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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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bringen. Einige der Männer hatten davon Gebrauch gemacht, aber für unsere Zwecke würde ich doch vorschlagen …“
    Galvano unterbrach ihn.
    „Für unsere Zwecke? Wie meinst du das?“
    „Ich meine, Ihr sollt Euch, ehe wir die Pilgerfahrt antreten, eine erfahrene Kurtisane suchen, die Euch halbwegs zu dem macht, was Eure künftige Frau erwarten kann, nämlich zu einem erfahrenen Liebhaber.“
    Vielleicht sollte noch gesagt werden, dass Jörg aus Innsbruck seine Erklärungen und Vorschläge in stockender, ungeschickter, mit deutschen Worten untermengter Sprache vorgebracht hatte und sie hier in gleichsam gereinigter Form wiedergegeben sind. Galvano hatte seinen Hauptmann jedenfalls verstanden und er war zuletzt von dessen Vorschlägen recht angetan, mochte es aber nicht zu erkennen geben. Ein dummer Jungmännerstolz, gewiss, aber Galvano glaubte es sich schuldig zu sein.
    „Ich weiß nicht recht … Ob ich meiner Braut damit wirklich einen Gefallen tue? Und was ist mit dir? Schließlich bist du verheiratet …“
    „Ja, das schon, aber Ihr habt vorhin selber mein nicht sehr reges Liebesleben erwähnt. Nun, auch unsereiner hat Bedürfnisse und da wir nun schon hier sind …“
    |47| „Gut, mir soll’s recht sein, aber was ist mit den anderen?“
    Die Männer wurden befragt, aber jeder hatte anderes im Sinn. Der eine wollte nur die Peterskirche sehen, einige begnügten sich mit dem, was die Kuppler herbeischafften. Zwei hätten schon gerne die sündentilgende Pilgerfahrt gemacht, aber die Kosten waren ihnen zu hoch. Galvano, schon dabei, ihnen unter die Arme zu greifen, hörte aus dem Hintergrund Jörgs laute Stimme.
    „Da hätte ich einen Vorschlag: Wir schließen eure Namen in unsere Gebete mit ein, dann kostet es nur zwei
grossi
.“
    „Und das gilt?“, kam die misstrauische Frage.
    „Fragt doch einen Pfaffen!“
    Nun gut, sie glaubten ihrem Capitano und Galvano mischte sich nicht weiter ein. Ehe sie aufbrachen, bestimmte er einen Unterführer und gab den Männern zu bedenken:
    „Wenn einer von euch sich entschließen sollte, in die Stadt hinunterzugehen, dann lautet mein Befehl: ohne Waffe! Sollte es zu irgendwelchen Händeln kommen, dann kann euch keiner mehr helfen! Die päpstlichen
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hängen jeden sofort auf, der offen oder heimlich eine Waffe trägt – verstanden?“
    Da war nur ein unwilliges Gemurmel zu hören, denn dieses Verbot traf die Männer im Innersten. Die meisten von ihnen hatten sich schon jung zur Kriegerlaufbahn entschlossen und seither kannten sie nichts anderes, als eine Waffe zu tragen und sie notfalls zu gebrauchen. Ohne das vertraute Schwert, ohne Lanze oder Köcher und Bogen kamen sie sich nackt vor. Jörg wusste das besser als sein Herr und flüsterte ihm ins Ohr, wenigstens einen Dolch müsste man ihnen lassen. Galvano nickte und fügte seinem Befehl hinzu:
    „Ich weiß, dass ihr euch ohne die vertrauten Waffen schutzlos fühlt, und ich kann mir denken, dass ihr vielleicht einen kurzen Dolch unter der Kleidung mitführt. Das ist aber weder eine Aufforderung noch ein Rat – verstanden?“
    „Verstanden!“, schallte es zurück.
    Der Kaiser hatte es eilig mit seiner Abreise und machte sich schon am Morgen des fünften Tages nach seiner Krönung auf den Weg nach Süden. Als Grund der Eile wurde das gute Reisewetter genannt, denn selten hatte es in dieser Jahreszeit so sonnige und fast spätsommerlich milde Tage gegeben. Mit dem Kaiser sei die Sonne gekommen, hieß es beim römischen Volk. Der tatsächliche Anlass |48| zur Eile waren die schlechten Nachrichten aus dem Königreich Sizilien gewesen, denn während Friedrichs langer Abwesenheit hatte sich beim sizilischen Adel eine Art Faustrecht eingeschlichen und das war mit dem geltenden Recht nicht zu vereinbaren.
    So warteten Galvano und Jörg bis zur Abreise des Kaisers, ließen Pferde und Waffen auf dem Monte Mario und suchten eine der zahlreichen Pilgerkanzleien auf. Schon auf den Weg dorthin überlegte Galvano sich im Stillen, wo in Rom diese käuflichen Damen zu finden seien, während Jörg laut darüber nachdachte.
    „Das Beste ist, wir suchen im Borgo eine dieser Schenken auf, ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Kneipenwirt da nicht Bescheid weiß.“
    „Ja, gut, aber vergiss die Hauptsache nicht – wir wollen eine Pilgerfahrt antreten.“
    „Eines nach dem anderen, Don Galvano.“
    Doch dieses Problem löste sich ganz von selber, als sie in der Pilgerkanzlei die entsprechende Kleidung anlegten und der

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