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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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acht bis zehn junge Sklavinnen ausgesucht, kundig in Tanz und Musik und – von erfahrenen Frauen geprüft – nicht empfängnisbereit. Friedrich hatte nur Bedingungen für das Alter, nicht jedoch für ihr Aussehen gestellt. Da gab es Mollige, Schlanke, Kleine und Große, Blonde, Braune, Rote und Schwarze.
     
    Lucera war etwa fünzehn Meilen von Foggia entfernt und lag auf einem jäh aus der Ebene aufragenden Bergsporn. Als Friedrich mit seinen Männern den steilen Pfad hinaufritt, verkündeten Fanfarenklänge von den Türmen seine Ankunft. Der
aga
aller sarazenischen Truppen stand vor dem weit geöffneten Tor und streckte – so war es Brauch – dem König auf einem Samtkissen den goldenen Stadtschlüssel entgegen. Als der Kaiser vom Pferd stieg, kniete der
aga
nieder, küßte Friedrichs Mantelsaum und stieß mit vor Ehrfurcht brüchiger Stimme hervor:
    „
As-salamu aleikum, Sultan
!“
    Der Kaiser bedankte sich, ließ ihm ein Ehrengeschenk überreichen, erkundigte sich nach der Gesundheit seiner Familie. Dann wurde Friedrich feierlich zum Palast geleitet, wo der Castellano ihn mit den Palastdienern kniend empfing. Nach einer kurzen Begrüßung der zwei Capitani der Palastwache zog sich Friedrich in seine |382| Wohnräume zurück, die ohne Ausnahme im sarazenischen Stil eingerichtet waren. Da gab es geschnitzte Truhen mit arabischen Koranversen, kunstvoll gewebte Seidenteppiche aus Persien, niedere Ebenholztische mit silbernen Gefäßen für Obst, Nüsse und Räucherwerk. Überall lagen schwellende, vielfarbige Polster verstreut, Stühle gab es nicht.
    Durch seine Jugend in Palermo geprägt, wo er häufig mit Sarazenen verkehrte, fiel es Friedrich leicht, alles Westlich-Christliche abzustreifen und sich nahtlos in die morgenländische Welt einzufügen. Hier nannten ihn alle „Sultan“, aus dem Sonntag wurde ein Freitag, den sie hier
yaum al-juma
nannten, „Tag der Versammlung“. Dies alles tat Friedrich nicht, wie seine Feinde sagten, als heimlicher Muselman, sondern um dem Volk von Lucera zu zeigen, dass sie für ihn nicht fremdländische Sklaven, sondern Untertanen waren, deren Religion und Brauchtum er achtete. Sie dankten es ihm mit unwandelbarer Treue und einer Hingabe, die bis zur Selbstaufopferung reichte.
    Das wusste Friedrich und dieses Wissen machte ihn stark. Doch hier im friedlichen Lucera mussten seine Krieger dies nicht erproben und so führten sie stattdessen wilde Reiterspiele vor. Da galoppierten die Krieger laut schreiend aufeinander los, versuchten mit stumpfen Lanzen einander aus dem Sattel zu stoßen oder hieben hölzerne Schwerter in Stücke. Danach setzte man sich zu üppigen Banketten, die – der Jahreszeit angemessen – im Freien stattfanden. Da türmten sich nach Zimt und Safran duftende Reisberge, gesäumt von allen erlaubten Fleischsorten: Lamm, Ziege, Rind und Geflügel. Alle aßen nur mit der rechten Hand, während die linke, die unreine, in der Kleidung oder am Rücken versteckt blieb.
    Draußen, in seinem abendländischen Leben hätte Friedrich eine Mahlzeit ohne Wein kaum akzeptiert, hier aber wählte er ohne Murren aus der Vielzahl der angebotenen Säfte oder nahm, wie fast alle anderen, nur quellfrisches Wasser. Doch die islamische Welt hatte auch ohne Alkohol allerlei Anregendes zu bieten. So gab es ein dunkles, aus gerösteten Kafa-Bohnen heiß aufgebrühtes Getränk, das schon in kleinen Mengen anregender wirkte als die ebenfalls angebotenen Teesorten. Einen gewissen Höhepunkt stellte das Einatmen von Rauchwolken dar, die von einer bestimmten Hanfsorte stammten und von den Sarazenen schlicht als
hachyach
, „Kraut“, bezeichnet wurden, auch die Namen
bang
oder
maslach
|383| waren im Gebrauch. Allerdings war dieses „Kraut“ nur den oberen Rängen vorbehalten, denn bei längerer Anwendung lähmte es körperliche wie geistige Kräfte. Wenn sich die Männer am Freitag den anregenden Kafa-Trank leisteten, so war das ohnehin recht teuere „Kraut“ nur wenigen vorbehalten. Friedrich schätzte es schon deshalb, weil sich der damit erzeugte Rausch wesentlich von dem durch Wein hervorgerufenen unterschied. Richtig dosiert schärfte das „Kraut“ den Geist, die Konturen der Welt ringsum wurden überdeutlich und damit unwirklich. Nicht zu unterschätzen war auch die aphrodisische Wirkung, die der männlichen Kraft eine sonst nie erlebte Ausdauer verlieh. Der Wein zeigte gewöhnlich eine umgekehrte Wirkung. Nach kurzer geistiger Anregung erschlaffte das Denken, die

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