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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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der Bischof mit zwei hohen Prälaten, zuletzt einige Häupter des Stadtadels. Die Kaiserin sprach wie stets sehr wenig, lächelte maskenhaft starr und verabschiedete sich, als der Pflicht Genüge getan war. Danach lockerte sich die Festgesellschaft auf, der Kaiser erhob sich, machte da oder dort Halt, ließ sich die Hand küssen, verbot den Kniefall. Kurz vor Mitternacht tanzten junge Mädchen einen anmutigen Reigen, wobei sie ein lateinisches Loblied auf Imperator Fridericus sangen. Der Kaiser bedankte sich mit freundlichen Worten, trat dann auf eines der Mädchen zu, sagte etwas und küsste ihr die Hand. Sie senkte den Kopf und Galvano glaubte, sie erröten zu sehen, doch er saß zu weit entfernt und war sich nicht sicher.
    Am übernächsten Tag zogen sie weiter und rasteten zur Mittagspause unterhalb des hoch gelegenen Städtchens Montalcino. Wie immer, wenn man unterwegs war, ging es etwas turbulent zu und im Gefolge wurde wenig auf Standesunterschiede geachtet. Wenn das Essen ausgeteilt wurde, setzte man sich auf einen freien Platz und bei Galvano war es zufällig die Leibwache des Kaisers, die, durch einiges Buschwerk getrennt, hinter ihm das ziemlich karge |41| Mittagsmahl vertilgte. Da hörte er einen der Männer halblaut, doch durchaus verständlich, sagen:
    „Gestern hat er’s wieder wie ein Wilder getrieben! Er brachte die kleine Tänzerin gleich mit und als der Kammerdiener zum Auskleiden kam, mussten wir ihn wegschicken. Was dann durch die Tür zu hören war – man hätte neidisch werden können!“
    Und dies alles unter den Augen der Kaiserin, dachte Galvano ganz verdattert, aber da er im Laufe dieser Reise noch mehrmals Ähnliches erlebte, nahm er es später gelassener hin. Jörg bemerkte wenig davon und wenn, dann spielten sich diese Ereignisse in einer so hohen und aus seiner Sicht auch verbotenen Sphäre ab, die Neugier oder Anteilnahme ausschloss, sodass sich jeder Kommentar erübrigte. Er hatte genug damit zu tun, seine Leute zusammenzuhalten, damit sie dem Hause Lancia keine Unehre machten.
    Im Laufe des November verschlechterte sich das Wetter, eisige Stürme trieben tagelang Regenschauer vor sich her und so befahl der Kaiser, nicht mehr an jedem
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Halt zu machen, sondern zog mit seinen Berittenen dem langsameren Tross voraus. Am Abend des zwanzigsten November standen sie vor den Toren Roms, wo sie eine päpstliche Abordnung empfing. Schnell sprach es sich herum, dass sie die Stadtgrenzen nicht überschreiten durften, ehe Friedrich die bereits mit dem Papst abgesprochenen Zugeständnisse aufs Neue besiegelt hatte. Galvano stand nahe genug, um zu sehen, wie jäh die Zornesröte auf Friedrichs sonst immer beherrschtem Gesicht aufflammte. Es schien, als wolle sich seine nächste Umgebung unter dem zu erwartenden kaiserlichen Donnerwetter ducken, doch Friedrich mochte das päpstliche Wohlwollen nicht verlieren, nickte leicht, stieg vom Pferd und verschwand mit der Abordnung in einem an die alte Stadtmauer angebauten Zollhaus. Ein päpstlicher Sekretär erläuterte ihm später mit einiger Herablassung die schon lange vorher gegebenen Zugeständnisse. Es waren dies die staatsrechtliche Trennung Siziliens vom Reich und Anerkennung als päpstliches Lehen, verbunden mit zahlreichen Einzelheiten.
    Nach einer Stunde wandten sie sich nach Süden und lagerten auf dem etwa siebzig Ellen hohen Monte Mario, von wo man die ganze Stadt übersehen konnte. Hier hatte Kaiser Otto III. den Aufrührer Crescentius mit Dutzenden seiner Anhänger grausam hinrichten lassen, was die Römer bewog, dem Hügel einen zweiten Namen zu verleihen: Mons Malus.
    |42| Diesmal aber war alles anders. Als Galvano Lancia im Gefolge des Kaisers den Hügel hinabritt und durch die grasbewachsenen oder zu Festungen umgebauten Türme des alten Roms auf die Via Triumphalis einbog, herrschte unbeschreiblicher Jubel. Wer im Gefolge des Kaisers war, wurde mit Blumen bekränzt, mit Wein gelabt, ja von wildfremden Menschen umarmt und geküsst. Galvano zuckte vor solchen Freudenausbrüchen zurück, konnte sich ihnen aber letztlich nicht entziehen und zwang sich zu einer freudigen Miene.
    Vor dem Einzug in den inneren Stadtbereich bestätigte Friedrich die alten Rechte der römischen Bürgerschaft. Vier Kammerherrn umgaben ihn auf dem Weg zur Peterskirche und warfen mit vollen Händen silberne
grossi
unter das Volk. Bei dem wütenden Kampf um diese begehrten Münzen kamen einige Schwächere – Kinder und ältere Menschen – zu Tode,

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