Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
Vom Netzwerk:
Gehilfe mit halblauter Stimme murmelte:
    „Wenn die Herren vor dem
pellegrinaggio
noch ein wenig sündigen wollen …“
    Jörg schien es nicht richtig verstanden zu haben und machte ein fragendes Gesicht, doch Galvano sagte laut:
    „Ein guter Vorschlag, den wir vielleicht bei einem Becher Wein erläutern sollten.“
    Der
secondo
verstand sofort und ging mit den beiden – durch Mantel, Stab und Hut als Pilger kenntlich – in die nächstgelegene Kneipe. Dann saßen sie vor einem Krug Wein und der Gehilfe begann mit den Worten:
    „Mein Rat kostet zwei
grossi
, aber er ist es auch wert.“
    Galvano legte wortlos das Geld auf den Tisch und die Münzen verschwanden wie durch einen Zauber.
    „Kann einer der Herren lesen?“
    Galvano nickte und der Mann zog einen schmutzigen Zettel aus der Tasche.
    „Hier sind die Häuser mit Namen und Ort notiert, und zwar in der Reihenfolge der Kostenhöhe und somit der Qualität. Wirklich empfehlen kann ich nur die ersten zwei. Sollten die Herren aber mit dem Geld etwas knapp sein, dann …“
    „Wir kommen schon zurecht“, meinte Galvano steif.
    |49| Der Mann erhob sich.
    „Muss wieder an die Arbeit zurück. Die Casa Gioia findet ihr am leichtesten, sie ist allerdings die teuerste. Immer den Fluss entlang nach Süden bis in Höhe des Kapitols, da führt der Ponte Fabricio zur Tiberinsel. Hart am Ufer steht ein kleines Haus, hinter Bäumen gut verborgen, da geht ihr zur Pforte, dann hebt eine Hand …“
    Galvano schmunzelte.
    „Ihr wisst ja überraschend gut Bescheid.“
    „Werde ja ständig danach gefragt.“
    „Unsere Pilgerkleidung stört dort nicht?“
    „Die sind das gewohnt.“
    Immer den Tiber entlang – das war einfach gesagt, aber nicht so leicht getan. Ständig mussten sie ummauerten Grundstücken, mit Macchia bewachsenen Ruinenhügeln oder Häusergruppen ausweichen, die das Ufer verstellten. Jörg schien es recht eilig zu haben, seine Augen glänzten und ständig strich er sich über den Bart, den er heute Morgen sorgsam gestutzt hatte. Galvano aber ergriff ein Gefühl, das er zuletzt als halbwüchsiger Junge empfunden hatte, wenn er es den Erwachsenen wieder einmal nicht recht machen konnte: Er kam sich blöd vor. Anstatt seinen Blick auf die Heimreise und die bevorstehende Hochzeit zu richten, strebte er einem dieser Häuser zu, wo vermutlich Krankheiten und Überfälle drohten. Am liebsten hätte er kehrtgemacht, aber er wollte vor Giorgio das Gesicht nicht verlieren. Gerade von ihm, dem alten Haudegen, hätte er solche Bedürfnisse nicht erwartet.
    Endlich waren sie da und von dem kleinen Haus waren nur einige gelbe Mauerflecken hinter Bäumen und Sträuchern zu erkennen. Als sie an der Gartentür stehen blieben, rannten zwei riesige Hunde herbei und begannen fürchterlich zu bellen und zu knurren. Da sie nicht damit aufhörten, war es für den
portiere
das Zeichen, dass jemand Einlass begehrte. Er brüllte die beiden Köter so lange an, bis sie kuschten und sich Leinen anlegen ließen.
    „Pilger?“, fragte er mürrisch, „da seid ihr wohl am falschen Ort.“
    Galvano schluckte und stotterte: „Pi-Pilger sind wir erst momorgen …“
    Da lachte der Pförtner rau und herzlich.
    „Aber heute wollt ihr noch einen draufmachen, oder? Geld ist doch hoffentlich vorhanden?“
    |50| Galvano nickte und wollte die Börse ziehen, doch der andere sagte schnell:
    „Lasst das, ich glaube es auch so. Ist das Euer Diener?“
    „Ja, nein, sagen wir ein Freund.“
    Die
mezzana
– eine schwarz gekleidete Dame unbestimmten Alters mit stechenden Augen – führte sie in eine Art Vorzimmer, wo sie auf gepolsterten Stühlen Platz nahmen.
    „Ehe wir ins Geschäft kommen, möchte ich Euch mit den Gepflogenheiten unseres Hauses vertraut machen.“
    Sie hatte gleich erkannt, dass Galvano der Herr war, und sprach nur zu ihm gewandt.
    „Wir bitten drum“, sagte Galvano höflich.
    Die stechenden Augen blickten auf seine linke Schulter, als sie sagte:
    „Bezahlung im Voraus, pro Mann anderthalb Dukaten.“
    Galvano erschrak und Jörg zeigte eine besorgte Miene. Zwar hatte ihm sein Herr versichert, ihn bei den Damen freizuhalten, aber jetzt sollte der dafür drei Goldstücke berappen …
    Galvano gab sich einen Ruck und sagte:
    „Viel Geld! Was schließt diese Summe mit ein?“
    Ein kaltes Lächeln huschte über das Gesicht der
mezzana
.
    „Vor und nach dem Damenbesuch ein Bad, eine Mahlzeit mit reichlich Wein und natürlich die freie Wahl unter den Damen – soweit sie

Weitere Kostenlose Bücher