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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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entfernt. Ich könnte dir Baupläne zeigen, doch nichts ist imstande, den Augenschein zu ersetzen. Wenn ich den Berichten glauben darf, hat Mastro Bartolomeo sich dabei selber übertroffen.“
    Friedrich schwieg eine Weile und sagte dann leise: „Übrigens stammt der Grundplan von mir.“
    Sie blickte auf. „Ja?“
    „Meine Absicht war es, Mathematik in Bausubstanz umzusetzen, und wir werden gemeinsam herausfinden, ob es gelungen ist.“
    „Du hast niemals davon gesprochen.“
    „Nein, ich wollte mich und dich und einige meiner Freunde damit überraschen.“
    Bianca legte einen Finger an die Stirn.
    „Du sagst, deine Absicht war es, Mathematik in ein Bauwerk zu verwandeln, aber so ist es doch stets. Jeder Baumeister berechnet zuvor Umfang, Zahl der Fenster, Giebel, Türme, Säulen und Bögen – mit anderen Worten, ohne Rechnerei geht es nicht.“
    Er nickte geduldig.
    „Ja, das ist die Grundlage, lange erprobt und vom Nutzen diktiert. Ich aber wollte der Zahl Acht einen Tempel bauen.“
    |332| „Warum gerade der Acht?“
    „Weil sie den Alten, den sogenannten Heiden, als Zahl der Vollkommenheit galt. Die sieben Planetensphären münden in der achten, im Sternenhimmel, wo die Götter wohnen. Der Weg der geläuterten Seelen führt über die sieben Planeten hinauf zum Ewigen, dem die Zahl Acht zukommt.“
    Sie lächtelte fein.
    „Darin ist kaum Christliches zu finden …“
    Friedrich schüttelte heftig den Kopf.
    „Soll es auch nicht! Auch Jahrtausende vor Christus gab es Menschen!“
    Friedrich erhob sich, stieß die Tür auf und rief nach Schreibzeug. Dann hörte sie ihn unwillig rufen: „Keine Tinte! Wie soll ich auf dem schwankenden Schiff …“
    Dann kam er herein mit Papier und Silberstift. Er kniete sich vor die in der Ecke verankerte Truhe und winkte Bianca herbei. Sie kniete sich neben ihn und sagte:
    „Glaube nur ja nicht, dass dir der Kniefall gilt!“
    „Nein“, sagte er in gespieltem Ernst, „es ist der Mathematik zuliebe.“
    Er zeichnete in schnellen Strichen und erklärte dabei:
    „Der Grundriss ist ein Oktogon, das verkleinert auch den Innenhof bestimmt. Außen ist an jede der acht Ecken ein Turm angefügt, wieder ein Oktogon, und jeder endet knapp über dem zweiten Geschoss. Die trapezförmigen Innenräume aber konnten nicht oktogonal angelegt werden, es wäre auch zu viel des Guten gewesen – sie feiern die Zahl Vier. Auch sie ist, wie du vermutlich weißt, von hoher Bedeutung: Wir kennen vier Elemente, vier Himmelsrichtungen, vier Jahreszeiten, vier Mondphasen und noch manches mehr. So viel ist in Worten zu sagen, doch ich muss wiederholen: Erst der Anblick wird uns Augen und Geist öffnen. Wir werden es gemeinsam erleben.“
    Für Bianca war das wie eine Liebeserklärung, denn sie kannte seine Leidenschaft für Bauprojekte, wusste um seine Begeisterung für Mathematik und die damit verbundene Symbolik. Sie wollte es nicht sagen, aber dann rutschte es doch heraus.
    „Wird – wird auch die Königin es kennenlernen?“
    Sie hätte es nicht fragen sollen.
    „Isabella? Eine höchst überflüssige Frage. Mit in Bauten umgesetzter Mathematik kann sie nichts anfangen. Das sichtbare Äußere |333| ist ihr weitaus wichtiger als das verborgene Innere. Teppiche, Tapeten, Möbel, Gläser, Geschirr aus Gold und Silber, schöne Kleider, erlesener Schmuck – auf diese Werte kommt es ihr an.“
    Bianca wolle etwas einwenden, doch er hob schnell die Hand.
    „Nein, noch etwas. Glaube nur ja nicht, dass ich das Äußere gering schätze! Könige sollen nicht von Kupfergeschirr speisen und aus irdenen Bechern trinken oder kahle Räume bewohnen. Aber dies alles verlangt nach einem festen Fundament, und das muss der König selber darstellen. Goldene Pokale, silberne Teller, brokatene Gewänder und kunstvoll geschnitzte Möbel machen noch keinen König – Heinrich hat es leider bewiesen.“
    Bianca nickte.
    „Natürlich hast du Recht, aber was Heinrich betrifft …“
    „Kein Wort über ihn! Ich bedaure es, seinen Namen überhaupt genannt zu haben, es sollte nur zum Exempel dienen.“
     
    Einige Tage verbrachten sie in Melfi, wo der Frühling noch nicht Fuß gefasst hatte und eifrige Diener die Kamine schürten. Es blieb kalt und so nutzten sie das sonnige und trockene Wetter für einen Ritt nach Castel del Monte, doch es wurde kein Eintagesritt daraus. Sie nächtigten im Zelt, krochen gemeinsam unter eine Fuchsfelldecke und liebten sich. Es war ein zärtlicher, fast behutsamer Akt, der sich

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