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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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kontrolliert. Der gesamte Schiffsverkehr war einer umfassenden Zensur unterworfen, eine eigens gebildete Geheimpolizei überwachte all diese Maßnahmen. Und wehe dem, der versuchte, diese Bestimmungen zu missachten! Schlimmstenfalls musste der Betroffene auch mit der Todesstrafe rechnen.
    Friedrichs Macht und Autorität waren so groß, dass er sämtliche Anordnungen noch von Padua aus in Gang setzte. Als sich im Laufe der Zeit herausstellte, dass die Lombardenfrage vorerst nicht zu lösen war, wandte sich der Kaiser gegen seinen wahren Gegner – den Papst in Rom. Sein Sohn Enzio, jetzt dreiundzwanzig Jahre alt, hatte sich als begabter Heerführer erwiesen und wurde nun zum Generallegaten von Italien ernannt. Wie ein Sturmwind fiel er in die Kirchenlehen Spoleto und Ancona ein, überrannte und besetzte sie. Diese Kommunen wurden nun zu kaiserlichen Lehen, was die dortige Bevölkerung mit Beifall und Erleichterung quittierte. Der verweltlichte Klerus war wegen zahlreicher Missstände so verhasst, dass kaiserliche Truppen Priester und Klöster vor der Wut des Volkes schützen mussten. Manchmal ging es so weit, dass Friedrich wie ein Messias begrüßt und empfangen wurde, und er tat nichts, um dem entgegenzuwirken. Darüber kam es mit Bianca |328| zu einem Streitgespräch, das vorerst unversöhnlich zu enden schien. Friedrich war, entgegen seiner sonst eher nüchternen Art, wie im Rausch. Seine Wangen glühten, die Augen funkelten vor Begeisterung.
    „Das Volk hat die Pfaffen aus der Kirche getrieben und mich auf die Kanzel gebeten. Ja, ich hab’s getan! Du hättest meine Predigt hören sollen,
amica
– ich glaube, sie hat den Leuten die Augen geöffnet. Jagt sie davon, all diese feisten Prälaten, die sich an eurer Arbeit mästen, und ersetzt sie durch echte Priester, die euch das Christentum lehren, wie es in der Heiligen Schrift steht, und nicht, wie der Oberpfaffe in Rom sie auslegt. Den Jubel hättest du hören sollen! Als ich von der Kanzel herabsteigen wollte, haben sie mich auf ihren Schultern aus der Kirche getragen. Ich hoffe nur, dass Gregor von diesen Dingen erfährt und die richtigen Schlüsse daraus zieht.“
    Bianca schüttelte kaum merkbar den Kopf und auf ihrer Stirn erschien eine steile Falte.
    „Darf ich dich an Cortenuova erinnern, Falcone? Da hast du eine Schlacht glänzend gewonnen, aber der Krieg gegen die Lombarden ist, vorerst wenigstens, verloren.“
    Friedrich hob die Hand, seine Augen schossen feurige Blitze.
    „Halt, halt! Da muss ich doch …“
    „Ich hätte gerne zu Ende geredet.“
    Er wandte sich schroff ab.
    „Bitte!“
    „Bei dem Papst sehe ich eine ähnliche Entwicklung. Er hat einen unheiligen Brand entfacht und was tust du? Du gießt noch Öl in die Flammen, anstatt behutsam zu löschen.“
    Mit einem Ruck wandte sich Friedrich ihr zu.
    „Was heißt das – Öl in die Flammen? Dieser von Gott im Zorn auf den Stuhl Petri Erhobene tut doch alles, um sein heiliges Amt in den Schmutz zu ziehen! Soll ich, wie einst Kaiser Heinrich, barfuß und mit einer Büßerkerze nach Canossa gehen? Da hat er sich den Falschen zum Gegner erwählt und mir scheint, du bist dabei, dich auf seine Seite zu stellen.“
    „Das siehst du falsch, doch halte ich es für bedenklich, Priester aus ihren Kirchen zu verjagen und mit Waffengewalt in das Patrimonium Petri einzudringen.“
    „So? Also der falsche Weg? Welchen würdest du vorschlagen?“
    |329| Bianca achtete nicht auf den höhnischen Ton.
    „Ich würde mich mit den Reichsfürsten an einen Tisch setzen und gemeinsam mit ihnen Druck auf Gregor ausüben.“
    „Pah! Alle deutschen Lande sind auf meiner Seite und wenn ich es verlange, werden sie mich mit Truppen unterstützen. Mir scheint, die ganze Welt hält zu mir – mit einer Ausnahme.“
    Bianca lächelte leise.
    „Und die bin ich?“
    „Ja, Gott sei’s geklagt! Gerade von dir hätte ich andere Töne erwartet und nun fällst du mir in den Rücken. Das ist schade, sehr schade. Gerade von dir hätte ich mir Verständnis und Unterstützung erhofft.“
    „Ich sehe, wie du in dein Verderben rennst, und dabei kann und will ich dich nicht unterstützen.“
    „Da verwechselst du etwas. Ins Verderben rennen solche, die den Papst unterstützen. Und noch etwas sage ich dir: Ich werde mich nicht mit der Einnahme von Spoleto und Ancona begnügen, demnächst marschieren wir geradewegs nach Rom! Wenn dir danach ist, kannst du dich dort dem unwürdigen Greis zu Füßen werfen.“
    Sie wandte sich

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