Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers
vertaten ihren Sold nicht nur bei Spiel und Suff.
|82| Für Bianca und Berta kam als Unterkunft nur eines der beiden Frauenklöster in Frage. Galvano hatte schon vorgesorgt und mit der Autorität eines kaiserlichen Vasallen den widerstrebenden Nonnen einen Raum abgemietet.
Vor wenigen Tagen waren die Abgeordneten der ghibellinischen Städte eingetroffen, ungeachtet der Tatsache, dass der Reichstag nicht zustande gekommen war und die abtrünnige Lombardische Liga sich als Sieger betrachtete. Auch in Parma oder Pavia, in Modena oder Lucca, ja sogar in Pisa hatte es Stimmen gegeben, die anrieten, besser abzuwarten und einem Verlierer nicht nachzulaufen. Natürlich hatte die Lombardische Liga überall ihre Spitzel eingeschleust, um die Stimmungslage in den kaisertreuen Städten zu erkunden und, wo es sich ergab, für den Bund zu werben. Viel hatten sie nicht erreicht, denn sämtliche Abgeordneten waren gekommen und erwarteten in der Sala Grande des Stadthauses die Rede des Kaisers.
Sein Auftritt war glanzvoll wie stets; vier Fanfarenbläser und zwei Trommler begleiteten mit schmetternder Triumphmusik seinen Einzug. Friedrich hatte das kaiserliche Ornat angelegt, auf seinem Haupt funkelte die Lilienkrone, die rechte Hand hielt das Szepter. Als die Versammlung bei seinem Erscheinen in die Knie sank, rief Friedrich mit seiner hellen, wohlklingenden Stimme:
„Nein, Freunde sollten nicht voreinander knien, aber Unsere Feinde werden es bald tun müssen und nicht nur das: Sie werden sich wegen Hochverrats zu verantworten haben. Die Gründung des sogenannten Lombardischen Bundes ist offene Rebellion gegen Unsere kaiserliche Majestät! Wir werden Seine Heiligkeit bitten, unverzüglich den Bann auszusprechen und Wir werden Uns mit der Verhängung der Reichsacht anschließen. Dieses schändliche Verhalten ist nicht nur Verrat an Unserer kaiserlichen Majestät, es bedeutet Verrat an Gott, kurz: Gotteslästerung. Warum, mag sich mancher von euch fragen, warum Verrat an Gott? Die Antwort ist einfach: Das Verhalten der sogenannten Lombardischen Liga beinhaltet unter anderem auch die Verweigerung von Steuern und behindert Unsere Vorbereitungen zum Kreuzzug, missachtet das heiße Verlangen aller christlichen Völker, das Heilige Land aus seinen heidnischen Fesseln zu befreien. Ihr aber, die ihr hier versammelt seid, sollt für eure Treue und Hingabe reich belohnt werden.“
|83| Der Kaiser nannte nicht die Art der Belohnung, aber jeder der Gesandten wusste, um was es ging: Privilegien, Steuererlass, Markt-, Handels- und Zollrechte.
Das Bankett klang mit einem großen Festmahl aus. Danach wechselte der Kaiser mit jedem der Stadtvertreter einige Worte, während der Sekretär ihnen Zeit und Ort der in den nächsten Tagen stattfindenden Einzelgespräche nannte.
Es fiel Galvano nicht leicht, seine Bitte vorzubringen:
„Kaiserliche Majestät, ich möchte um Eure gnädige Erlaubnis bitten, meine Schwester Bianca mitbringen zu dürfen. Es ist ihr Herzenswunsch, einmal in ihrem Leben den Kaiser zu sehen.“
Es war, als fliege ein heller Schein über Friedrichs klare, ernste Züge.
„Wie alt ist Eure Schwester?“
„Dreizehn Jahre, Majestät.“
„Warum nicht? Ich werde sie gerne begrüßen, aber“, da glitt ein Lächeln über Friedrichs Gesicht, „bei Unserer Besprechung kann sie nicht zugegen sein.“
„Das weiß ich, das weiß ich …“
Später dann, auf dem Weg zum Kloster, klang Galvanos Freude schnell ab – er wusste selber nicht, warum. Dafür erfasste ihn ein seltsamer Groll auf Bianca, den er nicht zu deuten wusste. Hätte der Kaiser abgelehnt, so dachte er – so dachte etwas in ihm –, so wäre ich erleichtert gewesen und hätte ihr mitteilen können, die Majestät habe keine Zeit, sich mit kleinen Mädchen zu befassen. Wie hätte Giordano da reagiert? Wahrscheinlich anders, vermutlich so, wie es sich für einen Bruder gehört. Einen Freudentanz hätte er aufgeführt und Bianca auf beide Wangen geküsst. Mir aber ist nicht danach und ich weiß nicht, woran es liegt. Warum bin ich nur so? Das fragte er sich und empfand dabei tiefe Scham. Du bist so, antwortete das Etwas in ihm, weil es dich ärgert, dass Bianca immer und immer ihren Kopf durchsetzt. Was sie sich vornimmt, das gelingt ihr – immer und immer wieder. Wir alle müssen doch Rückschläge hinnehmen, dafür ist der Kaiser ein lebender Beweis. Es ist schon hart einen Reichstag anzusetzen und dann wird nichts daraus, weil ein Dutzend Kommunen vor Dünkel
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