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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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bedankte sich bei den Zeugen und sagte:
    „Da die beiden Herren schon die vorliegenden
documenti
bezeugt haben, sollen sie auch Zeugen einer Verfügung sein, die bereits schriftlich vorliegt, aber durch Unser Wort noch einmal bekräftigt werden soll. Die von Donna Bianca Unserer Majestät geborenen Kinder Manfred, Costanza und Violante sind über den Rang ihrer Mutter hinaus kaiserlicher Prinz und kaiserliche Prinzessinnen. Der Notarius soll das in einem Vermerk zu den heutigen
documenti
nochmals anfügen.“
    Bianca überraschten diese Verfügungen nicht. Friedrich hatte ihre Notwendigkeit öfter erwähnt und sie wusste, dass er es ohne ernsthafte Absichten, sie zu verwirklichen, niemals getan hätte.
     
    Nach der Abreise des Kaisers ließ Bianca ihre engere Umgebung wissen, dass an ihrer bisherigen Anrede „Donna“ nichts geändert werden solle. Irgendwann kam die Rangerhöhung ihrer Mutter auch den Kindern zu Ohren. Costanza, immer etwas vorlaut und das Herz auf der Zunge tragend, fragte sie mit deutlichem Unwillen:
    „Warum hat der Kaiser Euch nur zur
margravia
erhöht? Sollen wir mehr sein als unsere Mutter?“
    |336| Bianca zog ihre Älteste leicht am Ohr.
    „Ich brauche einen solchen Titel nicht, denn ich besitze bereits einen weit wertvolleren.“
    Costanzas graubraune Augen weiteten sich vor Erstaunen.
    „Ach Mutter, darf ich ihn wissen?“
    „Du hast ihn eben genannt: Mutter.“

8
    Bianca brauchte sich im Kastell zu Melfi nicht erst einzurichten, denn sie fand ihre Räume so vor, wie sie sie vor Jahr und Tag hinterlassen hatte. Übrigens hatte es noch eine Rangerhöhung gegeben: Roberto war vom Gehilfen zum kaiserlichen Jagdaufseher ernannt worden. Das hatte Bianca angeregt, in der Meinung, ein solches Amt würde Robertos Vater der geplanten Vermählung mit Anna geneigter machen. Diese Annahme erwies sich als Fehlschluss.
    Bald nach seiner Rückkehr aus der Lombardei und im Bewusstsein des neuen Rangs hatte Roberto seine Eltern aufgesucht. Die Mutter umarmte und küsste ihn mit der gewohnten Herzlichkeit, doch der Vater gab sich abweisend.
    „Wer so lange abwesend ist, muss mit Veränderungen rechnen“, eröffnete er die Aussprache und fügte schnell hinzu: „Dein Bruder konnte um diese Zeit nicht kommen, denn wie du weißt – oder vielleicht auch nicht mehr weißt –, erfordert der Beruf eines Gutsherrn zu jeder Jahreszeit seine Anwesenheit.“
    Roberto überlegte krampfhaft, was im März zu tun sei, aber da ihm nichts Rechtes einfiel, fragte er: „Gutsherr? Bisher ging er doch Euch zur Hand und …“
    „Ja, sicher! Inzwischen habe ich ihm eigene Aufgaben übertragen, genauer gesagt, als mein Erbe ist er mein Nachfolger geworden.“
    „Und ich gehe leer aus?“
    „Auf eine gewisse
legittima
wirst du wohl Anspruch erheben können …“
    Roberto sah seinen Vater an und hatte das Gefühl, einem Fremden gegenüberzustehen. Der Gutsherr bemerkte es.
    |337| „Hast du etwas anderes erwartet? Treibst dich in der Welt herum, kümmerst dich einen Dreck um deine Eltern, deren Wunsch, Priester zu werden, du ohne Rücksicht übergangen hast. Willst du dafür noch belohnt werden? Der Kaiser schätzt dich, hat dich jetzt befördert – genügt dir das nicht?“
    Alles in Roberto verhärtete sich.
    „Nein, es genügt mir nicht! Ich habe mich in Pisa auf dringenden Wunsch von Donna Bianca mit ihrer Hofdame Anna verlobt, denn ohne Euren Segen wollte ich nicht heiraten.“
    In den kalten Augen des Vaters blitzte etwas auf, das Roberto nicht zu deuten wusste. Er räusperte sich mehrmals.
    „Meinen Segen? Ist der bei so hoher Protektion noch nötig?“
    „Ich wollte den alten Brauch ehren.“
    „So, den alten Brauch … Es wäre ja auch alter Brauch gewesen, dem Vater zu gehorchen. Hättest du es getan, bräuchtest du keinen Hochzeitssegen.“
    Roberto nahm alle Kraft zusammen, um nicht laut zu werden.
    „Ich bin lieber ein tüchtiger Soldat und Jäger geworden, als die Zahl der unwürdigen Priester noch zu mehren.“
    „Stammt diese – diese Anna aus guter Familie?“
    Ja, das war ein heikler Punkt. Roberto hatte sich mit Andeutungen begnügt, weil er wusste, wie ungern sie über ihre Herkunft redete.
    „Sie kommt aus unseren Kreisen. Ihr Vater ist Verwalter eines Landgutes der Grafen Lancia.“
    „Da wird ihre Mitgift ja beträchtlich sein.“
    „Sie hat viele Geschwister, doch Donna Bianca hat eine Beteiligung zugesagt.“
    „Schön, schön.“
    Der Alte dachte eine Weile nach und lächelte

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