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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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wohnen können.
    Giordano zahlte für zwei Wochen im Voraus, denn da war die Abfahrt der kaiserlichen Galeere aus dem Hafen Portus Classis geplant. Da dieses Schiff nicht auf Segel angewiesen war, konnten widrige Winde die Abreise kaum verzögern. Auf dem engen Gefährt würde es kaum zu vermeiden sein, dass Giordano als Reisebegleiter Caterinas auftrat, und so beschloss er, Bianca – und damit auch Anna – vorher darüber in Kenntnis zu setzen.
    Bianca fragte gut gelaunt: „Kommst du, um dich zu verabschieden?“
    „Verabschieden? Im Gegenteil! Ich möchte dir sagen, dass ich auf dem kaiserlichen Schiff mit nach Venedig fahre.“
    |213| „Hat Friedrich seine Meinung geändert?“
    „Nein, doch Seine Majestät hat mir die Mitreise gestattet – natürlich auf eigene Kosten.“
    „Und was veranlasst dich dazu?“
    „Ich begleite eine – eine Signora in ihre Heimat.“
    Anna saß im Nebenzimmer, wählte Kleider für die Reise, besserte manches aus. Ihre scharfen Ohren vernahmen jedes Wort.
    „Darf man fragen, wer sie ist?“
    „Man darf, doch ich werde es nicht sagen.“
    Bianca drohte scherzhaft mit dem Finger. „Aha, du hast wieder einmal eine Frau unglücklich gemacht und jetzt schaffst du sie dir vom Hals.“
    Da reizte es ihn, aufzutrumpfen. „Ganz im Gegenteil – wenn alles gut geht, können wir zusammen glücklich werden.“
    Bianca schüttelte verwundert den Kopf. „Du redest ja, als sei die Dame deine Braut.“
    „Im Rang würde sie jedenfalls zu mir passen.“
    Anna hatte sich so auf das Gespräch konzentriert, dass ihr die Nähnadel ausrutschte und tief in ihren Zeigefinger drang. Mit einem Wehlaut sprang sie auf, ging zu dem Wasserkrug auf dem Wandbord und wusch das Blut weg.
    „Da hat Galvano aber auch ein Wort mitzureden. Im Übrigen wäre es für die ganze Familie besser, du hieltest dich bei der Brautschau an Pisa. Eine Venezianerin!“
    Letzteres hatte sie mit erhobener Stimme gesagt und Anna erschien an der Tür. „Ihr habt mich gerufen, Donna Bianca?“
    „Nein, aber was ist mit deiner Hand?“
    „Hab mich nur in den Finger gestochen“, stieß Anna hervor und schaute dabei Giordano gehässig an.
    „Wider Erwarten fährt mein Bruder nun doch mit nach Venedig, als Begleiter einer Dame.“
    „Was geht das die da an?“, fragte Giordano wütend.
    „Die da hat einen Namen und ich gestatte nicht, dass du Anna beleidigst.“
    Er verabschiedete sich schnell und beschloss, soweit dies auf einem Schiff möglich war, Anna aus dem Weg zu gehen.
     
    Inzwischen hatte man auf die anreisenden päpstlichen Boten einige Spitzel angesetzt, sodass ihre Ankunft genau zu berechnen |214| war. An dem betreffenden Tag wurden sie gegen Abend erwartet, sodass der Kaiser am frühen Morgen aufbrach.
    Giordano hatte sich mit Caterina dem kleinen Zug angeschlossen. Sie ritt verschleiert auf einem Maultier, von etlichen neugierigen Blicken verfolgt, doch Giordano achtete darauf, dass niemand ihr zu nahe kam.
    Anna hatte allen Ernstes überlegt, dieser mysteriösen Dame den Schleier vom Gesicht zu reißen, doch das hätte sie ihre Stellung gekostet und so redete sie sich gut zu: Was geht mich diese blöde Kuh an? Läuft verschleiert herum, spielt die Geheimnisvolle, aber da wird nicht viel dahinterstecken. Giordano ist ja so leicht zu täuschen und wenn eine den richtigen Ton findet, schmilzt er dahin und glaubt jedes Wort. Bei dieser Vorstellung wurde ihr leichter und sie zwang sich, immer daran zu denken, dass Giordano für sie am Ende doch nicht der richtige Mann war. Da durfte sie die Lückenbüßerin spielen, bis Don Galvano ein adliges Bräutchen herbeischaffte, und was blieb ihr dann noch? Das Wichtigste war, ihre jetzige Stellung nicht aufs Spiel zu setzen, denn damit gehörte sie zum innersten Kreis des Kaisers, und das würde die richtigen Bewerber anlocken. Aber damit hatte es noch Zeit – viel Zeit.
     
    Classis, der Haupthafen von Ravenna, war schnell erreicht und da wartete schon die kaiserliche Galeere, genauer gesagt, eine
quadrireme
, also ein Schiff mit vier Ruderbänken übereinander. Dazu gab es fünf kurze Masten für die dreieckigen „lateinischen Segel“, die – bei gutem Wind – geeignet waren, die Ruderer zu entlasten. Diese gliederten sich in drei Klassen. Da gab es die stets kahl geschorenen Sträflinge, dann die als Sklaven bezeichneten kriegsgefangenen Türken, Sarazenen, manchmal auch Christen. Die letzte und oberste Klasse setzte sich aus Freiwilligen zuammen, die Haar und

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