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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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Bianca Lancia waren so postiert, dass er einen freien Blick auf sie hatte.
    Bianca trug ein lindgrünes Übergewand mit langen Ärmeln und freien Schultern, das weit über die Knie fiel, während das seidene rotbraune Untergewand vom Hals bis zu den Füßen reichte. Die langen dunklen Haare waren aufgesteckt und durch ein schmales silbernes, mit kleinen Smaragden besetztes Band gehalten. Schon früher war ihr gesagt worden, dass die Höflichkeit es gebot, in Anwesenheit des Kaisers kein Gold zu tragen. Bianca blickte sich unauffällig um und musste feststellen, dass die anderen Damen sich nicht daran gehalten hatten.
    Auch der Kaiser hatte sich festlich gekleidet, mit goldgesticktem weißen Untergewand – der Alba –, einem purpurnen, vorne offenen |123| Umhang, dazu eine von den Schultern bis zu den Schuhen reichende helle Stola, bestickt mit kleinen goldenen Kreuzen. Das waren Teile eines geistlichen Gewandes, die der Kaiser zu festlichen Anlässen trug – tragen durfte, denn bei seiner Krönung hatte er auch die niedrigen Priesterweihen erhalten. Auf seinem rötlichen Haar funkelte die sogenannte Reisekrone, eine schmälere und leichtere Ausführung der prunkvollen Lilienkrone.
    Der Anblick des Kaisers hatte Bianca in eine feierliche Stimmung versetzt; weder achtete sie darauf, was sie aß, noch darauf, was sie trank – alles schmeckte schal, essen erschien ihr jetzt als eine profane, ja ungehörige Tätigkeit. Jedes Mal, wenn Friedrich den Pokal hob, blickte er Bianca kurz an und seine feurigen Augen entfachten in ihrem Körper einen Brand, der ihr den Schweiß auf die Stirn und fiebrige Röte auf die Wangen trieb. Giordano bemerkte kaum etwas davon, das Gefühl seiner Wichtigkeit überschattete alles andere. Nun war er der Graf Lancia, der dem Imperator Truppen zugeführt, Treue geschworen und sich damit zum erlauchten Kreis des ghibellinischen Adels zählen durfte.
    Am Ende des Banketts ließ der Kaiser ihm mitteilen, dass er vor der Nachtruhe noch einiges mit ihm und seiner Schwester zu bereden habe. Die Wachen würden sie beide auf das Kennwort Lancia einlassen.
    Als Giordano seine Schwester zu ihrem Zelt brachte – Anna wartete schon am Eingang –, fragte er sie:
    „Warum will der Kaiser dich sehen? Vermutlich geht es um den Kreuzzug und da verstehe ich nicht …“
    Bianca fiel ihm ins Wort.
    „Was verstehst du nicht? Schließlich bin ich zu Königin Jolandas Hofdame bestellt und so werden es Familienangelegenheiten sein, die der Kaiser mit mir besprechen will.“
    „Reg dich nicht auf, Schwesterchen. Ich als dein Bruder habe das Recht, über all diese Dinge unterrichtet zu sein, damit wirst du dich abfinden müssen.“
    Zuhause hätte er nicht gewagt, mit Bianca in diesem Ton zu reden, aber hier vertrat er Galvano und war für seine Schwester verantwortlich.
     
    Auf das Kennwort Lancia gaben die Wachen – finster blickende, baumlange Sarazenen – sofort den Weg frei.
    |124| Der Kaiser empfing sie stehend neben seinem mit Fuchsfellen bedeckten Feldstuhl.
    Bianca sank in die Knie, Giordano verbeugte sich tief. Friedrich rief fröhlich:
    „Nicht so förmlich, ihr beiden! Hier geht es nicht um Politik, sondern um Frauengeschichten, die Euch, Don Giordano, eigentlich nicht betreffen. Dennoch habe ich eine Frage an Euch. Da Euer Bruder Galvano die Interessen seiner Familie wie auch die meinen in Pisa aufs Beste vertritt, wäre es mir angenehm, wenn Ihr Euch dem Kreuzzug anschließt.“
    Giordanos Herz begann vor Freude zu hüpfen. Aus eigenen Stücken hätte er nicht gewagt, ohne die Zustimmung seines Bruders das Kreuz zu nehmen, und so beschloss er, die Worte des Kaisers als Befehl auszulegen.
    „Von ganzem Herzen, Majestät! Was aber nun Bianca betrifft …“
    „Eure Schwester ist bei meiner Gemahlin in bester Hut, darauf habt Ihr mein Wort.“
    Giordano strahlte. „Ja, dann – dann …“
    „Dann würde ich sagen, Ihr geht in Euer Zelt zurück und ich werde mit Donna Bianca das Weitere besprechen.“
    Das war mit solchem Nachdruck gesagt, dass Giordano keine Gegenrede wagte, sich stumm verneigte und das Zelt verließ. Dass der Kaiser bei ihrem Gespräch nicht den Pluralis Majestatis anwandte, war ihm entgangen.
    Friedrich wies lächelnd auf den Feldstuhl.
    „Setzt Euch doch, Donna Bianca.“
    Sie bemerkte, dass der Kaiser jetzt das „Donna“ gebrauchte, während er sie bei der ersten Begegnung mit Donzella – Fräulein – angeredet hatte.
    „Aber ich kann doch nicht sitzen, wenn Ihr

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