Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers
schüttelte lächelnd ihren schönen, von dunkler Haarflut umspielten Kopf. Als sie hörte, dass ihr junger Kunde bald eine Giulia heiraten würde, scherzte sie:
„Dann veranstalten wir jetzt eine Probe-Hochzeitsnacht, sozusagen eine Vorübung für die tatsächliche. Da deine künftige Frau mit Sicherheit noch eine
virgo
ist, musst du ihr zuerst die Angst nehmen, die sie vor deinem männlichen Körper empfindet. Begatte sie nicht wie ein Hengst die Stute, sondern mache sie zuerst mit deinem Körper vertraut. Führe ihre Hand dahin und dorthin, damit sie die Unterschiede erkennt und später gewiss auch zu schätzen weiß. Wir aber werden es umgekehrt machen.“
Und so erkannte Galvano durch Julias geduldige und geschickte Führung, wie eine Frau beschaffen war und welche Körperstellen besonders beachtet und erkundet sein wollten. Als er dabei war, ihre Brüste mit plump-feuchten Küssen zu bedecken, schüttelte sie wieder den Kopf und brachte ihn dazu, dass er ihre Brustwarzen mit der Zunge sanft liebkoste. Ja, Galvano lernte viel an diesem denkwürdigen Tag – mehr als bei zehn einfachen
puttane
, die es immer eilig und anderes im Sinn haben, als einen jungen Mann auf seine Ehe vorzubereiten.
|55| Als Galvano und Julia am Ende eines langen Spiels tatsächlich zu- und ineinanderfanden, war das, was er und die meisten Männer unter Begriffen wie „ficken“ oder „rammeln“ verstanden, nur der krönende Abschluss gewesen. Nach einer langen Ruhepause wiederholten sie – um einiges verkürzt – die schöne Übung, doch diesmal war Julia der Reiter und Galvano entzückte schon allein das Spiel ihrer schlanken braunen Schenkel, die klammernd seine Hüften umfassten.
Jörg erwartete keine Lehrstunde, sondern solide Kost, um das lange Angestaute schnell und genussvoll loszuwerden. Sie trieben es dreimal, doch beim zweiten Mal war es am schönsten und Jörg presste, vom Orgasmus angefeuert, einen Namen heraus: Berta! Tulla unterließ es, ihn zurechtzuweisen, denn sie ahnte die Zusammenhänge. Auf dem Höhepunkt der Lust hatte Jörg tatsächlich geglaubt, seiner Frau beizuliegen, doch musste er sich später eingestehen, dass er mit ihr niemals eine solche Ekstase erlebt hatte. Für Berta war das Beiliegen immer eine Pflicht gewesen und im Laufe der Jahre ließ sie ihn fühlen, dass es ihr eine lästige geworden war.
Die Tage Ende November sind kurz und so dunkelte es schon, als Galvano und Jörg den Monte Mario erreichten. Sorgen hatte sich offenbar niemand gemacht, ein Teil der Männer war betrunken und Huren aus der Stadt trieben sich auch noch herum. Galvano ließ es auf sich beruhen – nicht weil er sich selber schuldig fühlte, sondern weil er einfach zu müde und entschlusslos war. Ein Teil von Julia steckte noch in ihm, sie war keine Frau, die man so schnell vergaß.
Jörg empfand es anders: Tulla war für ihn Vergangenheit und seine Erinnerung an sie glich der an eine leckere Mahlzeit, an die man noch ein paar Tage genussvoll zurückdenkt und die man beim nächsten guten Essen vergisst. Ja, das war ein Punkt, den Jörg künftig beachten wollte. Von Zeit zu Zeit wollte er sich dieses Vergnügen gönnen und es würde gewiss auch in Pisa nicht an entsprechenden Gelegenheiten fehlen. Er konnte nicht einmal behaupten, dass Berta sich ihm verweigerte, sie setzte dann nur ein solches Gesicht auf, dass ihm jede Lust auf ein Liebesspiel verging.
Ein Gedanke jedoch vereinte den Capitano mit seinem Herrn: Beiden fehlte das Bewusstsein, in der Casa Gioia gesündigt zu haben. Für Galvano war es fast ein gottgewollter, längst überfälliger Akt gewesen, der ihm lustvoll vor Augen führte, warum der Schöpfer |56| Mann und Frau so unterschiedlich gestaltet hatte. Für Jörg war es eine Notwendigkeit gewesen, sich anderswo das zu verschaffen, was die eigene Ehefrau … nein, nicht verweigerte, aber doch unmöglich machte. So gab es in dieser Hinsicht auch keine Reue, als sie ihre Pilgerfahrt antraten, mit langem Mantel, Stab und breitem Hut. Sie führte durch sieben Kirchen und es wurde schon erwähnt, wie weit manche davon auseinanderlagen. Ja, sie kürzten es etwas ab, haspelten die notwendigen Gebete herunter, spendeten knapp und schafften es in zwei Tagen.
Auf der Heimreise musste Galvano öfters an Kaiser Friedrich denken, der schon seit Jahren verheiratet war und so unendlich mehr von Frauen wusste als die meisten anderen Männer. Übrigens sprachen weder Galvano noch der Capitano Giorgio da Ponte jemals von
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