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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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es Giorgio da Ponte – Jörg aus Innsbruck –, der Galvano auf diese Idee gebracht hatte. Ursprünglich war ja geplant gewesen, dass sie zusammen als waffenlose Rompilger den von den Päpsten seit Jahrhunderten gewährten Generalablass gewinnen sollten. Da musste man sich die entsprechende Kleidung besorgen, Mantel, Hut und Stab, um dann in den sieben Pilgerkirchen die vorgeschriebenen Gebete zu sprechen.
    Jörg wiegte zweifelnd seinen vierkantigen Bauernschädel.
    „Die Kirchen liegen zum Teil weit auseinander, habe ich mir sagen lassen.“
    Galvano nickte.
    „Das stimmt, von San Giovanni zur Peterskirche ist man Stunden unterwegs und San Paolo liegt sogar außerhalb der Stadtgrenze, aber dafür gibt es einen Generalablass. Jörg, führe dir das vor Augen: Sämtliche Sünden, die du bisher begangen hast, sind wie ausgelöscht! Da bist du unschuldig wie ein neugeborenes Kind …“
    Jörg, etwa doppelt so alt wie sein Herr, seufzte leise.
    „Ja, ja, bei mir mag sich das lohnen, aber bei Euch? Mit Euren achtzehn Jahren kann da noch nicht viel gewesen sein. Habt Ihr schon eine Frau gehabt?“
    Da errötete Galvano. Ja, der junge Mann, Erbe und späteres Haupt der gräflichen Familie Lancia errötete wie ein Nönnchen, wenn ein Mann es ansah. Er hatte noch nie mit einer Frau geschlafen, aber das lag an ihm und seiner Schüchternheit gegenüber dem weiblichen Geschlecht.
    „Was geht dich das an?“
    |45| Das klang recht schroff, aber der lebenserfahrene Jörg nahm es nicht krumm.
    „Da habt Ihr wohl recht, Don Galvano, aber mir ist da eine Idee gekommen …“
    Er grinste vielsagend und zog Galvano beiseite, weil einige der anderen Männer sichtlich die Ohren spitzten. Die räumliche Entfernung von seiner strengen Frau Berta hatte in dem rauen Söldner etwas entfacht, was er schon verloren glaubte, nämlich eine sich steigernde Lust auf den Umgang mit Frauen, mit willfährigen, anschmiegsamen Frauen. Sogar seine Wortkargheit war einer Redseligkeit gewichen, die Galvano sonst an ihm nicht kannte. Sie setzten sich auf niedrige Feldhocker und Jörg rückte seinem Herrn ganz nahe.
    „Verzeiht, aber was ich zu sagen habe, soll nicht nach draußen dringen.“
    Galvano zog eine spöttische Miene.
    „Da bin ich aber neugierig …“
    Das klang eher so, als sei er es nicht, aber Jörg ließ sich nicht beirren.
    „Fahrt nicht gleich aus der Haut bei dem, was ich jetzt vorschlage. Eines aber vorweg: Wenn wir um die Weihnachtszeit nach Hause kommen, steht Eure Verlobung zu erwarten – oder irre ich mich?“
    Galvano wurde ungeduldig.
    „Nein, du irrst dich nicht, aber was soll diese Frage?“
    „Ich habe noch eine: Wie stellt Ihr Euch die Hochzeitsnacht mit Eurer jungen Frau vor?“
    „Jörg, jetzt vergisst du dich!“
    Galvano war zornig und laut geworden.
    „Don Galvano, denkt an meine Bitte – Ihr sollt nicht aus der Haut fahren. Darf ich eine Vermutung äußern? Ihr steigt da zu Eurer Braut ins Bett und wisst nicht genau, was dann anzufangen ist. Freilich, Ihr habt Hunde, Rinder und Pferde bei der Begattung gesehen, aber ich kann Euch versichern, bei uns Menschen ist das doch ein wenig anders.“
    „Ja, ja, das mag schon sein, aber ich habe bisher nicht den Eindruck gewonnen, dass es bei Berta und dir ein reges Liebesleben gibt.“
    Da zeigte sich Jörg etwas verlegen.
    „Ja, schon, aber das hat andere Gründe. Jetzt versucht einmal, mir ohne Zorn die folgende Frage zu beantworten: Wäre es Euch |46| nicht lieber, Eurer Braut als kenntnisreicher Liebhaber zu begegnen, als ein Mann, der weiß, worauf es ankommt? Das kann für den Beginn einer Ehe schon wichtig sein …“
    Galvanos Zorn war verflogen und einer gewissen Neugier gewichen – worauf wollte der Kerl hinaus?
    „Ja, schon, du hast recht, aber wie …“
    Da wurde Jörg ganz eifrig.
    „Bin schon dabei, es Euch zu erklären. Mein Vorschlag geht dahin, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Jetzt komme ich wieder auf unsere Pilgerfahrt zurück. Wenn ein Generalablass sämtliche Sünden löscht, dann doch auch solche, die man zuvor, also sozusagen in letzter Minute begeht?“
    „Ja, gewiss …“
    Jörg grinste verschlagen.
    „Dann würde ich meinen, wir sollten das nutzen und zuvor noch kräftig einer der sieben Todsünden huldigen, nämlich der Unzucht. Während Eurer Abwesenheit sind hier Männer aufgetaucht, die man auf gut italienisch als
mezzani
bezeichnen kann, Kuppler also, die sogar bereit sind, ihre Damen hierher auf den Monte Mario zu

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