Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers
Schenkel, krallte sich in seine Hüften und ihr Atem ging schnell und schneller. Als er in sie eindrang, seufzte sie tief, fast schmerzlich auf.
|66| „Ja“, stöhnte sie, „ja, ja, ja …“
Es wurde eine bewegte Nacht und erst bei Morgengrauen schlief Friedrich ein. Als der Leibdiener hereinschlich, stand draußen eine müde Herbstsonne schon schräg am Himmel, doch sie wärmte nicht, da von der See ein steifer, eisiger Wind kam.
Der Platz neben ihm war leer, die Stelle fühlte sich kalt an. Der Diener ahnte, was sein Herr dachte, aber er schwieg. Er war es gewohnt, nur auf Fragen zu antworten, doch der Kaiser ließ sich schweigend ankleiden, nachdem der Diener ihn mit einem nassen, duftenden Schwamm von Kopf bis Fuß abgerieben hatte.
Einige Tage später brach die Hofgesellschaft nach Melfi auf, wo der kaiserliche Palazzo vor kurzem fertiggestellt worden war, als einer von vielen Palast- und Kastellbauten, die geplant, schon im Bau oder fast vollendet waren. Die wichtigsten und auch am weitesten fortgeschrittenen Bauprojekte lagen im Tavoliere di Puglia mit der Stadt Foggia als Mittelpunkt. Diese Bezeichnung wäre als „Apulisches Tafelland“ zu übersetzen und es stellt sich die Frage, warum Kaiser Friedrich dieses nicht sehr anziehende Flachland so bevorzugte.
Das hatte mehrere Gründe. Der politisch wichtigste war die Mittellage. Von hier aus war die Lombardei ebenso schnell zu erreichen wie Sizilien, das Friedrich wegen der abgelegenen Insellage nicht so günstig erschien. Was aber waren die anderen Gründe, warum fühlte der Kaiser sich hier so wohl, dass man den Tavoliere mit gutem Grund als seine „Lebenslandschaft“ bezeichnen kann?
Dieses Gebiet entsprach seinem Wesen, seinen geistigen Bedürfnissen. Die wirre, schroffe Unübersichtlichkeit von Bergländern stieß ihn ab. Es war die überschaubare Klarheit, die ihn anzog. Freilich begann gegen Süden ein flaches, dicht bewaldetes Hügelland mit sanften, offenen Tälern und das war sein Jagdgebiet, hier ließ er seine Falken aufsteigen. Eine bunte Gruppe von
amici Caesaris
begleitete ihn dabei und auf Friedrichs Wunsch galt während der Jagd keine andere Rangfolge als die von guten oder schlechten Waidmännern. Letztere waren schnell ausgesondert und was dann blieb, war eine verschworene Gemeinschaft von Jägern aus Leidenschaft.
Kam Friedrich zurück nach Melfi, so empfing ihn Anais mit offenen Armen und einem vor Freude flackernden Blick. Wo aber war Königin Jolanda geblieben? Da sie das lockere und heitere |67| Treiben zwischen Melfi und Foggia nur gestört hätte und ihre Hofdame Anais zur festen Konkubine geworden war, hatte Friedrich sie nach Terracina verbannt, wo sie in einem streng bewachten Schloss lebte, umgeben von allem erdenklichen Luxus. Dort wartete sie auf den Besuch ihres Gemahls und auf den endlichen Vollzug ihrer Ehe.
Anais, mit dem Egoismus einer verliebten Frau, fand das ganz richtig so, ohne zu vergessen, dass sie
concubina
auf Zeit war und sie eines – hoffentlich noch sehr fernen Tages – der Königin oder einer neuen Geliebten würde weichen müssen. Natürlich wusste sie längst, dass es vor ihr schon eine Reihe anderer Frauen gegeben hatte, aber es erging ihr wie fast allen ihren Vorgängerinnen: Wenn Friedrich bei ihr war, verhielt er sich so, als sei sie die Einzige, die er jemals wirklich geliebt hatte. Er selber musste sich eingestehen, dass Anais nach Adelheid die erste Frau war, die sein Herz gewann und nicht nur seiner Lust diente. Der Kaiser dachte nicht daran, die Geliebte zu verstecken oder ihre Verbindung zu verheimlichen. Gab es ein Bankett, an dem – was allerdings selten geschah – auch Frauen teilnahmen, so saß Anais zwar nicht an seiner Seite, doch in nächster Nähe. Das brachte es dann mit sich, dass gewisse Leute sie als Machtfaktor sahen, weil sie glaubten, wer mit dem Kaiser das Bett teilt, der kann ihm gegenüber auch Wünsche äußern. Anais aber war im Orient aufgewachsen, wo sich auch die meisten christlichen Familien dem Landesbrauch fügten und den Frauen ausschließlich die Macht über den Haushalt und die weiblichen Dienstleute zugestanden. So wies Anais die Bittsteller niemals schroff ab, sondern erklärte sich einfach nicht für zuständig und schlug vor, sich an die Sekretäre des Kaisers zu wenden.
Die schönen Jahre im befriedeten Königreich Sizilien neigten sich dem Ende zu, als aus Rom immer schärfere Aufforderungen kamen, den Kreuzzug endlich zu beginnen. Papst
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