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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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jener Familien, die mit den normannischen Eroberern hierhergekommen waren, und so blickte Anna in zwei graublaue Augen, wenn Roberto ihr wortgewandt – er war ja Lateinschüler gewesen! – von seiner Zuneigung sprach, wobei seine Hände wie scheue Tiere sanft liebkosend über ihren Körper huschten.
    Giordano hatte sie zu einer kundigen Frau gemacht, Roberto aber war in Liebeskünsten unerfahren, sodass Anna ihn sozusagen leiten und führen musste, doch davon durfte er nichts merken. Zu seiner Überraschung lagen sie eines schönen Abends nackt im Gras, in einer von dichten Büschen umstandenen Kuhle des „Garten Edens“. Ältere Mitschüler waren es gewesen, die ihren als „
virgo
“ verspotteten Kameraden betrunken in ein Hurenhaus geschleppt hatten, aber es war eines jener billigen, die man besser |251| nur bei Dunkelheit besuchen sollte. Roberto war vom Anblick des welken Körpers und des überschminkten Gesichts so abgestoßen, dass er die Flucht ergriff.
    Aber jetzt, ja, das war etwas anderes, auch wenn Anna bei seinen täppischen Liebesbezeugungen wider Willen an den feurigen Giordano denken musste. Was ihren neuen Liebhaber vom alten unterschied, war seine ausgeglichene Natur, seine Geduld, seine unerschütterliche Anhänglichkeit. An ihm war nichts Jähes oder Schwankendes – auf ihn war Verlass.
    Das Leben in einem Kastell war zwangsläufig ein recht enges Miteinander, man lief sich ständig über den Weg. Kein Tag verging, ohne dass sich Dienerschaft und Palastwache täglich mehrmals begegneten, und jeder wusste, wer mit wem befreundet oder verfeindet war.
    Dass Roberto sich um Anna bemühte, war bald ein offenes Geheimnis, das auch Giordano nicht verborgen blieb. Es ärgerte ihn, dass dieses grüne Bürschchen „seine“ Anna umwarb. Zugleich machte es ihn zornig, dass er sich ärgerte, denn sie war ja längst nicht mehr „seine“ Anna. Auch wenn er sich stets bemühte, als Vorgesetzter gerecht und unparteiisch zu sein, so achtete er bei Roberto genau auf jeden kleinsten Fehler, den er dann aufbauschte und entsprechend bestrafte. Als Friedrich Roberto von Zeit zu Zeit als Jagdgehilfen verwendete, erboste ihn das besonders und seine jähe Natur verführte ihn zu Ausbrüchen, für die er sich danach schämte, worüber er sich wieder ärgerte. Doch kannte auch Robertos gutmütiges Wesen seine Grenzen. Als Giordano ihn wochenlang im Dienstplan schwer benachteiligte und ihn gerade für die unbeliebtesten Zeiten zur Wache einteilte, setzte er sich auf eine Weise zur Wehr, mit der Giordano nicht gerechnet hatte. Über Anna ließ er Bianca wissen, dass es sein innigster Wunsch sei, zum ständigen Jagdgehilfen des Kaisers ernannt zu werden. Bianca ahnte, warum, und legte bei Friedrich für ihn ein gutes Wort ein. Der Kaiser lachte.
    „Damit rennst du offene Türen ein. Ich hatte ohnehin daran gedacht, diesen Schießkünstler nicht im öden Wachdienst verkommen zu lassen. Er soll einer meiner Leibjäger werden.“
    Diese Plänkeleien, dieses ganze Hin und Her wurde belanglos, als der Kaiser zur Reise ins deutsche Reich rüstete. Bianca war noch mehrmals darauf zu sprechen gekommen, wie einsam und verlassen sie sich vorkomme, hatte ihn auch immer wieder daran erinnert, |252| dass seine Abwesenheit diesmal einige Jahre dauern könne und sie sich hier nicht sicher fühle. Friedrich runzelte die Stirn.
    „Nicht sicher? Was soll das heißen? Lucera ist ein paar Reitstunden entfernt und dort sitzt ein Teil meiner Armee, nämlich meine Sarazenen. Mit ihnen hast du gewissermaßen eine Leibwache von einigen tausend treuen und entschlossenen Kriegern. Mehr Sicherheit kann dir niemand bieten.“ Er hob die Hände, lachte und fügte hinzu: „Ausgenommen der allmächtige Gott.“
    Sie schüttelte störrisch den Kopf.
    „Darum geht es nicht. Weil du nun schon von Gott sprichst: Er kann dich plötzlich abberufen, was bin ich dann noch wert? Wenn es gut geht, wird man mir die Kinder nehmen und mich in ein Kloster stecken. An andere Möglichkeiten mag ich nicht einmal denken.“
    Friedrich wusste natürlich, dass ein Machtwechsel sehr viele Menschen empfindlich treffen würde.
    „Was schlägst du vor?“
    „Hast du nicht selber gesagt, du wolltest deine Rückreise über die Lombardei machen?“
    „Ja, aus politischen Gründen – dabei muss es bleiben.“
    „Wäre es nicht schön, wenn wir in Pisa zusammenträfen?“
    „In Pisa?“
    „Ja, wenn du mir gestattest, dort bei meiner Familie deine Rückkehr

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