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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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komme dann hierher.“
    „Danke, Giordano.“
    Sie gingen in den Stall, just zu der Stelle, an der sie gestern mit Galvano gesprochen hatte.
    „Also, was ist?“ Das klang recht ungeduldig.
    „Ich habe gestern mit Galvano gesprochen und ihm zu bedenken gegeben, dass wir hier ohne männlichen Schutz bleiben, wenn ihr beide nach Cremona reitet.“
    „Was? Was soll das? Es sind mindestens zehn waffenfähige Männer am Hof!“
    |76| „Aber wer soll ihnen befehlen? Zum Beispiel würde der Stadtrat von Pisa keine wichtige Entscheidung ohne Zustimmung des Adels treffen. Ihr seid über alle Berge und auf Giulia und mich wird kaum einer hören. Ich halte es für absolut notwendig, dass du während Galvanos Abwesenheit die Lancia vertrittst – als Haupt der Familie.“
    Damit berührte Bianca Giordanos geheimste Wünsche, die er niemals laut geäußert hätte. Wochen- oder sogar monatelang würde er der Graf Lancia sein, der Wortführer einer der wichtigsten Pisaner Familien.
    „Hast du Galvano auf diesen Gedanken gebracht?“
    „Wir sind beide darauf gekommen, aber ich möchte dir klar und deutlich sagen, dass Giulia mit ihrem unmündigen Kind und ich als Tochter des Hauses erwarten, ja einen Anspruch darauf haben, dass ein Mann von Gewicht im Haus bleibt. Ich mag gar nicht daran denken, was alles geschehen kann, wenn ihr beide unterwegs seid! Auf dem Weg nach Cremona kommt ihr in den Machtbereich von Piacenza und wer hat dort das Sagen?“
    „Die Guelfen, ich weiß.“
    „Wenn da irgend so ein Hitzkopf die Gelegenheit beim Schopf packen will, euch eines auszuwischen – was dann? Einer von euch fällt, der andere kommt in Gefangenschaft und wir müssen ein so hohes Lösegeld zahlen, dass wir am Ende dastehen wie Bettler. Willst du das?“
    Diesen Argumenten war Giordano nicht gewachsen.
    „Natürlich nicht, an eine solche Möglichkeit mag ich gar nicht denken.“
    „Solltest du aber!“
    „Dann werde ich wohl hierbleiben müssen …“
    „Als Haupt der Familie, ja.“
    Natürlich dachte er sofort auch daran, dass er auf der Reise nach Cremona immer der Zweite sein würde, hier aber war er in Galvanos Abwesenheit der Erste! In seiner spontanen Art übernahm Giordano sogleich diese Rolle. Seinem Liebchen teilte er stolz mit, sie habe es demnächst mit dem Grafen Lancia zu tun, und auf der Bürgerwehrversammlung ließ er durchblicken, dass man sich künftig an ihn wenden müsse, wenn von dem Grafen Lancia eine Entscheidung verlangt werde. Da alle seine aufbrausende Art kannten, wagte niemand einen Scherz, sondern sie nickten nur mit ernsten Gesichtern.
    |77| Nach dem Nachtmahl bat er Galvano auf ein Wort. Den Älteren beschlich ein unbehagliches Gefühl und er machte sich auf flammende Empörung gefasst. Doch er hatte sich getäuscht.
    „Bianca hat mir ihre Befürchtungen mitgeteilt und ich muss schon sagen, das hätten wir beide auch erwägen sollen! Wir reisen zum Teil durch feindliches Gebiet – denke an Piacenza! Nur angenommen, einer von uns fällt und einer wird gefangen. Es geht um Giulia und um Bianca! Sie wären dann schutzlos allen Anforderungen ausgeliefert und nach der Zahlung des Lösegeldes …“
    „… es gibt immer noch Giulias Eltern …“
    „Die wird man auch nicht verschonen. Nein, nein, ich sehe meine Pflicht darin, hierzubleiben und das Haus Lancia zu führen.“
    Galvano gefiel diese Wortwahl nicht.
    „Zu führen? Sagen wir besser, mich zu vertreten.“
    „Ja, ja, das kommt wohl auf eines hinaus.“
    „Hat Bianca dir gesagt, dass sie nach Cremona mitkommen will?“
    „Was? Aber das geht doch nicht! Wann ist jemals eine Frau, ein Mädchen mit einer Gesandtschaft … nein, nein, das musst du ihr ausreden!“
    Galvano seufzte. „Ich werde es versuchen, aber du weißt ja, wie wenig wortgewandt ich bin, da übertrifft Bianca mich bei weitem.“
    „Also gut“, Giordano rief es in seiner schnell entschlossenen Art, „dann werde ich es versuchen.“
    Auf eine seltsame Weise war Bianca nämlich in die Rolle ihrer Mutter hineingewachsen. Ihr Verstand war scharf und schnell, ihre Wortwahl knapp, geschickt und logisch. Ihre Brüder fürchteten sie ein wenig und jeder vermied es, sich mit ihr anzulegen.
    So verspürte Giordano ein sonst ungewohntes Flattern im Bauch, das er nicht unterdrücken konnte. Ehe er an ihre Tür klopfte, sagte er sich: Jetzt nimm dich aber zusammen!
    Biancas behaglich eingerichteter Wohnraum unterschied sich doch in einigem von anderen Mädchenzimmern. Auf einem

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