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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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lange hinzog und eher Innigkeit als Leidenschaft verriet. Als sie erwachten, sagte Friedrich:
    „Ganz gleich, wo wir sind, die Liebe mit dir ist – ja, sie ist Heimat, etwas zutiefst Vertrautes, Frohes und meist auch Festliches.“ Er lachte leise. „Ich will nicht sagen, bei Isabella ist es wie ein Staatsakt, es hat aber doch etwas Steifes, Höfisches an sich. Auch das ist vergnüglich, ohne Zweifel, aber es fehlt etwas.“ Er gähnte ausgiebig und wiederholte: „Ja, etwas fehlt …“
    Der Weg bergauf verlief über Bodenwellen, wodurch das hinter Baumwipfeln verborgene Schloss nur kurz zu sehen war, dann immer wieder verschwand. Auf den Gipfel zu aber blieb das obere Stockwerk sichtbar, doch erst als sie die vom Baumeister geschaffene
pianura
erreicht hatten, ragte der klobige, durch sein silberhelles Gestein aber leicht und festlich wirkende Bau vor ihnen auf. Einige Menschen kamen herbeigelaufen und als der Kaiser abstieg, begrüßte ihn ein kräftiger bärtiger Mann in rauer Arbeitskleidung mit Kniefall und Handkuss. Friedrich zog ihn an den Armen schnell empor.
    |334| „Mastro, schon beim ersten Anblick Eures Meisterwerks müsste ich es sein, der niederkniet. Ja, so habe ich es in meinen Tagträumen gesehen und nun ist das Traumbild Stein geworden.“
    Der offenbar tiefbeglückte Baumeister bedankte sich für das Lob und fügte hinzu:
    „Genau besehen ist es auch das Werk Eurer Majestät, denn die erste Vorzeichnung stammt von Euch und ich – wir haben sie bis zur Vollendung weiterentwickelt.“
    Friedrich winkte ab.
    „Etwas hinzeichnen kann jeder fantasiebegabte Mensch. Aber es Gestalt werden zu lassen, den Gedanken in Materie zu verwandeln, dazu gehört schon mehr.“
    Plaudernd umrundeten sie das Schloss. Trotz seiner wuchtigen, wehrhaften Türme mit ihren schmalen Schießscharten und den kleinen spitzbogigen Fenstern in jedem Oktogon des Schlosses wirkte der Bau nicht kriegerisch oder aggressiv, sondern ruhte in sich, war sich selber genug. Das schmucklose Äußere verbarg im Innern keine überbordende Pracht, doch die acht Säle im oberen Stockwerk waren schlicht, aber höchst kostbar ausgestattet. Nur die edelsten Marmorsorten hatte man verwendet; drei von den acht Räumen waren bereits fertig eingerichtet mit Teppichen an den Wänden, die allerlei Jagdszenen zeigten, während andere mit ornamentalen Mustern – Geschenke des Sultans – die Böden bedeckten.
    Inzwischen war in einem der unteren Räume ein Mahl angerichtet worden und der Kaiser bestand darauf, dass seine gesamte Begleitung daran teilnahm. Zuvor hatte er Bianca über den Zweck des Schlosses aufgeklärt.
    „Castel del Monte wird niemals zu meiner Residenz, soll auch kein Lustschloss für Feste und Gepränge werden. Es wird vor allem zu Jagdausflügen dienen und in Zeiten des Friedens soll es ein Ort der Stille und Besinnung sein, etwas wie ein weltliches Kloster.“
    Bianca konnte die Frage nicht unterdrücken: „Wird es sie jemals geben, die Zeiten des Friedens?“
    „Da bin ich mir gewiss, denn kriegerische Auseinandersetzungen sollen die Ausnahme sein. Nur im Frieden gedeihen die Länder und dann blühen Handel und Wandel.“
    Wie gut hörte sich das an, doch eine friedliche Zeit war noch längst nicht angebrochen, denn schon im Juni sammelte der Kaiser seine Truppen und zog abermals gegen Rom.
    |335| Zwei Tage vor seiner Abreise bat Friedrich sie in sein Arbeitszimmer. Dort waren schon einige Herren versammelt, nämlich ein kaiserlicher Notarius, der an seinem Schreibpult wartete, Petrus de Vinea und der Dompfarrer von Melfi. Friedrich verneigte sich leicht.
    „Seid willkommen, Gräfin Bianca Lancia! Ehe Wir zu kriegerischen Handlungen aufbrechen, die Uns vielleicht ungebührlich lange von Unserem geliebten Apulien fernhalten, möchten Wir zu Eurer und zur Wohlfahrt Unserer Kinder einige Dokumente ausfertigen.“
    Daraufhin verlas der Notarius mit monotoner Stimme die Schenkungsurkunden. Die ihr übereigneten Ländereien lagen ausschließlich im Königreich Sizilien. Dazu kamen Häuser und ein Gutshof in und um Pisa, wozu der Kaiser bemerkte: „Damit Ihr notfalls auch in Eurer früheren Heimat von anderen unabhängig seid.“
    Eine eigene Urkunde erhob die Gräfin Lancia in den Stand einer
margravia
, einer Markgräfin. Die vom Kaiser ausgefertigten Dokumente wurden von Petrus de Vinea als Zeuge gegengezeichnet. Als neue Lehnsträgerin des Kaisers nahm Bianca die Urkunden kniend und mit Handkuss entgegen. Der Kaiser

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