Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers
steht, Majestät.“
„Dann setze ich mich auch.“
Er nahm auf seinem Feldbett Platz. In ihm stieg ein Gefühl auf, als habe er eine Schlacht gewonnen. Er hatte nicht ernsthaft damit gerechnet, dass die Lancia ihre Schwester auf eine so weite Reise schicken würden – Ausflüchte hätten sich leicht gefunden. Aber nun war sie da und strahlte ihn mit ihren wunderschönen bernsteinfarbenen Augen an, als sei es ihr Herzenswunsch gewesen, ihn zu treffen.
Und so war es auch. Bianca fühlte sich am Ziel und von nun an würde der Kaiser über ihre Zukunft bestimmen. Schweigend |125| schauten sich die beiden Menschen an und ihre Blicke prallten nicht aufeinander, sondern drangen tief in ihre Herzen und das war wie ein Einklang, ja wie eine Vereinigung, die der ihrer Körper vorausging.
Es drängte Friedrich zur Erinnerung – ja, genauso ist es bei Adelheid gewesen –, aber er wusste zugleich, dass dies ungehörig war. Bianca aber drängte es, zu sagen: Gut, dass ich bei meinem Keuschheitsgelübde die eine Ausnahme machte – die eine, auf die es ankommt. Doch sie schwieg.
Sie erhoben sich gleichzeitig, als folgten sie beide einer höheren Weisung. Friedrich ging zum Eingang, gab den Wachen einen halblauten Befehl in arabischer Sprache. Als er sich umwandte, hatte Bianca schon ihr grünes Oberkleid abgelegt, löste den Gürtel vom Untergewand und nun war Friedrich behilflich, die seitliche Verschnürung zu lösen. Dann schlüpfte er selber etwas ungeschickt aus seinen Kleidern, behielt aber wie sie den schmalen Lendenschurz an. Ihre Brüste mit den großen dunklen Warzen schauten ihn so auffordernd an, als wollten sie sagen – endlich, endlich ist es so weit, lange genug haben wir gewartet.
Sorgsam und ohne Hast löschte Friedrich alle Kerzen bis auf eine, die in der Zugluft leise flackerte, sich dann wieder aufrichtete und beim nächsten Windhauch wieder zu tanzen begann. Eng umschlungen sanken sie aufs Bett und Bianca flüsterte:
„Jetzt weiß ich, worauf ich die ganze Zeit gewartet habe.“
„Mir ging es nicht anders, aber ich versuchte, die unzüchtigen Gedanken beiseitezuschieben. Ein Kaiser vergreift sich nicht an den Töchtern seiner treuesten Vasallen, hatte ich mir vorgehalten, aber das Verlangen war da, war stärker, und so habe ich gewagt, dich auf diese weite Reise …“
„Das Ziel hat mir die Reise verkürzt …“
„Ich war das Ziel?“
„Wer sonst?“
Dann begannen sie ihre Körper zu erkunden, ohne Hast, doch mit steigender Erregung. Für Friedrich war das nichts Neues, aber Bianca spürte, wie jeder Teil ihres Körpers erwachte, wie Lippen, Brüste, Schultern, Bauch und Schenkel ein Eigenleben gewannen, Signale aussandten. Wohin? Alles bündelte sich in ihrem Schoß, der so feucht wurde, dass Bianca erschrak. Ihre Tage konnten es nicht sein, das war vor einer Woche gewesen. Friedrich aber spürte |126| ihre Erregung, ihre Bereitschaft, pochte behutsam an das Tor, fand es offen und trat langsam ein.
Das ist es also! Etwas in Bianca begann zu singen und zu klingen und sie klammerte sich wie eine Ertrinkende an Friedrichs Schultern, ihre Nägel drangen in sein Fleisch, doch er spürte nichts – spürte nur sie, ihre Bereitschaft, ihre Hingabe, ihr Glück. Ja, das Glück umgab sie wie eine Aura, war sichtbar, fast greifbar.
Gegen Morgen fragte sie ihn: „Hast du jetzt ein Kind gezeugt?“
Friedrich lachte leise. „Ich kann dir aus Erfahrung sagen, dass dies sehr wahrscheinlich ist. Möchtest du es?“
„Ja, mein Falke, das wünsche ich mir.“ Sie hatte es auf Deutsch gesagt, denn alles sollte er auch nicht wissen.
„Du nennst mich einen Falken?“ Er fragte es auf Deutsch zurück.
Erstaunt richtete sie sich auf. „Du verstehst Deutsch?“
Er lachte, doch diesmal laut und unbekümmert. „Warum wohl? Weißt du nicht, dass ich auch deutscher König bin?“
„Und römischer Kaiser, dazu König von Sizilien und Jerusalem …“
„Hier im Bett mit dir bin ich nur Federico oder Friedrich oder ein
falco
, wie du mich nanntest. Das gefällt mir …“
„Falcone würde besser passen – großer Falke.“
„Dein Falke – für die Welt bin ich ein Adler, den du auf meinen Münzen, Fahnen und Siegeln findest.“
Bei Morgengrauen liebten sie sich zum letzten Mal und dann musste Bianca herzlich lachen. Friedrich stutzte.
„Lachst du mich aus?“
„Nein, ich musste nur daran denken, was meine Amme Berta über den
concubito
gesagt hat.“
„Sage es mir.“
„Sie hat viel
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