Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
Vom Netzwerk:
Liebschaft verweigern. Wie aber war es dazu gekommen?
    |284| Als seine Schwester ihn fragte, an welches Geschenk er für Donna Maria nach der Geburt des Kindes gedacht habe, runzelte er unwillig die Stirn.
    „Geschenk? Wozu ein Geschenk? Ich kann mich nicht darauf besinnen, dass mein Bruder Donna Giulia bei jedem ihrer Kinder ein Präsent gemacht hätte.“
    Bianca schüttelte lächelnd den Kopf.
    „So etwas hängt man nicht an die große Glocke, weil es nur die Ehegatten etwas angeht.“
    „Gut, was schlägst du vor?“
    „Am besten ein Schmuckstück, einen Ring, ein Armband, eine Halskette …“
    „Ich beuge mich deinem Rat“, sagte er mit einer tiefen, spöttischen Verneigung.
    Es wurde ihm ein bestimmter Goldschmied empfohlen und den suchte er auf. Der hagere, mürrische Mann sagte knapp:
    „Ein Ring wäre wohl am geeignetsten.“
    In den mit einer schweren, eisenbeschlagenen Tür gesicherten Laden holte der Gehilfe eine Kassette und da lagen die verschiedensten Ringe auf Samt gebettet. Giordano versuchte, einen Rubinring auf seinen kräftigen kleinen Finger zu stecken, doch das ging nicht.
    Er seufzte.
    „Den müsste eine Frau vorführen …“
    Der Hagere zögerte, doch da trat, als hätte sie den Wunsch vernommen, eine junge Frau zur Tür herein.
    „Das ist meine Gattin, Donna Antonia“, brummte der Goldschmied und es klang sehr unwillig.
    Sie lächelte ihn an und ihre honigfarbenen Augen richteten sich unverblümt auf seine Leibesmitte, sodass er ihr später sagte, er habe damals das Gefühl gehabt, sie wolle die Länge seines Gliedes ergründen. Ihr Lächeln hatte etwas Buhlerisches, fast Hurenhaftes – so jedenfalls erschien es ihm. Sein Mund wurde trocken, er räusperte sich und hob den Ring hoch.
    „Donna Antonia, würdet Ihr die – die Güte haben, diesen Ring für meine Gattin – nein, ich meine – eine Frau sollte …“
    Sie nickte, nahm den Ring, steckte ihn an und hob die Hand. Da war nichts Zartes daran, diese Hand verriet Entschlossenheit, war bereit zuzupacken, sich zu nehmen, was das Leben an Erfreulichem |285| bot. Eine unüberwindliche Lust kam ihn an, diese Finger an sich zu ziehen und jeden einzelnen zu küssen, doch die ungeduldige Stimme des Goldschmieds riss ihn aus seinen Gedanken.
    „Nun, werter Herr, habt Ihr genug gesehen?“
    Nein, noch lange nicht genug, denn ich könnte den Rest des Tages mit der Betrachtung Eurer Gattin zubringen. Das ging ihm durch den Kopf, als er sagte:
    „Nein – ja, doch, ich nehme ihn.“
    Der Hagere nannte den Preis, Giordano hörte die Zahl, ohne sie wahrzunehmen.
    „Ja, ist gut, ich werde das Geld morgen bringen, am – am späten Nachmittag.“
    Der Goldschmied nickte und Antonia sagte schnell:
    „Ich bringe den Herrn hinaus.“ Kaum hatten sie den Raum verlassen, flüsterte sie ihm zu: „Draußen, ein paar Häuser weiter, die kleine Kirche, dort werde ich morgen um die erste Nachtstunde beichten.“
    Ehe er etwas sagen konnte, war sie verschwunden. Beichten? Nun, warum nicht, aber was hatte er damit zu tun? Eine Kirche ist ja wahrhaftig kein Ort, um … Er führte den Gedanken nicht zu Ende, sondern besann sich auf das Nächstliegende. Das Geld für den Ring musste beschafft werden, doch – so stellte er jetzt erstaunt fest – den Preis hatte er überhört. Auch hatte er versäumt, die Summe herunterzuhandeln, und das ärgerte ihn jetzt. Wie war das nur möglich? Aber das konnte er immer noch tun …
     
    Am nächsten Morgen besuchte er seine Schwester, um ihr von seiner Erwerbung zu erzählen. Sie nickte.
    „Ein Rubinring ist zwar etwas kostspielig, doch für das erste Kind – warum nicht?“
    „Steht der Reisetermin schon fest?“
    „Ja, Anfang September, je nach Wetterlage, doch finde ich es übertrieben, von einer Reise zu sprechen. Es sind etwa zwei bis drei Reitstunden.“
    „Aber da gibt es doch die Brenta! Könnte man nicht ein Boot nehmen und …“
    „Nein, die Brenta ist erst ab Dolo schiffbar und Noventa erreicht man schon vorher. Also halte dich während der ersten Septembertage in meiner Nähe.“
    |286| Seine Gedanken flogen ihm wieder davon, in Richtung der kleinen Kirche.
    „Ja, ja, ist gut, ich werde zur Stelle sein …“
    Um die zehnte Tagesstunde stand er vor dem Haus des Goldschmieds, klopfte und der
portinajo
ließ ihn ein. Man sagte ihm, der Meister sei ausgegangen, und ein
garzone
überreichte ihm den schön verpackten Ring mit einer tiefen Verbeugung.
    „Die
quitanza
habe ich schon vorbereitet

Weitere Kostenlose Bücher