlo wird nicht da sein, weil er immer noch auf dem Fest arbeitet. Oh, und Sie dürfen nichts von unserer Tradition wissen. Die Männer tun das gewöhnlich nicht.«
»Bis sie endgültig eingefangen worden sind.«
Marisa kniff die Augen zusammen. »So betrachten sie das nicht. Soweit es den Mann angeht, verliebt er sich, dann lade ich ihn zum Dinner ein. Meine Eltern mögen ihn und er sie, und dann sind alle glücklich. So ist es bei Gina gewesen. Tino ist ein toller Kerl, und er hat seine eigene Bäckerei. Jetzt ist das erste Kind unterwegs. Meine Eltern sind so stolz auf sie.«
»Na ja, ich bin nicht besonders stolz, einer verlorenen Seele zu helfen, ihre Familie zufrieden zu stellen«, meinte Barrie. »Eltern sollten einen führen, nicht beherrschen. Irgendwann werden Sie zurückblicken und sich fragen, wer eigentlich Ihr Leben bestimmt hat. Und werden Sie dann glücklich sein?« Barrie fuhr an Häusern im europäischen Stil vorbei und folgte Marisas Anweisungen. Überall blühten Blumen. Dann bogen sie in eine Einfahrt ein und hielten vor einem Haus mit orangefarbenen Dachziegeln und Blumenkästen an jedem Fenster.
Marisa betrachtete das Haus, in dem sie aufgewachsen war. Ihr kleines Apartment war nur zehn Minuten entfernt, und sie wusste, dass von ihr erwartet wurde, mit ihrem Ehemann in das Heim der Familie zurückzuziehen. Wann immer sie auch nur andeutete, dass sie vielleicht ihr eigenes würden haben wollen… du liebe Güte!
»Was genau ist eigentlich falsch daran, seine Familie zufrieden stellen zu wollen? Dies sind die Menschen, die einen aufgezogen haben.«
»Heißt das, dass wir ihnen unser Leben schulden? Dass wir ihnen unsere Träume opfern müssen?«
Dies hatte offenbar nichts mit ihr zu tun. »Sie haben erwähnt, dass Sie in einer Whiskybrennerei auf gewachsen sind«, sagte sie
Weitere Kostenlose Bücher