Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers
verlegen.“
Giordano schlug ihm auf die Schulter.
„Vielleicht hätte ich es nicht sagen sollen, aber mir war halt danach. Vergiss es und bleibe wie du bist.“
Warum wurde Antonia nur wegen falscher Beschuldigung verurteilt und nicht auch wegen
adulterium duplex
? Fast im gesamten Abendland war der „doppelte Ehebruch“ mit dem Tod der Beteiligten zu sühnen – zumindest von Rechts wegen. In der Praxis allerdings – vor allem, wenn es sich um Standespersonen handelte – wurden solche Fälle in aller Stille bereinigt. So musste die Frau in ein Kloster gehen und der Mann kam mit einer Geldstrafe davon oder wurde zu einer Sühnefahrt nach Santiago de Compostela verurteilt.
Petrus de Vinea, der fast allmächtige Freund und Berater des Kaisers, versuchte dies dem Richter klar zu machen.
„In diesem Fall heißt es vor allem auf Seine Majestät Rücksicht zu nehmen. Die Familie der Grafen Lancia ist einerseits durch Donna Bianca und ihre drei Kinder mit dem Kaiser verbunden, andererseits zählt sie zu seinen treuesten und verlässlichsten Anhängern. Nicht umsonst wurde Galvano Lancia damit betraut, den abgesetzten König Heinrich in Gefangenschaft zu führen. Verurteilt man nun Donna Antonia wegen dieses Delikts, so wird sie nicht schweigen und Graf Lancia des Ehebruchs anklagen. Das, mein lieber Feund, kann sich Seine Majestät nicht leisten und Ezzelino da Romano wird dem beipflichten.“
Als der Name des gefürchteten Stadtherrn fiel, zuckte der Richter zusammen. Um das Ansehen von Justitia wenigstens halbwegs zu retten, schlug er vor:
|326| „Dann müsste aber wenigstens eine Kirchenstrafe verhängt werden.“
„Darüber lässt sich reden.“
So wurde Donna Antonia in einer nicht öffentlichen Verhandlung im Bischofspalast wegen der Todsünde des Ehebruchs zur Zahlung von fünfhundert Dukaten verurteilt, die je zur Hälfte dem Siechenhaus vor der Stadt und der Fertigstellung von San Antonio zugutekamen. Antonia wusste sehr wohl, dass so manche Ehebrecherin lebendig begraben oder sogar verbrannt worden war, und stimmte sofort zu. Doch eine Frage konnte sie nicht unterdrücken:
„Und dem Ehebrecher soll nichts geschehen?“
„Darauf sind wir Euch keine Antwort schuldig“, bemerkte der geistliche Richter, „aber Ihr sollt dennoch eine haben. Seine Majestät, der Kaiser, wird in eigener Person über den Grafen Lancia das Urteil sprechen.“
Das war so ins Blaue gesagt, um diesen Fall endlich zu begraben. In Wahrheit erfuhr der Kaiser von all dem nichts und es geschah im Einverständnis mit Petrus de Vinea, der recht gut wusste, dass Friedrich jetzt ganz andere Sorgen bewegten.
7
Was Papst Gregor im Sommer des Jahres 1239 von den Kanzeln verlesen ließ, stellte alles Bisherige in den Schatten. Das waren keine väterlichen Ermahnungen, sondern die Hasstiraden eines Besessenen.
Friedrich besprach mit Petrus de Vinea und einigen anderen Vertrauten den Inhalt der Bannbulle.
„Aus Eigenem wird das wohl nicht kommen“, eröffnete der Kaiser das Gespräch.
Vinea schüttelte den Kopf.
„Wohl kaum, dafür hält Gregor sich einige Hofpoeten. Trotzdem müssen wir es ernst nehmen.“
„Ja“, sagte der Kaiser, „das müssen wir unbedingt, auch wenn es schwerfällt. Wie sollen wir diesen haltlosen Anschuldigungen begegnen? Dieser unheilige Vater vergleicht mich mit einer Bestie, die den Namen Gottes lästert, die die ganze Welt zerstampfen und |327| die Mauer des katholischen Glaubens einreißen will. Und das mir, der klaglos die fatalen Ketzergesetze gutgeheißen hat, um ja nicht beim Papst Anstoß zu erregen. Habe ich ihm nicht vor kurzem gegen seine Feinde beigestanden? Bin ich nicht dreimal den Empfehlungen der Päpste gefolgt und habe die von ihnen vorgeschlagenen Frauen geheiratet? Und nun nennt er mich einen Lügner und Betrüger, der die Völker auffordert …“
Friedrich nahm mit spitzen Fingern das Pergament auf. Dann warf er das Blatt auf den Tisch, verfehlte ihn und es flatterte zu Boden. Als einer der Herren sich danach bücken wollte, hob Friedrich schnell die Hand.
„Nein! Lasst es dort liegen, denn Dreck fühlt sich im Dreck am wohlsten.“
Wie immer, wenn Friedrich einen Plan umsetzte, hatte er an alles gedacht. Neu ernannte Bischöfe mussten dem Kaiser einen Treueid leisten und er verwandelte sein Königreich Sizilien in eine fast unzugängliche Festung. Nur noch wenige Häfen waren für auswärtige Schiffe geöffnet und Fracht wie Mannschaft wurden streng
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