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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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von Pozzuoli. Schon die Römer hatten die heilsame Wirkung dieser übelriechenden Dämpfe erkannt, und so zwang sich auch Friedrich dazu, sich in einer der schwefelglitzernden Höhlen des fast erloschenen Vulkans den kochend heißen Dämpfen auszusetzen. Danach wankte er jedes Mal halb bewusstlos ins Freie, wo er sich mit kaltem Wasser übergießen ließ.
    Beim dritten oder vierten Besuch dieser Dampfgrotten hatte er eine seltsame Vision. Er musste wohl auf seiner steinernen Liege etwas eingenickt sein, jedenfalls weckte ihn ein leises Lachen und er sah, wie sich eine zierliche Gestalt auf ihn zubewegte. Friedrich richtete sich überrascht auf, als er sah, dass eine nackte Frau vor ihm stand. Aus ihrem ovalen Gesicht blickten ihn große dunkle Augen an, das Haar fiel ihr über die Schultern und bedeckte wie ein feiner Schleier ihre Brüste.
    „Bianca? Du bist doch Bianca? Wer hat dich hereingelassen? Sind draußen keine Wachen?“
    Wieder hörte er ihr leise klingendes Lachen und dann eine Stimme, die nur scheinbar von ihr, wahrscheinich aber aus ihm selber kam.
    |103| „Hast du mich vergessen?“
    Er schüttelte den Kopf und flüsterte: „Nein, nein, nein!“
    Ermattet von der Hitze und dem kurzen Schlaf fiel es ihm schwer, aufzustehen. Er stützte sich mit beiden Händen ab und schaute kurz zu Boden. Als er endlich stand, war die Erscheinung verschwunden. Schwankend ging er zum Eingang, öffnete den Vorhang einen Spalt breit. Da standen die Wachen und erregt fuhr er sie an:
    „War da etwas? Ist eine Frau hier?“
    Der Capitano eilte herbei.
    „Nein, Majestät, das ganze Gelände ist abgesperrt, da könnte nicht einmal eine Maus …“
    „Ist ja gut … vermutlich habe ich geträumt.“
    Den zweiten Teil des Satzes hatte Friedrich leise und zu sich gesprochen.
    Am nächsten Tag diktierte er dem Sekretär ein Schreiben an die gräfliche Familie Lancia in Pisa.
    „Wir haben Uns entschlossen, im Jahre des Herrn 1228, im April zu Barletta einen Hoftag einzuberufen. Dabei sollen sich alle treuen Vasallen um Uns versammeln, ehe Wir im Juni oder Juli Unsere Kreuzfahrt ins Heilige Land antreten werden. Da Wir nicht wissen, ob Gott Uns die Gnade einer gesunden Heimfahrt gewährt, soll dabei festgelegt werden, was in Unserer Abwesenheit oder im Fall Unseres Todes zu geschehen hat.“
    Dem Schreiben war ein gefaltetes und mit dem kaiserlichen Privatsiegel versehenes Blatt beigelegt, mit dem Hinweis, es nur dem Grafen Galvano Lancia oder in dessen Abwesenheit seinem Bruder Giordano auszuhändigen. Darin hieß es kurz:
    „Unsere Gemahlin, die Königin Jolanda, hat den Wunsch geäußert, eine Dame aus guter einheimischer Familie zu ihrer Ersten Hofdame zu ernennen, auch im Hinblick auf die Erziehung ihres zu erwartenden Kindes. Eure Schwester Bianca scheint Uns dazu geeignet, auch weil sie mit Unserer Gemahlin etwa gleichen Alters ist. Wenn nicht gewichtige Gründe Unserem Wunsch entgegenstehen, so soll Donzella Bianca Euch zum Hoftag begleiten.“

|104| 8
    Draußen mühte sich der Winter mit vergeblichen Versuchen, seinen Platz zu verteidigen und dem Frühling den Weg zu versperren. Doch der vom Apennin herabtosende Wind hatte seine Stetigkeit verloren und blies nur noch in kurzen, heftigen Böen. Ende Februar lebte er wieder auf, kam aber diesmal aus Südwest, war auch wärmer geworden. So schmolzen die Reste des Schnees von den Bergkuppen und die Menschen gingen wieder gerne hinaus und spähten am Himmel nach der Sonne, die sich jetzt von Tag zu Tag häufiger zeigte. Am ersten März traf ein Bote aus dem Süden ein und überreichte Galvano das kaiserliche Schreiben.
    Bianca hatte von ihrem Fenster aus den Kurier gesehen und sein mit dem Kaiseradler geschmücktes Wams hatte sie aufspringen, die Treppe hinabfliegen und zum
atrio
laufen lassen. Atemlos stieß sie hervor:
    „Nachricht vom Kaiser?“
    „Ja“, sagte Galvano unwillig, „aber die Botschaft wird ja nicht dich betreffen.“
    Während der Bote von einem Diener ins Haus geführt wurde, ging Galvano in sein nach Norden gelegenes und höchst selten benutztes Arbeitszimmer. Bianca folgte ihm auf dem Fuß.
    „Was willst du noch?“
    „Darf ich mir ein wenig Tinte borgen? Die meine ist schon gestern zu Ende gegangen.“
    „Muss das jetzt sein?“
    Sie antwortete nicht, ging voraus und öffnete ihm die Tür. Wider Willen musste er schmunzeln.
    „Lästig bist du und neugierig dazu.“
    „Die Nachricht könnte ja auch mich betreffen …“
    „Dich? Dass ich

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