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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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beim Menschen schon der Gedanke genügte. Das versöhnte ihn mit sich selber.
    In Anais Armen vergaß Friedrich den Kreuzzug und schob die Weiterreise von Tag zu Tag hinaus. Niemand wagte es, ihn an seine Pflicht zu erinnern, bis einer den Mut dazu fand, nämlich Petrus de Vinea, seit vielen Jahren Freund und enger Berater des Kaisers. Friedrich hatte seine Umgebung wissen lassen, dass er am nächsten Tag auf die Jagd gehen wolle, um dann beim Nachtmahl den Tag der Weiterreise bekannt zu geben. Nun war Petrus kein begeisterter Waidmann, aber er wusste, dass der Kaiser während der Jagdzeit aufgeschlossen und zugänglich war. Während der Mittagsruhe bat er Friedrich, ihn ins Zelt begleiten zu dürfen. Der Kaiser drohte lächelnd mit dem Finger:
    |99| „Da steckt noch etwas anderes dahinter, nicht wahr? Geht es um ein Gespräch unter vier Augen?“
    Petrus nickte und Friedrich schickte die Diener hinaus. Bestens gelaunt, scherzte der Kaiser:
    „Tut mir doch endlich den Gefallen und nehmt Euren Bart ab! Das Ding bedeckt Euer Gesicht wie eine Maske und verbirgt Euer Mienenspiel – aber das ist Euch wohl ganz recht?“
    „Was soll ich da antworten, Majestät? Vielleicht opfere ich meinen Bart dem Kreuzzug – wenn er gelingt.“
    „Warten wir es ab – also, worum geht es?“
    De Vinea machte es ganz geschickt.
    „Zu Eurer Geliebten möchte ich Euch Glück wünschen! Es gibt am Hof kaum einen Mann, der Euch nicht darum beneidet. Möge die schöne Anais Euch noch lange erhalten bleiben.“
    Friedrichs Miene blieb gelassen.
    „Und was weiter?“
    „Es geht um Königin Jolanda. Sie hat Euch noch kein Kind geboren, aber wie sollte sie auch. Bitte verübelt es mir nicht, Majestät, wenn ich ein wenig an die Zukunft denke. Bisher gibt es einen legitimen Sohn und der sitzt auf dem deutschen Königsthron. Einmal angenommen, Ihr kehrt von der Kreuzfahrt nicht mehr zurück – wer wird dann König von Sizilien? Gregor wird sein Lehen an den Meistbietenden verhökern, aber das wird kein Staufer sein, weil der Papst – und vor allem dieser Papst! – Eurem Sohn Heinrich mit Sicherheit die sizilische Krone verweigert. Nun frei und gerade heraus: Es ist Eure Pflicht, Königin Jolanda zu schwängern.“
    „Belehre du mich nicht über meine Pflichten, Petrus de Vinea! Das hat bisher noch keiner gewagt!“
    Es war eine Eigenheit des Kaisers, seine engsten Vertrauten sowohl im Zorn als auch bei intimen Gesprächen zu duzen. Das klang zwar recht ärgerlich, aber keineswegs zornig.
    „Einer muss es wohl tun und wenn ich mich Euren Freund nennen darf, so ist es Freundespflicht.“
    „Du hast Recht getan, mich zu mahnen. Sende noch heute einen Kurier nach Terracina mit dem Befehl, nein, mit der Bitte, meine erlauchte Gemahlin möge sich auf den Weg nach Brindisi machen.“
    „Gut, Majestät, und wann reisen wir ab?“
    Der Kaiser gähnte und setzte sich auf sein Feldbett.
    „Spätestens in drei Tagen, vielleicht schon übermorgen.“
     
    |100| Friedrich verlor nun keine Zeit mehr und brach fast überstürzt nach Brindisi auf. Dort traf wenige Tage nach ihm seine Gemahlin Jolanda ein, mit der er seinen schon fast fertigen Palast bezog, den er sich am Westhafen hatte errichten lassen.
    Die zarte, schüchterne Jolanda war ein wenig zänkisch und auch ziemlich dick geworden. Was hätte sie in ihrer haremsartigen Verbannung auch tun sollen, als Süßigkeiten zu naschen, während ihr Warten auf den Gemahl immer weniger dringlich wurde? Sie lebte mit ihren syrischen Hofdamen so in den Tag hinein, klimperte ein wenig auf der Laute, versuchte sich im Gesang und verfolgte neidvoll die Liebesaffären ihrer Damen, die im stillen Terracina ein recht lustiges Leben führten. Ihre engsten Vertrauten mussten dann ganz genau von ihren Erlebnissen berichten, manchmal so genau, dass sie in Jolandas Bett kamen und handgreiflich demonstrierten, was die Männer mit ihnen anstellten. Das war wenigstens ein Ersatz für ihr männer- und liebeloses Dasein und manchmal kam es schon dazu, dass sie Friedrichs Abwesenheit genoss und sich wünschte, es könnte noch länger dauern.
    Aber dann kam die Botschaft und jetzt lagen sie in Brindisi gemeinsam im Bett. Friedrich dachte an Anais und versuchte sein Bestes, während die von ihren Damen verwöhnte Jolanda es ein wenig störend fand, dass ihr Gemahl darauf bestand, in ihr Innerstes einzudringen. Natürlich wusste sie, warum: Sie sollte ein Kind gebären. Sie mochte nicht recht daran glauben, dass sie dazu

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