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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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dazu äußern.
    „Ja, ja, gewiss, da habt Ihr wohl Recht …“
    Wäre es jetzt nicht an der Zeit gewesen, seinen Antrag vorzubringen? Doch ihm war die Zunge wie gelähmt. Über alles hätte er jetzt mit Don Marco reden können: Politik, Handel, Religion, den kaiserlichen Hof, Schiffe und Kriege, aber nicht über einen Heiratsantrag. Es ist schon seltsam, dachte er später, dass mich die Hure Messalina zu einer Ehe geneigter machte als die Klosternovizin Caterina. Am liebsten hätte er jetzt die Flucht ergriffen, weg aus diesem Palazzo, weg aus Venedig, zurück zu den schönen Tagen |219| von Melfi, zurück zu Anna … Da hörte er Don Marcos Stimme etwas fragen.
    „Oh, verzeiht, Don Marco, ich habe Eure Frage nicht verstanden.“
    „So? War sie nicht deutlich genug? Also, ich wollte wissen, obIhr dem Kaiser während seines Aufenthalts in irgendeiner Weise verpflichtet seid?“
    „Nein, ich durfte nur das Schiff benutzen, um Eure Tochter sicher …“
    „Gut, gut, damit seid Ihr natürlich unser Gast. Einer meiner Söhne würde sich geehrt fühlen, Euch unsere Stadt zeigen zu dürfen.“
    Am liebsten hätte Giordano die Einladung abgelehnt, er wollte mit sich und seinen Gedanken allein sein und versuchen, Anschluss an die Reisegruppe des Kaisers zu finden. Seine Majestät würde gewiss nichts dagegen haben, wenn er – nein, das war auch keine Lösung. Geh doch ins Kloster, alter Griesgram! Wirst du heuer vierundzwanzig oder vierundachtzig? Gib dir einen Ruck, erkunde die Stadt, lass dich in einem jener
bordelli
verwöhnen, die es hier zu Dutzenden gibt, mit Mädchen aus aller Welt!
    Diesmal gehorchte Giordano seiner inneren Stimme und ließ sich von Leone, Don Marcos älterem Sohn, die Schönheiten der Serenissima zeigen. Das war ein fideler Bursche, der offenbar die halbe Stadt kannte und der auf Schritt und Tritt gegrüßt wurde. Nachdem sie ein gutes Dutzend Kirchen und Paläste besichtigt hatten, meinte Leone:
    „Was haltet Ihr davon, wenn wir uns zur Abwechslung anderen Schönheiten zuwenden?“
    Giordano verstand ihn sofort und sagte lachend: „Ich warte schon die ganze Zeit auf einen solchen Vorschlag.“
    Sie überquerten den Ponte di Rialto und Leone erklärte: „Das ist bis jetzt die einzige Brücke über den Canal Grande und wird es wohl noch lange bleiben. Jeden Vorschlag, an geeigneter Stelle eine weitere zu errichten, bringt die mächtige Zunft der Gondolieri zu Fall, denn die Hälfte der
traghetti
wäre dann überflüssig.“
    Eine schmale Gasse führte auf einen winzigen
campo
, wo in einem Hinterhaus der
bordello
untergebracht war.
    Leone küsste emphatisch seinen Handrücken. „Die beste
casa
weit und breit! Nicht billig, dafür aber eine solche Auswahl, wie Ihr sie nirgendwo findet.“
    |220| Als die dicke, vergnügt schmunzelnde
mezzana
auf sie zukam, musste Giordano an Messalina denken, die es jetzt nicht mehr gab. Wenn sie ihre Kunden empfangen hatte, dann war das wie ein Vorgeschmack auf das Kommende, während diese hier wie eine Krämerin aussah, die gerade überlegte, wie sie einen übers Ohr hauen konnte.
    „Nicht viel los heute“, sagte Leone und blickte sich um.
    Die Hurenwirtin rieb sich die dicken Hände. „Umso besser für die Herren! Dann ist die Auswahl größer …“
    „Wir werden sehen“, sagte Leone, „aber zuerst wollen wir etwas trinken!“
    Die
mezzana
nickte eifrig. „Natürlich, ich verstehe, sehr wohl, kommt sofort!“
    „Wart Ihr schon öfter hier?“, fragte Giordano.
    Leone nickte.
    „Von Zeit zu Zeit, doch Venedig steckt voller
bordelli
, und jedes Jahr kommen neue dazu. Im Übrigen ist das für mich nur ein Notbehelf, Ihr versteht? Zurzeit bin ich mit einer jungen Witwe liiert“, er küsste begeistert seine Fingerspitzen, „ich glaube nicht, dass die Mädchen hier es mit ihr aufnehmen können. Ich sehe Euch die Frage an: Warum bin ich dann hier? Um unserem Gast etwas zu bieten! Ich kann mir schon denken, dass Ihr zuhause bestens versorgt seid, aber in der Fremde – nun, deshalb sind wir hier.“
    Der Wein war mit Honig gesüßt und stark gewürzt. Leone verzog sein Gesicht.
    „Es ist immer das Gleiche! Sie kaufen einen billigen Säuerling und mischen so lange Honig hinein, bis eine süße Pampe daraus wird. Die Gewürze – nun ja, ich glaube, da ist nicht nur Zimt und Pfeffer drin. Seit man fast in jeder
spezieria
dieses Teufelszeugs kaufen kann, wird es auch verwendet.
Diavolini
nennen es die Leute …“
    Giordano beugte sich vor. „Nie davon

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