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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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Fall dem Einfluss dieser Berta aussetzen.“
    „Ist der so schlimm? Hat sie ein Monstrum aus mir gemacht?“
    „Nein, darum geht es nicht. Diese Frau ist mir einfach zu deutsch, zu fremd …“
    Bianca lächelte spöttisch.
    „Auch Kaiser Friedrich kommt aus deutschem Stamm.“
    „Seine Mutter war Sizilianerin.“
    „Von der Geburt her schon, aber ihre Vorfahren waren Normannen.“
    Giulia umfasste seufzend ihren aufgetriebenen Leib.
    „Du hast Recht, wie sooft, aber stelle dich nicht dümmer, als du bist.“
    Federico kam vom Wesen her ganz nach dem Vater. Er war ein ruhiger, stiller Junge, der wenig sprach und sich in fast allem leicht lenken ließ. Was er aber aus Herzensgrund ablehnte, das konnten ihm auch Strafen nicht näherbringen. So aß er etwa keinen Fisch, seit ihm ein Verwandter einen Goldfisch geschenkt hatte, den er in einem gläsernen Becken hütete wie seinen Augapfel. Wenn es am Freitag Fisch gab, nahm er nur Brot und Käse. Auch beim Spiel gab es solche Abneigungen. So verweigerte er jede Art von Wettkampf. Wenn seine Spielgefährten – gleichaltrige Söhne der im Hause lebenden Bedienten – ihn zu irgendeinem Wettstreit aufforderten, so schüttelte er nur den Kopf und sah den anderen beim Wettschießen mit Pfeil und Bogen, beim Steinewerfen, beim Wettlaufen und |93| was es sonst noch gab, einfach zu mit freundlichem Wohlwollen, ja sogar mit Lobesworten für den Sieger.
    An diesem sonnigen Junitag saß er mit Bianca im Schatten und spielte Zahlenraten. Federico kannte bereits die Zahlen von eins bis zehn, konnte sie auch schreiben. Nun hatte er sein Hemdchen hochgeschlagen und Bianca musste ihm Zahlen mit dem Finger auf den Rücken schreiben, die es zu erraten galt. Da sie dies schon oft getan hatten, hatte er darin eine solche Fertigkeit erreicht, dass ihm kaum noch Fehler unterliefen. Als Galvano herantrat, ließen sie sich nicht stören. Er schaute dem Spiel eine Weile zu und sagte dann:
    „Federico, lässt du mich jetzt mit Tante Bianca allein, ich muss sie etwas Wichtiges fragen.“
    „Frage sie nur, ich störe euch schon nicht.“
    Galvano lachte. „Nein, Söhnchen, du störst nie, aber manches ist nicht für deine Ohren bestimmt. Die Rösser werden gerade gefüttert, magst du nicht zusehen?“
    Da zog Federico sein Hemd herunter und stopfte es in die kurze Hose. Die durfte er nur zuhause und beim Spiel tragen, ansonsten kleideten ihn die Eltern wie einen Erwachsenen.
    „Ist gut – bis später dann!“
    Sie blickten ihm nach und Bianca meinte:
    „Der Junge ist gut zu haben – wenn ich da an Giordano denke …“
    Galvano lachte. „Den hast du in diesem Alter noch nicht gekannt, da warst du gerade geboren.“
    „Schließlich hast du uns davon erzählt, wie bockig er als Fünf- und Sechsjähriger war.“
    Galvano blickte zerstreut.
    „Mag sein, aber ich möchte über etwas anderes mit dir reden.“
    Sie gingen in den rückwärtigen Teil des Gartens, wo der Großvater eine Rundbank um eine alte Steineiche hatte zimmern lassen. Wenn sich seine Gäste beklagten, dass von der Stadt nichts zu sehen war, dann hatte er sie hierhergeführt. Dom und Taufkapelle waren deutlich zu erkennen, während der nur bis zur Hälfte gediehene Campanile sich dahinter versteckte. In Pisa war das ein beliebtes Gesprächsthema. Die einen meinten, der jetzt schon schiefe Turm würde nach einer Aufstockung umkippen, nicht wenige waren dafür, ihn abzureißen und an anderer Stelle zu errichten. Es gab aber auch Stimmen für den Weiterbau an Ort und Stelle, doch zu einer Einigung kam es nie und so blieb der Turm unvollendet.
    |94| Sie setzten sich auf die Bank und da Bianca beharrlich schwieg, begann Galvano mit abgewandtem Gesicht – er blickte auf die Stadt – und stockender Stimme zu sprechen.
    „Noch vier Monate und wir können deinen vierzehnten Geburtstag feiern und du weißt ja, dass dies ein besonderer ist.“
    Auch Bianca schaute ihren Bruder nicht an.
    „Was soll daran Besonderes sein?“
    „Von diesem Alter an pflegen Mädchen zu heiraten und man bezeichnet sie als
nubile
.“
    „Es gibt welche, die heiraten erst mit sechzehn.“
    „Ja, das gibt es auch, gewiss, so manche Eheschließung kann sich aus unterschiedlichen Gründen verzögern. Dennoch sollten wir ins Auge fassen, welcher junge Mann für dich …“
    Sie erhob sich abrupt.
    „Nein“, fauchte sie mit vor Empörung heiserer Stimme, „ich fasse gar nichts ins Auge! Lasst mich erst einmal meinen Geburtstag feiern, ja? Derzeit

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