Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers
gerade frei sind.“
„Ein Bad!“ Jörg konnte den erstaunten Ausruf nicht unterdrücken. „Wozu soll das gut sein?“
Galvano schämte sich ein wenig für ihn und sagte belehrend:
„Du stellst aber seltsame Fragen! Willst du dich den Damen des Hauses vielleicht ungewaschen nähern? Also, ich muss schon bitten!“
Jörg wusste, dass er etwas Falsches gesagt hatte, nickte mehrmals ergeben und schwieg von da an. Die
mezzana
räusperte sich und es klang ein wenig ungeduldig.
„Wollen die Herren gemeinsam wählen oder jeder für sich?“
„Gemeinsam“, sagte Galvano schnell.
„Gut, darf ich die Herren dann ins Bad bitten?“
„Aber …“, setzte Jörg an, doch Galvano trat ihm gegen das Schienbein und sagte schnell:
„Aber gerne,
padrona
!“
|51| Sie erhoben sich.
„Dort beginnt auch gleich die Auswahl“, setzte sie noch hinzu.
„Wir lassen uns überraschen“, scherzte Galvano, obwohl ihm nicht danach zumute war.
Die schwarz gekleidete
mezzana
verschwand nach einer flüchtigen Verneigung und ein vielleicht zwölfjähriges Mädchen tauchte auf, ging voran und führte sie hinab in den Keller.
„Das könnte eine Falle sein …“, murmelte Jörg auf Deutsch vor sich hin, aber dann kamen vernünftige Gedanken, die ihm sagten, dass ein solcher Betrieb nicht durch Raubmord, sondern durch Wohlverhalten auf die Vorschlagsliste des Vermittlers gekommen war.
Das Mädchen öffnete die Tür zu einem fensterlosen, nur mit zwei Öllampen spärlich erleuchteten Raum.
„Die Auskleidekammer“, erläuterte sie, deutete auf die gegenüberliegende Tür und fügte hinzu: „Das Bad!“
Stumm legten sie ihre Kleider ab, doch Galvano behielt den Lendenschurz an. Er mochte nicht einfach so nackt herumlaufen … Jörg schüttelte leicht sein bärtiges Haupt und deutete auf das Kleidungsstück.
„Ich glaube nicht, dass sie so etwas gestatten …“
„Gestatten, gestatten, wer bin ich denn?“
Aber dann legte er das gute Stück doch ab, hielt aber gleich eine Hand wie schützend vor sein Geschlecht.
„Geh du voraus …“
Jörg nickte und öffnete die Tür, aus der sogleich ein Schwall heißen Dampfes wölkte, als hätte man den Deckel eines riesigen Kochtopfes gehoben. Er zögerte etwas und musste daran denken, wie er manchmal mit erhobenem Schwert in fremde Häuser eingedrungen war. Jetzt stand er da, nackt und bloß, mit leeren Händen. Er gab sich einen Ruck und tauchte ein in den warmen Nebel, dicht gefolgt von Galvano, der noch immer mit der rechten Hand seine Körpermitte bedeckt hielt.
„
Attenzione
!“
Erschrocken blieben beide stehen und da kamen zwei locker und luftig gekleidete Wesen herbei – sie trugen nur ganz kurze Tuniken – und wiesen in die Tiefe, wo undeutlich das Wasser glänzte. Jede der Quellnymphen nahm eine Männerhand und sie wurden zu der Stelle geführt, wo Stufen hinab in das kleine marmorgefasste |52| Becken führten. Das Wasser war nicht heiß, aber gut warm und Galvano spürte, wie sich in seinem Körper die Spannung löste, während Jörg sich boshaft seine Frau als heimliche Zuschauerin herbeiwünschte.
Sie mussten dann auf der untersten Stufe Platz nehmen, sodass nur noch Kopf und Schultern aus dem Wasser schauten. Die Quellnymphen begannen ihr Reinigungswerk mit Schwämmen und duftender Seife, ließen dabei auch keine Stelle aus. Hatte nicht die Hurenwirtin gesagt, schon hier beginne die Auswahl? Galvano hätte sich gleich für sein Nymphchen entschieden, ein schlankes Mädchen mit feurigen, schalkhaft blitzenden Augen und einem großen frechen Mund, der Unverständliches plapperte und dabei ständig lächelte. Als sie mit ihrem Schwamm über seinen Penis fuhr, richtete sich der sofort auf, worauf sie ihm einen spielerischen Klaps versetzte und lachend sagte:
„
Pazienza, caro mio, più tardi
!“
Das war nicht misszuverstehen und Galvano hatte nichts gegen dieses „später“.
Das mit Jörg beschäftigte Mädchen nahm die Waschung sehr gründlich vor, denn da gab es einiges nachzuholen … Danach wurden sie abgetrocknet und in knielange wollene Mäntel gehüllt.
Im Speiseraum war der Tisch schon mit verschiedenen kalten Speisen gedeckt, dazu gab es heißen Würzwein, der nicht nur zu Kopf stieg, sondern auch die unteren Regionen so erhitzte, dass die beiden Männer glänzende Augen bekamen und immer weniger ans Essen dachten. Dazu kam, dass jeder Handgriff von einem anderen Mädchen ausgeführt wurde; jedes blieb nur kurz, drehte sich, lächelte und ein
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