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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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besuchen – immerhin findet er hier seine treuesten Anhänger.“
    Wieder kam Giordano seinem Bruder zuvor.
    „Was du dir in deinem kleinen Mädchenverstand so ausdenkst! Glaubst du, der Kaiser habe nichts anderes zu tun, als reihum seine Anhänger zu besuchen? Es ist unsere Pflicht, zu ihm zu gehen!“
    Galvano versuchte die Wogen zu glätten.
    „Natürlich wäre es schön, den Kaiser in unserer Stadt zu wissen, aber ich muss Giordano schon Recht geben – er ist auch König von Sizilien und seine Zeit ist knapp. Ich verspreche dir einen genauen Bericht, Bianca, ja, ich werde die Haare auf seinem Kopf zählen, um dich zufriedenzustellen.“
    Alle lachten, denn es geschah höchst selten, dass der ernste und bedächtige Galvano einen Scherz machte. Bianca aber wartete ab, bis sie ihn alleine antraf. Das war sozusagen zwischen Tür und Angel, denn er kam aus den Ställen, wo er die Pferde auf ihre Reisetauglichkeit überprüft hatte. Sie fasste ihn am Arm.
    |74| „Ach, Galvano, hättest du etwas Zeit für mich? Du solltest dir meine Stute Brunella anschauen. Ich glaube, sie lahmt etwas.“
    „Aber dafür ist doch der
cavallerizzo
zuständig, ich glaube nicht, dass ich …“
    „Ich möchte es trotzdem.“
    Sie zog ihn zum Stall und schickte den die Raufe füllenden Pferdeknecht hinaus. Dann schob sie den kaum widerstrebenden Galvano in eine Ecke und flüsterte:
    „Ich habe etwas mit dir zu besprechen.“
    „Aber warum gehen wir nicht ins Haus, da ist es …“
    „Nein, es soll hier und unter vier Augen geschehen.“
    Er fügte sich und Bianca kam gleich zur Sache.
    „Galvano, ich möchte dich nach Cremona begleiten und Giordano soll hierbleiben.“
    Da blieb ihrem Bruder vor Staunen der Mund offen und es dauerte etwas, bis er wieder zur Sprache fand.
    „Aber wie denkst du dir das? Ein zwölfjähriges Mädchen hat bei einer Gesandtschaft nichts zu suchen, ja nicht einmal den Ehefrauen würde man so etwas gestatten.“
    Sie schaute ihn ruhig an.
    „Wer ist ‚man‘? Du bist Galvano Graf Lancia und kannst mitnehmen, wen du willst.“
    Er schüttelte störrisch den Kopf.
    „Nein, das kann ich nicht! Und was würde Giordano dazu sagen?“
    Auch dafür hatte sie längst einen Plan.
    „Du sagst ihm, er werde hier gebraucht, denn in deiner Abwesenheit ist er das Haupt der Familie. Hast du je daran gedacht? Ihr seid vielleicht monatelang unterwegs und es müssen irgendwelche wichtigen Entscheidungen getroffen werden – wer soll das tun? Giulia? Ich? Wie stellst du dir das vor? Du kannst die Familie Lancia nicht ohne männlichen Schutz zurücklassen. Giordano wird das einsehen.“
    Dieses Argument gab Galvano zu denken und etwas zögerlich musste er sich eingestehen, dass Bianca Recht hatte. Nach langem Schweigen brummte er:
    „Da ist etwas dran, aber du kannst trotzdem nicht mitkommen. Die ganze Familie würde über mich herfallen und nicht nur das, auch den anderen Gesandten wäre das kaum begreiflich zu machen.“
    Auch dafür hatte sie eine Lösung.
    |75| „Sprich von einem Gelübde, das ich getan habe. Du musst nicht erklären, um was es geht, sage nur, deine Schwester habe ein Gelübde für den Kaiser abgelegt, wozu gehört, dass sie ihm ins Auge blickt.“
    „Das wird mir keiner abnehmen …“
    „Ein Gelübde ist etwas Heiliges.“
    „Ein erfundenes nicht.“
    „Das lässt sich nachholen.“
    Er brummte etwas Undeutliches und wandte sich ab. Im Hinausgehen sagte er:
    „Du solltest erst einmal mit Giordano reden, denn ich weiß nicht, wie ich es ihm begreiflich machen soll.“
    Damit hatte sie schon gerechnet. Galvano war kein Mann des Wortes und das wusste er recht gut.
    Am nächsten Tag war es wieder vor dem Pferdestall, wo sie Giordano abfing. Der Knecht führte das gesattelte Pferd hinaus, denn Giordano wollte an einem Treffen der Bürgermiliz teilnehmen. Er hatte es dort schon zum
portastendardo
gebracht und hoffte, nach seinem achtzehnten Geburtstag zum Capitano ernannt zu werden.
    „Auf ein Wort, Giordano.“
    Er hatte schon einen Fuß im Steigbügel.
    „Du siehst doch, ich habe es eilig! Heute Abend können wir reden, da habe ich Zeit.“
    „Es ist aber wichtig …“
    Was Bianca nicht wusste: Giordano musste jetzt die Entscheidung zwischen zwei Frauen treffen. Er war nämlich auf dem Weg zu einer Geliebten, denn das Treffen der Bürgermiliz fand erst am Nachmittag statt. Seufzend zog er seinen Fuß aus dem Steigbügel und sagte zum Pferdeknecht:
    „Reite den Baleno ein wenig warm und

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