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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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der Knabe mündig war, ging die Rede davon, ihn ins Land seiner Väter zu schicken, doch man fand heraus, dass dort mehrere Könige sich bis aufs Blut bekämpften. So blieb Galvano Lancia im Land seiner Mutter, ließ sich später die adlige Herkunft bestätigen und war der Stammvater unseres Geschlechts – vielleicht …“
    Don Bartolomeo lächelte in die vor Staunen weit geöffneten Bernsteinaugen seiner Enkelin. Warum, so fragte er sich im Stillen, ist dieses zarte Kind meinem Herzen näher als die ganze übrige Familie? Bianca muss wohl damals schon etwas von dem Zauber besessen haben, der sie später mit einem magischen Schein umgab und dem sich kaum ein Mann entziehen konnte. Zuletzt stellte sie ihrem Großvater noch eine überraschende Frage.
    „Wie mag dieser Sir Lancelot wohl ausgesehen haben? Vielleicht wie unser junger König? Du hast ihn doch gesehen?“
    Er nickte.
    „Ja, ich war bei der Pisaner Abordnung, die Federico in Modena begrüßte.“
    Biancas Augen glänzten wie im Fieber.
    |35| „Wie sah er aus?“
    „Mittelgroß, von ebenmäßiger Gestalt, rotblondes Haar, ein Antlitz voll Adel und Majestät mit leuchtend blauen Augen. Ein richtiger Staufer …“
    Bei späteren Gesprächen über König Friedrich benutzte Bianca hartnäckig die deutsche Form, während der
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und ihre Brüder bei Federico blieben. Es wurde dann zu einer Art Wettkampf, dass sie „Friedrich“ sagte und ihr das deutsche „ch“ makellos über die Lippen ging, während die anderen grinsend „Federico, Federico, Federico“ skandierten.

2
    Acht Jahre hatte König Friedrich sich in deutschen Landen aufgehalten, unentwegt auf Reisen, nur unterbrochen von der vorläufigen Krönung in Mainz – mit den falschen Insignien – und der endgültigen Krönung in Aachen ein Jahr später – mit den echten Kronjuwelen. König Otto, der Welf, hatte sie zurückgehalten, doch dann war er entmachtet worden und im Mai 1218 auf der Harzburg gestorben.
    Auf den Hoftagen in Mainz, Augsburg, Nürnberg, Regensburg und Koblenz hatte Friedrich wieder und wieder betont, dass Gott ihn zum deutschen König bestimmt habe und dies durch deutliche Zeichen – Philipp von Schwaben ermordet, König Otto besiegt und gestorben – kundgetan hatte. Und alle glaubten ihm. Wenn er von der Höhe seines Thrones im Königsgewand Recht sprach, Privilegien erteilte, Streit schlichtete, Lehen bestätigte, dann wagte keiner einen Widerspruch. Hielt er es für nötig, wurde zuvor im kleinen Kreis beratschlagt, aber was er dann vom Thron herab verkündete, war unwiderruflich – die Königsworte machten es zum Gesetz.
    Das war nun der König in seinem äußeren Glanz, wie ihn viele sahen, seine Stimme hörten, seine Verfügungen mit einem großen roten oder dem kleineren Goldsiegel entgegennahmen. An seiner Seite die etwas farblose Konstanze, aus königlichem Geschlecht, Witwe und nun wieder Gemahlin eines Königs, auf dem Weg zur Kaiserkrönung. Den neunjährigen Sohn hatten sie in deutschen Landen zurücklassen müssen – als gewählten deutschen König. |36| Wie das? Was brachte die Reichsfürsten dazu, ein Kind zu ihrem König zu wählen?
    Es war nicht einfach gewesen. Ein Jahr nach der Krönung in Aachen traf Konstanze mit dem fünfjährigen Heinrich ein und einige Monate später stellte Friedrich auf dem Hoftag zu Nürnberg seinen Sohn den deutschen Fürsten vor. Kurz darauf ernannte er das Kind zum Herzog von Schwaben und belehnte es mit Burgund. Auf den im deutschen Reich ausgestellten Urkunden erschien nun auch Heinrichs Name, doch die Fürsten zögerten. Sie wussten, was Friedrich anstrebte, mochten sich aber mit der Vorstellung eines „Erbkönigtums“ nicht abfinden. Sie hatten Friedrich zu ihrem König gewählt und nach seinem gewiss noch sehr fern liegenden Tod würden sie oder ihre Söhne einen anderen wählen, nach den künftigen Erfordernissen, die jetzt – außer Gott – niemand kannte. Wählten sie Heinrich, so wären sie auf Generationen hinaus an die Staufer gebunden.
    Dennoch gelang es ihm. Mit jedem einzelnen Reichsfürsten setzte er sich persönlich auseinander, sprach unter vier Augen von Gleich zu Gleich, ohne Zeugen. Draußen warteten schon die Schreiber, um es zu beurkunden, und dann gab es kein Zürück mehr.
    Auf dem Hoftag zu Frankfurt im April 1220 wählten die Reichsfürsten dann tatsächlich den kaum neunjährigen Heinrich zum deutschen König. Der Papst gab später seinen Segen dazu, denn Friedrich war so klug, den

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